Bannerbild | zur StartseiteBannerbild | zur StartseiteBannerbild | zur StartseiteBannerbild | zur StartseiteBannerbild | zur StartseiteBannerbild | zur StartseiteBannerbild | zur Startseite
Teilen auf Facebook
 

Schulchronik von Hainrode

ccx Schulchronik der Schule zu Hainrode

 

1642 wurde in Gotha eine neue Schulordnung nach den Plänen des Holsteiners Wolfgang Ratke ( 15712 – 1635 ) erlassen, die als „Gründungsurkunde der deutschen Volksschule“ gilt

Ab 1920 wurden Kirchensteuern eingeführt

Nach Prag und Wien war Erfurt die dritte Stadt in Deutschland ,die sich um die Errichtung einer Universität bemühte. 1389 gegründet.Die Universität Jena wurde 1557 durch Kurfürst Friedrich gegründet

 

Begonnen am 01.April 1908

1908/09

Die Schule zu Hainrode an der Hainleite ist eine ev. Halbtagsschule, deren Schülerzahl zu beginn des Sommerhalbjahres 1908/09 126 beträgt, bald darauf aber auf 128 steigt. Bis zum April des Jahres 1907 ist die Schulstelle vom Lehrer Dittmar verwaltet worden, der an dem genannten Zeitpunkte nach Bleicherode übersiedelt. Sein Nachfolger wird der Lehrer Helm-bold, der Schreiber derselben.

Der Unterricht im Schuljahr 1908/09 nimmt seinen Anfang am 28.April. Am Freitag, den 15. Mai des Jahres fällt der Unterricht aus, da der Lehrer Helmbold am Missionsfest in Nordhausen teilnimmt

Am Donnerstag, den 28. Mai des Jahres, wird die Himmelfahrt Christi gefeiert, so daß der Unterricht ausfällt

Am Mittwoch, den 3.Juni des J. wird das Klassenzimmer bei der Reichstagswahl benutzt, so daß der Unterricht ausfallen muß.

Vom 2. - 12. Juli des J. dehnen sich die Rübenverziehferien aus.

Am 5. August unternimmt die Oberstufe in Begleitung des Lehrers, sowie zahlreicher Erwachsener einen Ausflug in den Harz. Die Bahn brachte die Ausflügler bis Walkenried. Nach Besichtigung des dortigen Klosters (Klosterruinen) ging es nach Sachsa, wo auf dem Ratzenstein Rast gemacht wurde. Nach mühevoller Besteigung des Ravensberges lohnt ein herrlicher Fernblick, bald darauf aber schon - ein strömender Regen die Mühen der kühnen Bergbesteiger. Das nächste Ziel war der Wiesenbecker Teich, an dem wieder Rast gemacht und auf dem eine lustige Gondelfahrt unternommen wird. Von Bad Lauterberg aus, wird die Heimreise per Bahn angetreten. Mit ungebrochener Kraft, unter Gesang, den Pfeifentriller und Trommelschlag unterbricht, resp. begleitet, ziehen die Heimkehrenden, sehnsüchtig von den Ihrigen erwartet und freudig begrüßt, ins heimatliche Dörflein. Nach einem kurzen Wort an die Kinder, das die Schönheit der Heimat preist und die Kinder zur Dankbarkeit gegen die lieben Eltern ermahnt, zerstreut sich die Gruppe.

Am 7.August hatte der Lehrer Helmbold in Wernrode zu vertreten, so daß der Unterbricht ausfiel.

Die Sommerferien dauern vom 10. - 29. August

Da der Lehrer Helmbold zur Erholung noch eine Woche Nachurlaub erhalten hat, mußten in der Zeit vom 31.August bis 5. September Vertretungen eingerichtet werden, die am 31.August von Lehrer Penholer? , Nohra, am 1.September von Lehrer Steinmetz, Großwenden, am 3. September von Lehrer Jaritz, Kleinberndten, am 4.Sept. von Lehrer Bothfeld, Friedrichslohra, gehalten wird.

Am 10. September fand die amtliche Kreiskonferenz statt, so dass der Unterricht ausfiel.

Am 14.Sept. muss der Lehrer Helmbold in Wollersleben vertreten, der Unterricht musste daher ausfallen.

Die Herbstferien währten vom 24. Sept. bis zum 14. Oktober

Mit Beginn des neuen Semesters 1908 trifft eine einschneidende Veränderung das Schulleben. Die Königliche Regierung zu Erfurt hielt die Anstellung eines 2. Lehrers für nötig und beauftragt den Schulamtskandidaten Schleiffer mit der Verwaltung der 2. Lehrerstelle. Aus der Halbtagsschule ist nun eine dreiklassige Schule geworden. Die Mittel - und Unterstufe behält das alte Klassenzimmer, während der Oberstufe in dem, mit neuen Bänken ausgestatteten Saale des Frauenheimes Unterkunft findet. (jetzt Auguste =Viktoria= Haus)

Am 1. Dez. beteiligen sich die beiden Lehrer an der Viehzählung, weshalb der Unterricht ausfällt.

Die Weihnachtsferien begannen am 24. Dez., sie endigen am 3.Jan.1909

Am 27. Jan. 1909 wird Kaisers Geburtstag gefeiert. Zu dieser Feier ist auch Herr Pastor Hess erschienen. Am Abend des Tages findet ein Familienabend im Saale des Hauses des Frauenvereins statt, dessen Darbietungen zum größten Teile Kindern übertragen waren. Der Verlauf des Abends muß als sehr gelungen bezeichnet werden.

Am Donnerstag, den 4. Februar musste der Unterricht ausfallen, da infolge plötzlichen Tauwetters, Hochwasser eingetreten war.

Am 8. März findet eine Revision beider Klassen durch Herrn Kreisschulinspektor Hellweg aus Nohra im Beisein des Herrn Pastor Hess statt.

Am Sonnabend den 3. April werden die Konfirmanden entlassen, deren Zahl 11 beträgt, 7 Knaben und 4 Mädchen

Die Osterferien für das Jahr 1909 beginnen am 7.4. und endigen am 18.4.

1909/10

Am Beginn des neuen Schuljahres beträgt die Zahl der Schüler und Schülerinnen 121, welche Zahl nach Verlauf mehrerer Monate auf 110 fällt.

Am Mittwoch, den 23.7. unternahm die Oberstufe ihre Reise nach der Nordhäuser Talsperre bei Neustadt. Besonders die Hinfahrt mit der Harzquerbahn bis Station Netzkater durch das Ilfelder Tal bot viel Sehenswertes. Vom Netzkater über Sandlünz nach dem Poppenberg

(hoher Aussichtsturm -167 Stufen -) -2 Std., von hier nach der Ruine Hohnstein 11/4 Std.,

längerer Aufenthalt, dann nach der Talsperre, sodann durch Neustadt nach Niedersachswerfen ,2 Std. Rückkehr um 5 1/4 von Niedersachswerfen. Ankunft auf Bahnhof Wolkramshausen um 6 Uhr, von hier per Wagen nach dem Heimatort (anstrengende Tour, aber lohnend)

Am 2. September wird das Sedanfest gefeiert, das am Nachmittag vor der Horst verlebt wird. Regenschauern beeinträchtigen die sonst gelungene Feier und die Festtagsfreude.

Am 6. Sept. findet die Revision der Schule durch Herrn Kreisschulinspektor Hellweg aus Nohra statt.

Die Herbstferien währen 3 Wochen, vom 26. September bis 18. Oktober. Der für das Sommerhalbjahr gültige Stundenplan wird noch den Oktober hindurch eingehalten.

(Grund: Die schulfreien Nachmittage gestatten den Kindern, ihren Eltern in der Landwirt-schaft behilflich zu sein.)

Die Weihnachtsferien dauern vom Donnerstag, den 23.Dez, bis zum Montag, den 3. Januar. Mit dem Beginn der Osterferien verläßt der Lehrer Helmbold seine Stelle, da er seiner militärischen Dienstpflicht genügen muß. Um die frei werdende Stelle haben sich bisher

(3.3.1910) 2 Herren gemeldet, von denen der eine zur Besichtigung der Wohnung etc. hier weilte. Auch der andere Herr weilte heute, (7.3.1910) zwecks Vorstellung etc. hier.

1910/11

Am 1. April tritt an die Stelle des Lehrers Helmboldt der Lehrer Frohn, der die erste Stelle auftragsweise verwaltet.

Die Osterferien endigen am Dienstag, den 5. April

Die Schülerzahl beträgt zu Beginn des Schuljahres 1910/11 119 und erreicht bis Ende August eine Höhe von 122.

Sommerferien sind vom 31.Juli bis 16. August einschließlich.

Am 2. September wird das Sedanfest gefeiert und fällt an diesem Tage der Unterricht aus Die Nachfeier auf der Horst ist durch gutes Wetter begünstigt.

Wegen der am 8. September in Nohra stattfindenden amtlichen Kreislehrerkonferenz fällt der Unterricht aus.

Am 20. September wird die Schule vom Herrn Kreisschulinspektor Pastor Hellweg aus Nohra im Beisein des Ortsschulinspektors Herrn Pastor Heß revidiert.

Am10.April 1911 werden 14 Konfirmanden, 7 Knaben und 7 Mädchen entlassen

Die Osterferien fallen in die Zeit vom 13. - 26. April

1911/12

Am Dienstag, den 25. April, werden 14 Kinder aufgenommen.

Die Anzahl sämtlicher Schulkinder beträgt somit am Anfang des Schuljahres 1911/12 113:

Oberstufe 40, Mittelstufe 36, Unterstufe 37.

Die Ernteferien dauern vom 20. Juli bis zum 13. August.

Am 2. September fällt der Unterricht wegen der Sedan - Gedächtnisfeier aus.

Da in diesem Herbst das Brigade - und Divisionsmanöver der 76.und 83.Brigade

(38. Division) sich in unserer Gegend abspielt, so fällt am 11. September der Unterricht aus. Fast alle Kinder sind schon am frühen Morgen mit den Soldaten ausgerückt. Das Gefecht findet an diesem Tage zwischen Pustleben, Kehmstedt und Kleinwechsungen statt. Die Entwicklung desselben verfolgen die Kinder mit großem Interesse. Die Entscheidung fällt bei der Höhe 178 in der Nähe der Schernchaussee, gegen 11Uhr morgens.

Am 19. desselben Monats fällt der Unterricht aus, wegen der in Nohra stattfindenden amtlichen Lehrerkonferenz.

Die Herbstferien fallen in die Zeit vom 24.September bis 15. Oktober

Weihnachtsferien sind vom 24. Dezember 1911 bis 2. Januar 1912 einschließlich.

Am 12. Jan. findet die Revision der Schule durch Herrn Kreisschulinspektor Pastor Hellweg statt.

Die Turnstunden werden im Laufe des Winters bei günstiger Schneedecke zum Rodeln benutzt.

Am Montag, den 1. April werden 15 Konfirmanden, 6 Knaben und 9 Mädchen, entlassen.

1912/13

Zu Beginn des Schuljahres 1912/13 werden, und zwar am 16. April 19 Kinder aufgenommen, sodass die Anzahl sämtlicher Schulkinder am genannten Zeitpunkte 109 beträgt. Am 6. September wird die Schule durch Herrn Kreisschulinspektor Pfarrer Hellweg revidiert

Am 21.Oktober1912 wird die neue Schule, mit deren Bau im Februar begonnen wurde, eingeweiht. Außer dem Schulvorstande und der Gemeindevertretung sind der Herr Landrat und Herr Kreisschulinspektor erschienen. Der Ortsschulinspektor ist durch Krankheit an der Teilnahme verhindert.

In der festlich geschmückten alten Schule richtet der Lehrer Frohn kurze Worte an die hier versammelte Kinderschar, in denen er der Vergangenheit der alten Schule gedenkt Unter gemeinsamen Gesange des Liedes " Lobe den Herrn" bewegt sich der Festzug über den alten Kirchhof und nimmt vor der neuen Schule Aufstellung. Am Eingang überreicht der Bauausführende Maurermeister Thelemann aus Großwenden, dem Vorsitzenden des Schulverbandes Herrn Kammerherrn von Bila, die Schlüssel. In längerer Rede spricht dann Herr Kammerherr von Bila den Erschienenen - es nehmen auch viele hiesige Einwohner an der Feier teil - den Dank des Gesamtschulverbandes aus, berichtet über die Entwicklung des

Schulwesens in unserem Orte, streift kurz die Entstehung des Neubaues und erwähnt auch die langwierigen Vorarbeiten und Verhandlungen, die nötig waren, um die seit 4 Jahren schwebenden Plan, eine neue Schule zu errichten, zu verwirklichen.

Nachdem der Schülerchor" Lobt froh den Herrn" verklungen ist, ergreift Herr Kreisschulinspektor Hülsberg, der am 1. Oktober1912 die Kreisschulinspektion Nordhausen II übernommen hat, das Wort. Er legt in längerer Ausführung die Bedeutung des Schulhauses als Stätte der Erziehung und des Unterrichtes dar, zeigt an der Hand der Geschichte der Pädagogik die Entwicklung des Erziehungsgedankens und der Volksschule, mahnt mit warmen Worten die Lehrer zu treuer Arbeit, die Eltern zu eifriger Mitarbeit, die Schüler zu Gehorsam und Fleiß. Nachdem Herr Landrat Schaeper noch die Grüße und Glückwünsche der Behörde überbracht hat, schließt die Feier mit gemeinsamem Gesange. Hierauf erfolgt ein Rundgang durch den gesamten Neubau. Am Nachmittag findet im Saale der Kellermannschen Gastwirtschaft ein Kinderfest statt. Auf Kosten des Schulverbandes erhalten die Kinder Kaffee und Kuchen. Dann vergnügen sie sich bis zum Abend mit Spiel und Tanz.

Vom 11.- 16.Nov. weilt der Lehrer Frohn in Erfurt, um dort seine zweite Prüfung abzulegen. Die Vertretung übernimmt der Lehrer Schleiffer für ihn. Infolge der naßkalten Witterung treten im November unter den Schulkindern die Masern epidemisch auf. An manchen Tagen fehlen von 110 Schülern bis 50. Geschlossen wird die Schule aber nicht

Palmarum 1913 werden 13 Kinder, 8 Mädchen und 5 Knaben konfirmiert

1913/14

Am Anfang des Schuljahres1913 /14 werden 20 Kinder eingeschult, sodass jetzt die Gesamtzahl aller Schulkinder 112 beträgt.

Am 27.Mai wird die Schule im Beisein des Ortsschulinspektors von Herrn Kreisschulinspektor Hülsberg revidiert.

Anläßlich des Regierungsjubiläums s. Majestät des Kaisers, fand am 16. Juni eine Schulfeier statt, an der auch Herr Ortsschulinspektor Pfarrer Heß teilnahm. Daran anschließend unternimmt, von gutem Wetter begünstigt, die Oberstufe der Schule einen Ausflug ins Helbetal, die Mittel = und Unterstufe einen solchen nach dem Waldhaus.

Im August 1913 werden für die zu diesem Zwecke in den Etat eingestellten 140 Mark neue Lehrmittel angeschafft. Die alte und gänzlich unbrauchbare Karte von Palästina wird durch die vorzügliche Harms reihe ersetzt. Dem seit langem sich empfindlich bemerkbar machenden Mangel eines Globus - der alte war schon seit zwei Jahren nicht mehr gebrauchsfähig - wird abgeholfen. Mit der Anschaffung der wichtigsten kulturgeschichtlichen Bilder von Lehmann ist ebenfalls einem dringenden Bedürfnis Genüge geschaffen. Durch mehrere biblische Anschauungsbilder aus der Düsseldorfer Bilderbibel und von Morgan wird den Kleinen nunmehr eine klarere Anschauung der ihrem Vorstellungskreise so fern liegenden Vorgänge und Zustände gegeben werden können. Zu den Schulausstattungsgegenständen sind ein Hölzerner Transporteur und ein Libellenlineal hinzugekommen.

Am Sonntage vor Weihnachten, am 21.Dez. 1913 veranstaltet die Schuljugend unter Leitung ihrer Lehrer eine Weihnachtsfeier. Der Verein, Frauenhilfe stellt zu diesem Zwecke Saal und Bühne des Auguste -Victoria - Hauses zur Verfügung. Von der Gemeinde werden drei Tannenbäume gespendet. Eine große Anzahl hiesiger Einwohner, und zwar nicht nur die Angehörigen der mitwirkenden Kinder, sind erschienen und füllen den Saal bis auf den letzten Platz. Alle Vorführungen, bei denen in der Hauptsache die Kinder der Oberstufe mitwirken, sind auf den weihnachtlichen Tag gestimmt. Gesänge, Deklamationen, Märchenspiele und Reigen wechseln sich in bunter Reihenfolge ab. Es werden 52,40 M eingenommen. Für die nach Abzug der Unkosten noch bleibenden 29 M soll künstlerischer Wandschmuck beschafft werden.

Am Mittwoch, den 1. April 1914 werden 12 Konfirmanden, 5 Knaben und 7 Mädchen aus der Schule entlassen

1914/!5

Aufgenommen werden am 16. April 13 Kinder, 4 Knaben und 9 Mädchen, sodaß am Anfang des Schuljahres 1914/15 die Zahl aller Kinder 114 beträgt.

Aus den Überschüssen der Weihnachtsfeier wird, A Kampf: "Einsegnung von Freiwilligen 1813" (Künstlersteinzeichnung in Eichenrahmen) beschafft.

Am 20. Juli wird die Schule im Beisein des Herrn Kammerherrn v. Bila und des Herrn Ortsschulinspektors von Herrn Kreisschulinspektor Hülsberg, Nordhausen, revidiert.

Mit dem Mord des Thronfolgerpaares von Österreich - Ungarn in Serajewo am 27. Juli, ist eine dunkle Wolke am politischen Himmel aufgestiegen. Als dann Österreich auf Grund dessen eine kurz befristete Note an Serbien richtet, durch die es aller Welt zeigt, daß es ihm mit der Beseitigung der serbischen Umtriebe in seinem Lande blutiger Ernst ist, da wird es auch hier jedermann klar, daß wir vor einem Wendepunkte der Geschichte stehen. Und nun kommen Tage des Hoffens, des Wankens. Wird Deutschland mit in den Krieg hineingezogen, der zwischen Österreich - Ungarn und Serbien nach der ungenügenden und ausreichenden Antwort des letzteren ausgebrochen ist? Wird es unseren Kaiser gelingen, den Frieden zu erhalten? Das sind Fragen, die jetzt jeden bewegen. Der Gedanke an den Krieg ist für uns, die wir 40 Jahre die Segnungen des Friedens genießen durften, zu ungeheuerlich. Man will noch nicht so recht daran glauben und hofft noch bis zur letzten Stunde Abwendung des Unheils. Selbst als am 30. August der Belagerungszustand verhängt wird, glaubt man, daß noch nicht das letzte Wort gesprochen ist über Krieg und Frieden

Die Zeit der Ungewißheit ist vorbei. Am 1. Aug. abends gegen 6 Uhr kommt der Befehl zur Mobilmachung. Der Eindruck ist unbeschreiblich. Überall auf den Straßen stehen die Leute in Gruppen zusammen, teils weinend, teils tröstend, bis in die späte Nacht hinein. Die gemeinsame Not führt sie zusammen. Aber Not führt auch zu Gott. Die Kirche ist gefüllt bis auf den letzten Platz. Ein feierlicher Gottesdienst! Feuchten Auges lauscht jeder dem Troste des Herrn.

Für die hinausziehenden Krieger findet am 3Aug.ein Abendmahl statt. Auf Anordnung seiner Majestät des Kaisers fand am 6. Aug. Abend im ganzen Reiche eine Kriegsbetstunde statt, die auch in Zukunft allwöchentlich gehalten werden soll

In der 1. Woche des August bot unser Hainrode ein kriegerisches Bild. Französische Automobile sollten sich, so wurde von amtlichen Stellen berichtet, auf der Fahrt nach Rußland befinden, um eine große Summe Geldes dorthin zu schaffen. Diese Autos sollten an einem Morgen bei Mühlhausen gesehen worden sein, auf der Fahrt in der Richtung Nordhausen. Sie konnten also möglicherweise den Paß der Hainleite, an dem unser Dorf liegt, zur Durchfahrt benutzen. Alle Dörfer im Umkreise wurden von der Post und vom Kreise aus dahin verständigt, daß überall, wie bisher an den Bahnstrecken, auch an den Hauptverkehrswegen innerhalb jedes Dorfgebietes Sicherheitswachen zu Stellen seien, und zwar Tag und Nacht. Am genannten Morgen (15. Aug.), es war gegen 11Uhr, herrschte eine große Aufregung bei Bekanntwerden dieser Nachricht. Die Straße hinter dem Dorfe wurde durch gespannte Ketten, durch Eggen, Walzen, Langhölzer usw. unpassierbar gemacht. Jeder Bewaffnete sich, so gut er konnte und freute sich schon im Stillen über den schönen Fang. Umso größer war die Enttäuschung, als nach langem Warten und Hoffen sich auch nicht das Geringste ereignete. Die Wachen wurden aber auf Anordnung des Landrates beibehalten.

Aus unserer Gemeinde sind 43 Männer in den Kampf gezogen, davon 32 verheiratete. Der Abschied war schwer und schmerzlich. Die Stimmung der Einwohner wurde nach dem Abschied der letzten hinausziehenden Krieger etwas gefaßter.

Die erste Freude seit der Mobilmachung wurde uns zuteil, als die Glocken den Fall Lüttichs verkündeten. Ein jeder erblickte darin eine gute Vorbedeutung für den Weg der gerechten Sache

Vom 31.Aug. bis 2.Sept. kommen hier die Linientruppen des 11. Armeekorps durch, die durch den Fall der Festung Namur im Westen freigeworden waren und nun im Osten unsere durch die Russen bedrohte Provinz Ostpreußen mit säubern helfen sollten. Auch Hainröder sind dabei mit durchgefahren. Kein Wunder, daß Jung und Alt ganze Tage und Nächte lang am Bahnhof Wolkramshausen zubrachte, um ein paar Worte mit den Söhnen und Brüdern zu wechseln und ihnen vielleicht zum letzten Mal die Hand zu drücken.

Feldpostsendungen gehen tagtäglich viele aus unserer Gemeinde hinaus auf den Kriegsschauplatz; nicht nur , um unseren Kriegern Erfrischungen in Form von Zigarren und Schokolade zukommen zu lassen, sondern auch, um sie zu versorgen mit warmen Wollsachen für den Winter, Kopfschützer, Kniewärmer, Leibbinden, Unterkleidern und vor allen Dingen Strümpfen.

Um den Schulkindern die Standpunkte unserer Truppen durch die Gefechtslage recht anschaulich vor Augen führen zu können, sind für die Oberstufe zwei Kriegskarten mit Fähnchen beschafft worden. Die eine stellt den östlichen, die andere den westlichen Kriegsschauplatz dar.

Anfang Sept. sind endlich die schon vor Ausbruch des Krieges bestellten Turngeräte angekommen, zu deren Beschaffung die Köngl. Regierung die Mittel in Höhe von 300 M versprochen hat Damit ist ein alter Übelstand beseitigt; denn unsere Geräte bestanden bisher nur aus einem Reck. Die neuen Geräte, geliefert von der Firma Heinrich Meyer in Hagen (Westfalen), setzen sich zusammen wie folgt: Ein Turngerüst mit Leiter, Kletterstangen, Reck, Springeinrichtung, Klettertau und Schaukelringen, ein Barren (abnehmbar) 1 Gerkopf mit 3 Gerstangen, 3 Hochsprungstäbe, 1 Schwingseil, 1 Faustball, 1Vollball, 3 Schlagbälle, 1 Schleuderball, 3 Schlaghölzer, 4 Tamburins mit Bällen und ein Reifenspiel.

Den Heldentod fürs Vaterland starb der Musketier Karl Reidemeister von hier am 23. Aug. in den Kämpfen zwischen Metz und den Vogesen. Ehre seinem Andenken!

Seit Anfang Okt. finden all sonntäglich Königsabende statt, und zwar abwechselnd im Auguste - Victoria - Hause und der Kellermannschen Gastwirtschaft. Herr Pastor Heß berichtet da über die Kriegslage und daran anschließend die Tagesfragen. Auch läßt er unsere im Felde stehenden Hainröder durch Briefe und Karten zu uns reden.

Am 14. Okt. wurde von Herrn Kammerherrn von Bila, hier die Jugendwehr gegründet. Ihr beigetreten sind von den jungen Burschen bis zu 20 Jahren: 25. Auf dem Turnplatze der Schule werden die jungen Leute in die grundlegenden militärischen Übungen, Exerzieren und Gefechtsbewegungen eingeführt Das geschieht sonntags, während sie sich innerhalb der Woche, am Mittwochabend, zu einer theoretischen Besprechung zusammen finden.

15. Nov. Gefallen sind fürs Vaterland der Reservist Briefträger Otto Rätsch, der erst seit April des Jahres hier ansässig war, in Rußland und der Reservist Schöpfer von hier, wohnhaft in Grund im Harz, in Frankreich. Wir werden ihnen ein ehrendes Andenken bewahren.

Verwundet sind bis jetzt 6 Hainröder, einbezogen diejenigen, welche ihren Wohnsitz nicht mehr in Hainrode haben, aber auf Grund ihrer Beziehungen sowohl als auch ihrer Geburt Hainröder sind. Zwei davon sind wieder hergestellt, Richard Probst und Hermann Strube. Von Wernecke, Landwehrmann im Landwehr = Regiment Nr.71, fehlt bis jetzt jede Nachricht. Seit seiner Verwundung hat man von ihm nichts mehr gehört. Mit dem Eisernen Kreuz sind bis jetzt geschmückt: Oberleutnant der Reserve E. Zimmermann, Sohn der verwitweten Frau Pastor Zimmermann hier und der Kanonier Hermann Schütze.

Von den Frauen der beiden Frauenvereine und den jungen Mädchen wird eifrig gestrickt. Der Verein "Frauenhilfe" konnte bis jetzt ins Feld senden: 72 Paar Strümpfe, 61 Paar Pulswärmer, 40 Kopfschützer und 4 Leibbinden. An die Nordhäuser Lazarette konnten von demselben Verein 9 Hemden, 18 Handtücher, 15 Taschentücher,25 Fußlappen, 8 Federkissen mit 16 Bezügen, 16 Flaschen Fruchtsaft, 39 Pfund Gelee, 17 Pfund Honig und 2 Ztr. Äpfel abgeliefert werden. Am 22.Okt. ging ein Wagen mit 40 Zentnern Kartoffeln, Äpfeln, Eiern und Gemüse ab, ebenfalls an die Nordhäuser Lazarette.

Das Eiserne Kreuz erhielt als 3. aus unserem Orte der Unteroffizier der Reserve Alwin Schützenmeister im Reserve Infanterie- Regiment Nr.82.

In der Zeit vom 23.- 30. Nov. konnten auf der Post Pakete bis zum Gewicht von 5 kg. an unsere im Felde stehenden Truppen ausgeliefert werden. Bereits im Okt. waren schon einmal solche Pakete zur Beförderung zugelassen. Bot sich damals die Gelegenheit unsere Soldaten mit warmen Sachen für den Winter ausreichend zu versehen, so tragen diesmal die Sendungen mehr weihnachtlichen Charakter. Auf Veranlassung des Herrn Pfarrer Heß wurde durch die Frauenhilfe eine Sammlung veranstaltet, auf Grund deren es möglich war, jedem der 34 im Felde stehenden Hainröder ein Weihnachtspaket zu schicken.

Neben größeren Geldbeträgen wurden auch zum Verpacken fertige Sachen, wie Kaffee, Tee, Rum, Kakao und dergleichen mehr gespendet. Die geschenkten und gekauften Liebesgaben lagen dann an einem Tage zu jedermanns Einsicht im Pfarrhause aus. Mit Tannenzweigen und Goldfäden verziert, lagen da außer den schon erwähnten Gaben, Nähzeug, Briefpapier, Tintenstifte, Pfefferkuchen, Cigarren, ( 25 Stück für jeden) Honig, Seife, Suppenwürfel, Kalender, Strümpfe, Bindfaden, Blechlöffel, Wachslichter, Äpfel, Nüsse und Insektenpulver für die in Rußland kämpfenden Soldaten. Unter Mithilfe einiger Frauen wurde alles sinnig und geschmackvoll in eigens dazu hergestellte Kisten verpackt und mit schwarz - weiß - .roten Bändern, Tannenzweigen und Goldfäden ihnen ein weihnachtliches Aussehen verliehen.

Auch der "Vaterländische Frauenverein" fertigte Weihnachtspakete, die an die Zentralstelle desselben abgeführt wurden. Auch schon früher hat sich der letztere Verein in gleich dankenswerter Weise wie der Verein "Frauenhilfe" die Kriegerfürsorge angelegen sein lassen und mehrfach größere Beträge an das "Rote Kreuz" abgeführt, auch warme Wollsachen in großer Zahl hergestellt und hinausbefördert.

Von den Angehörigen der im Felde stehenden Krieger sind ebenfalls Pakete hinausgegangen, überhaupt ist mit übergroßer Liebe alles nur Mögliche für sie getan worden, sodaß zu erwarten steht, daß unsere Helden angesichts der vielen Liebe daheim, den Weihnachtsbaum, nicht allzu sehr vermissen.

Die Kriegsgemeinde Abende des Herrn Pastor Heß finden in der Gemeinde viel Anklang und sind fortgesetzt und gut besucht. Bis Ostern 1915 sind etwa 15 gehalten.

Wieder haben 3 Hainröder das Eiserne Kreuz erhalten, der Gefreite Otto Strube, der Wehrmann Karl Wille 1. Komp.Res.Regt.Nr.82 und der Unteroffizier Wehrmann Anton Tronnier im Landsturmbataillon Nr.76.

Von dem im Eintrag vom 15.Nov. v.J. erwähnte Wehrmann Wernicke ist nunmehr die amtliche Bestätigung seines Heldentodes erfolgt. Wernicke hatte seinerzeit schon den Feldzug in China mit gemacht. Er ging gefaßter als alle die Andern hinaus in seinen 2. Feldzug, um sich, wie er mir selbst sagte, neben seiner Chinagedenkmünze das Eiserne Kreuz zu erwerben. Es sollte anders kommen.

Gefallen ist auch, und zwar an der Rawka bei Rawa, der Kanonier Friedrich Lautenbach. Ein Volltreffer einer Granate machte seinem jungen Leben, er war erst 20 Jahre alt, ein Ende. Mit ihm ging die Hoffnung der Familie zu Grabe. Alle Hainröder betrauern ihn wie einen Freund.

Am 27.März werden 15 Konfirmanden aus der Schule entlassen, 6 Knaben und 9 Mädchen.

Mit der Entlassungsfeier, wird die Feier der 100 jähr Wiederkehr des Geburtstags Bismarcks verknüpft.

1915 /16

Aufgenommen sind mit dem neuen Schuljahre 19 Kinder, sodaß die Zahl aller Schulkinder am 3.April 119 beträgt, die sich wie folgt verteilen, Oberstufe 40, Mittelstufe 38, Unterstufe 41

Am 1.Mai wird die Schule von Herrn Regierungs - und Schulrat Lic. Fischer aus Erfurt im Beisein des Herrn Kreisschulinspektors Hülsberg revidiert.

Den Heldentod starben im Osten im April die Ersatzreservisten Albert Wieland und Friedrich Helbing. Ehre ihrem Andenken.

Am 9. Juli unternehmen die Ober - und Mittelstufe einen gemeinsamen Ausflug nach dem Frauenberge bei Sondershausen. Bei klarstem Wetter, das auch den Tag über anhält, geht es gegen 7 Uhr morgens mit Gesang zum Dorf hinaus. Unterwegs nehmen wir oft Gelegenheit, die vielgestaltige Pflanzenwelt unserer Hainleite zu betrachten. Am Vorwerk Kirchberg vorbei, führt uns eine zweistündige Wanderung nach der Domäne Straußberg. Im Garten der Gastwirtschaft daselbst wird zum ersten Male gerastet. In weiteren 21/2 Stunden gelangen wir immer im Waldesschatten wandernd, nach dem Ziele unserer Fahrt, dem steil über Sondershausen sich erhebenden Frauenberge, der einen herrlichen Ausblick in das Wippertal unterhalb von Sondershausen bietet. Von Norden grüßt der Harz, von Nordosten der Kyffhäuser zu uns herüber. Bei dreistündigem Aufenthalte genießen wir die schöne Aussicht, pflegen der Ruhe und stärken uns in der kleinen Gastwirtschaft, in deren Nähe auf der Kuppe des Berges die deutsche und die österreichische Fahnen wehen. Ein von den Soldaten ausgehobener Schützengraben veranlaßt die Knaben, ein kleines Gefecht zu machen, während die Mädchen Kreisspiele ausführen. Gegen 3 Uhr nachmittags verlassen wir den Frauenberg und wandern auf ziemlich abschüssigem Wege nach Groß Furra. Von hier holen uns zwei Leiterwagen des Hainröder Rittergutes ab. Um 6 Uhr abends ist Hainrode wieder erreicht. Es war ein genußreicher Ausflug.

Die Ernteferien dauern vom 29. Juli bis zum 22.August. Wegen des anhaltend nassen Wetters in der 2. Hälfte des Augustes verzögert sich die Ernte erheblich, so daß nach Wiederbeginn des Unterrichtes mehr als in anderen Jahren den Schülern zu Erntearbeiten frei gegeben wird. Die Getreideernte kann als eine gute bezeichnet werden. Es gibt weniger. Stroh, aber mehr Körner als im vergangenen Jahre.

Daß statt am 31.Juli schon am 29. desselben Monats die Ernteferien ihren Anfang nahmen, lag daran, daß die Frau des Lehrers Schleiffer an Para - Typhus erkrankte und auf Veranlassung des Kreisarztes am 28. Aug. der Unterricht geschlossen wurde. Noch vor Ende der Ferien waren bei Frau Schleiffer, nach Befund des Bakteriologischen Instituts Halle keine Bazillen mehr vorhanden, so daß dem Wiederbeginn des Unterrichtes am 23. August nichts mehr im Wege stand. Glücklicherweise trat der Para - Typhus nur in etwa 10 Fällen in Hainrode auf und wurde nicht zur Epidemie.

Vom August ab läßt Pastor Heß hier, seine Soldatengrüße, die er seit Kriegsbeginn allen Hainröder und Wernröder Kriegern ins Feld sandte, unter dem Titel " Der Bote von der Webelsburg" drucken. Bisher hatte er sie selbst handschriftlich vervielfältigt. Das Blättchen soll jeden Monat einmal erscheinen und außer den oben genannten Kriegern, auch denen von Nohra, Wollersleben und Mörbach zugehen; den Kriegern der letzteren drei Orte deshalb, weil Pastor Heß seit dem Tode des Pfarrers Hellweg auch dessen Pfarrstelle mit verwaltet. Er bringt den Feldgrauen Nachrichten von Daheim und von ihren im Felde stehenden Kameraden und soll dazu beitragen, ihnen durch öftere Berichte, das Bild der Heimat möglichst treu zu erhalten, und wenigstens etwas zu ersetzen. Die Kosten werden durch die beteiligten Gemeinden und freiwillig ger Spenden aufgebracht.

Von Ostern bis zum 1. Juli1915 waren im Auguste - Victoria -Hause hier , ostpreußische Flüchtlinge, gegen 25 junge Mädchen untergebracht. Von zwei staatlicherseits dazu freigegebenen Lehrerinnen wurden sie im Kochen, Nähen, Plätten und in Wirtschaftskunde unterrichtet. Da bis zum 1. Juli alle Bezirke Ostpreußens wieder zur Besiedlung freigegeben waren, wurde an diesem Tage das Flüchtlingsheim wieder aufgelöst. Seit Anfang Sept. wohnen im Vereinshause deutsche Flüchtlinge aus Rußland. Es sind 15 alte Leute, Männer und Frauen, die vor dem Kriege in Moskau in einem Hospital lebten und nach der Zerstörung desselben durch die russische Bevölkerung über Rumänien nach Deutschland abgeschoben wurden.

Zur Zeichnung der 3. Kriegsanleihe wurden auch die Schulen aufgerufen. Hier sind insgesamt 432 M von den Kindern gezeichnet wurden. Auf die Oberstufe entfallen davon

181 M , auf die Mittel- und Unterstufe 251 M. Wenn auch in vielen anderen Orten die gezeichneten Summen die unsere beträchtlich übersteigen, so ist der gesammelte Betrag von 432 M in Anbetracht der kleinen Verhältnisse Hainrodes doch immerhin erfreulich zu nennen.

Seit Beginn des Krieges sind bis zum Februar 1916 aus Hainrode mit dem Eisernen Kreuze II Klasse ausgezeichnet: Hauptmann Zimmermann, Leutnant von Bila, Unteroffizier Tronnier, Wehrmann K. Wille, Gefreiter Otto Strube, Unteroffizier Alwin Schützenmeister, Unteroffizier Otto Schützenmeister, Kanonier Hermann Schütze, Unteroffizier Emil Münch, Wehrmann Hugo Axt.

Bei einer Jugendspende für Kriegerwaisen, an der sich alle Schüler Deutschlands beteiligten, wurden von den Kindern unserer Schule im ganzen 49 M aufgebracht. Zum geben regte ein Bild der deutschen Heerführer an, das alle die bekamen, die dazu den Betrag von 1 M beigesteuert hatten.

Beim Heere stehen zurzeit: 93 in Hainrode Wohnhafte, 54 davon sind verheiratet, 20 in Hainrode Geborene, die aber seit kürzerer oder längerer Zeit von hier verzogen sind, davon 14 verheiratet, also im Ganzen 113 Männer. Gefallen sind bis jetzt 9 ( davon 6 verheiratet) Gefangen einer ( unverheiratet)

Im Febr. 1916 gibt die "Frauenhülfe" einen Bericht über ihre bisherige Kriegsarbeit heraus, dem die folgenden Angaben entnommen sind : Aus der Kindersparkasse des Vereins " Frauenhülfe", die jetzt einen Bestand von 2525,09 M aufweist, sind während des Krieges nur 134,25 M abgehoben worden, während einschließlich der von der Frauenhülfe überwiesenen Beträge ( 3 M bei der Taufe eines jeden Kindes eines Mitgliedes, als Stammeinlage) gleichzeitig 422,84 M eingezahlt wurden.

Die benachbarten Kaliwerke zahlen mit Beginn des Krieges an die Familien der Einberufenen, die vor Kriegsausbruch dort beschäftigt waren, Unterstützungen und geben an sie teils unentgeltlich teils sehr billig Lebensmittel ab. An Unterstützung erhält die Frau für den Monat 10 M, jedes Kind 5 M.

Der Vaterländische Frauenverein hat nach Hainrode 100 M zur Verteilung an Bedürftige überwiesen.

An die Soldatenkinder wurden zu Weihnachten 115,5 m Leinwand zur Anfertigung von Wäschestücken geschenkt Dafür verausgabte der Verein "Frauenhülfe" 63,25 M. Außerdem erhielten die Kinder noch Pfefferkuchen und Bücher.

Der Sammelstelle des Roten Kreuzes für den Kreis Grafschaft Hohenstein wurden bisher überwiesen: 3 Flanellhemden, 6 leinene Hemden, 4 Paar Strümpfe, 25 Paar Fußlappen, 53 Paar Pulswärmer, 10 Kopfschützer, 18 Handtücher, 15 Taschentücher, 17 Pfund Honig,

23 Pfund Fruchtgallert, 6 Flaschen Himbeersaft, 50 M in bar.

An die Nordhäuser Lazarette wurde gegeben in 2 Sammlungen, an denen sich die ganze Gemeinde beteiligte: 500 Eier, 6 Pfd. Speck, 16 Pfd. Fruchtgallert, 3Pfd. Honig, 10 Flaschen Himbeersaft, 40 Ztr. Kartoffeln, Äpfel, Gemüse , 1 Brot, 6 Handtücher, 1 Paar Strümpfe,

1 Hemd, 9 Federkissen nebst 18 Bezügen, 52,50 M in bar.

An die im Felde stehenden oder neu ausrückenden Soldaten wurden durch die Frauenhülfe" abgegeben 60 Kopfschützer, 25 Paar Strümpfe, 8 Paar Pulswärmer, 3 Leibbinden, 3 Paar Kniewärmer. Wie im Jahre 1914, so sandten auch 1915 die Frauenhülfe den Soldaten wieder Weihnachtspakete. Diesmal konnten den Strümpfen nur beigefügt werden: 20 Zigarren,

1 Tafel Schokolade, 1 Kalender, 1 Weihnachtsschrift, dafür wurden 290 M ausgegeben.

In den Kämpfen um Verdun starben den Heldentod fürs Vaterland der Unteroffizier Albin Schützenmeister, Inhaber des Eisernen Kreuzes, der Unteroffizier Richard Probst und der Wehrmann Hugo Axt, Inhaber des Eisernen Kreuzes, sämtlich im Reserve - Regiment Nr. 82, in den Tagen vom 7. -10. März 1916. Liebe Menschen sind mit ihnen dahin gegangen, von allen aufrichtig betrauert.

Am 2. April 1916, am Sonntage Lätare, wurden 11 Konfirmanden, 4 Knaben und

7 Mädchen, eingesegnet, nachdem sie am 1. April aus der Schule entlassen worden waren. Konfirmation und Schulentlassung fanden auf Grund des späten Ostertermins (20. April) 14 Tage früher statt, als in anderen Jahren.

1916/17

Das neue Schuljahr begann am 27 April. Aufgenommen wurden 8 Knaben und

9 Mädchen. Am 21.Juni wurde Lehrer Frohn zum Heeresdienste einberufen. Lehrer Schleiffer hatte daher den Unterricht allein zu versehen. Er vertrat außerdem noch an einem Tage in Wernrode. Am 25. Juli wurde auch Lehrer Schleiffer eingezogen. In den wenigen Tagen bis zum Beginn der Sommerferien lag die Vertretung in den Händen von Lehrer Meyer aus Großberndten. Nach den Ferien hat Lehrer Kauf hold aus Pustleben die Vertretung übernommen. Er wohnt im Auguste -Victoria -Hause. Am 11. September fand eine Revision der Schule durch den Herrn Kreisschulinspektor Hülsberg statt.

Zur 5. Kriegsanleihe wurden auch die Schulen wieder aufgerufen, sich an der Zeichnung zu beteiligen. Hier sind insgesamt 176 M von den Kindern gezeichnet worden.

Die Herbstferien dauerten vom 23. September bis 17. Oktober. Nach den Ferien mußte noch 3 Wochen lang auf allen Stufen der Nachmittagsunterricht ausfallen. Die Kinder wurden nötig zu landwirtschaftlichen Arbeiten gebraucht. Ab und zu wurden auch die freien Nachmittage zum Sammeln von Bucheckern benutzt. Es wurden im ganzen 270 Pfund Bucheckern an die Schulsammelstelle abgeliefert Als Sammellohn erhielten die Kinder 40 Pfg für 1 kg Außerdem sind auch noch größere Mengen direkt in der Försterei zu Münchenlohra abgeliefert worden. Ferner beteiligten sich die Kinder an der Sammlung

von Mehlbeeren und Obstkernen . Besonders viele Pflaumenkerne wurden abgeliefert

( 3 Zentner).

Am 21. Dezember starb der Vorsitzende des hiesigen Schulvorstandes, Kammerherr und Major von Bila. Eine Operation, der er sich in Halle unterzogen hatte, hat ihm das Leben nicht mehr erhalten können. Ganz Hainrode trauerte um ihn. Daß er seiner Gemeinde Hainrode ein treues Glied, seiner Kirche ein Fördernder Patron, jederzeit Hilfs - und opferbereit, den Armen ein wahrhaft gütiger Freund und Helfer war, das ehrt den Verstorbenen besonders. In dem Nachruf, den der Gemeindekirchenrat und der Schulvorstand dem Verstorbenen gewidmet hatten, hieß es:"Tief beklagen wir sein Scheiden aus unserer Mitte. Wir verlieren viel mit dem Entschlafenen. Es war ihm nicht nur Ehrenpflicht, sondern Herzenssache, unsere Arbeit zu fördern. In tatkräftiger und opferfreudiger Weise hat er sich allezeit für sie eingesetzt. Nie hat er es an Rat und Hilfe fehlen lassen", Die Beerdigungsfeier fand am 27. Dezember statt

Auch in diesem Jahre wurden die Hainröder Soldaten durch Weihnachtspakete erfreut. eine Sammlung der Frauenhilfe bei ihren Mitgliedern ergab den schönen Betrag von 148 M. Es wurden 102 Pakete geschickt, die je 12 Zigarren, 1 Weihnachtsheft, 1 Kalender und 1

Weihnachtspostkarte enthielten.

Der Winter zeichnete sich durch außerordentliche Strenge aus. Es hielt oft schwer, die Klassenzimmer genügend warm zu bekommen. Damit die Kohlen ausreichen sollten, wurde während der letzten drei Wochen vor den Osterferien der gesamte Unterricht auf den Vormittag verlegt. Es wurde daher von 8 - 1 Uhr Unterricht erteilt.

Am 1.April fand die Einsegnung der Konfirmanden statt. Es waren 7 Knaben und

5 Mädchen.

1917/18

Das neue Schuljahr begann am 17. April. Aufgenommen sind mit dem neuen Schuljahre 20 Kinder, 11 Knaben und 9 Mädchen, sodaß die Zahl aller Schulkinder am 17. April 132 beträgt, die sich wie folgt verteilen: Oberstufe 42, Mittelstufe 44, Unterstufe 46

Am19. April fand im Saal des Auguste - Victoria - Hauses ein Lichtbilderabend statt. Die Bilder wurden in ihrer Wirkung verstärkt durch die Gedichte, welche die Schulkinder vortrugen.

In unserer Gemeinde ist die Bitte um Aufnahme von Großstadtkindern auf fruchtbaren Boden gefallen. 23 Kinder werden für die nächsten Monate bei uns Unterkunft finden. Zur Kriegsanleihe haben die Schulkinder 486 Mark beigesteuert. Eine Umfrage von Haus zu Haus ergab noch eine weitere Summe von 2700 M.

Zum Patronatsältesten, der als solcher in den Gemeindekirchenrat eintritt, hat Frau Kammerherr von Bila ihren Administrator Fritsche ernannt.

Das Schulland ist neu verpachtet worden. Die Pachtpreise sind erheblich gestiegen. Für Stücke von 3/4 Morgen wurden durchschnittlich 40 - 45 M bezahlt, aber auch noch mehr.

Herr Lehrer Kaufhold hat am 22. Mai die zweite Lehrerprüfung bestanden. Die Prüfung wurde hier durch die Herren Regierungsrat Fischer aus Erfurt, Kreisschulinspektor Hülsberg aus Nordhausen, Rektor Evers aus Salza, vorgenommen. Auch der Ortsschulinspektor wohnte der Prüfung bei.

Das Wetter hat uns in diesem Jahre viel Sorgen gemacht. War im Winter die Kälte ganz ungewöhnlich, so erreichte jetzt die Hitze eine Höhe, wie sie nach den Tageszeitungen seit 1848 nicht zu verzeichnen gewesen ist. Der Boden trocknete rasch aus. Wiederholte Ostwinde taten auch das Ihrige dazu. Das Hacken wollte gar nicht mehr gehen Menschen und Tiere wollten fast verschmachten. In der Nacht vom 21. zum 22. Juni fiel endlich der erste Regen seit langer Zeit. Sein Rauschen dünkte uns allen schöner als die schönste Musik.

Die Stadtkinder haben nun doch nicht in unserer Gemeinde aufgenommen werden können, da in unserem Orte die Diphtheritis nicht weichen wollte. Auch viele Schulkinder wurden von dieser ansteckenden Krankheit befallen.

Unseren Glocken ist jetzt das Urteil gesprochen worden. Sie wurden am 16.Juni von Herrn Professor Dr. Overmann aus Erfurt in Bezug auf ihren Kunst - und Altertumswert untersucht. Hainrode darf nur seine älteste (aus dem Jahre1451) und größte Glocke behalten, muß also 2 Glocken hergeben.

Die Sammlung für die U - Boot - Spende hat in Hainrode einen Betrag von 86,05 M ergeben Zum ersten Male im Verlauf des Krieges kamen in unserer Gemeinde am 21. Juni.frische Seefische zum Verkauf. 180 Pfund, das Pfund wurde mit 1 M verkauft Die Kirschen an der Straße von hier nach Kleinberndten sind für 150 M verpachtet worden.

Am 29. Mai wurde durch Herzlähmung nach Diphtheritis die Schülerin Klara Banse ihren Eltern entrissen. Sie war erst 7 Jahre alt.

Lehrer Schleiffer hat bis zum 31. Dezember des Jahres Urlaub erhalten und daraufhin den Unterricht an der Schule wieder aufgenommen. Lehrer Kaufhold, der seit dem August des vergangenen Jahres hier die Vertretung innegehabt hat, kehrt mit dem 16. Juli nach Pustleben zurück.

Die Sommerferien dauern 3 Wochen und nehmen am 28. Juli ihren Anfang.

Den Heldentod fürs Vaterland starb aus Hainrode am 23. Juni vormittags 7 Uhr an der Nordwestfront im Alter von 37 Jahren infolge eines Granatsplitters, der die Halsschlagader traf, der Landsturmmann Albin Schmidt. Ehre seinem Andenken.

Wenn die Not am größten, ist Gottes Hilfe am nächsten - das haben wir wieder einmal Wahrheit werden sehen. Schier unerträglich war die Dürre geworden. da setzte endlich am 19. Juli mittags ein schöner Regen ein, von allen aufs Gründlichste willkommen geheißen. Das Ergebnis der Ernte bleibt infolge der Trockenheit, sehr hinter den anfänglichen Erwartungen zurück. Der Obstbehang ist ein guter. Das Pfarrobst im Kleinen Felde kostet 950 M und das hinter der Baumschule 830 M. Die Pflaumen der Gemeinde sind auf fast

2000 M gekommen. Die Verkaufspreise im Einzelnen betragen für das Pfund: für Fallobst

10 - 20 Pfg, für Birnen 30 - 50 Pfg. für Äpfel sind bis zu 80 Pfg. gefordert und gegeben worden. Sehr reich war die Ernte an Steinpilzen. In Tragekörben sind sie aus unseren Wäldern geholt. Das Pfund kostet in Nordhausen 40 Pfg. Zu den bisherigen Brot - und Fleischkarten haben wir eine weitere "Lebensmittelkarte" erhalten.

Am 22.Juli 1917 haben wir Abschied von denjenigen unserer Glocken genommen, welche der Stimme des Krieges folgen müssen. Die Abnahme fand am 27.7. statt. Sie wurden, nach Beseitigung der Klöppel, zur Nordseite des Turmes herabgeworfen. Das Gewicht der Bauernglocke beträgt 260 kg. das der Schulglocke142,5 kg.

Nach langem Warten sind 450 Ztr. Briketts in unser Dorf gekommen. Für Oktober oder November stehen weitere 200 Ztr. in sicherer Aussicht. Dazu kommt das Holz aus unseren Wäldern. Wir werden also nicht zu frieren brauchen.

Den Heldentod fürs Vaterland starben am 22. August, im Nordosten durch Granatschuß in Kopf und Rücken, 25 Jahre alt, der Musketier Albin Schmidt, in der Nacht vom 28. zum 29. August vor Verdun durch Granatschuß, 22 Jahre alt, der Unteroffizier im Res. Regt. 235 Friedrich Engel. Die Eltern verloren mit ihm ihre letzte Stütze.

Die Herbstferien dauerten vom 29. September bis 21. Oktober. Bei den Feldarbeiten haben die Schulkinder tüchtig mit geholfen.

Aus Anlaß des 70. Geburtstages unseres Hindenburg ist auch in unserer Gemeinde für die Hindenburggabe gesammelt worden. Es ist 55,25 M zusammen gekommen. Die Schulkinder haben durch ihren Sammeleifer 373 Pfund Zwetschenkerne, 149 Pfund Mehlbeeren und 28 Pfund Hagebutten zusammengebracht. Die Annahmestelle für Zwetschenkerne und für Mehlbeeren ist das Kornhaus in Nordhausen und für Hagebutten Herr R. Kaluschke in Nordhausen. Für Hagebutten ist gezahlt für das Pfund 15 Pfg. für Mehlbeeren 11 Pfg. und für Zwetschenkerne 5 Pfg.

Zur 7. Kriegsanleihe wurden wieder die Schulen aufgerufen, sich an der Zeichnung zu beteiligen. Es sind 194 M von den Kindern gezeichnet worden.

Nach den Ferien beginnt der Unterricht noch weiter bis zum 1. Nov. um 7 Uhr. Die Kinder werden noch nötig zu landwirtschaftlichen Arbeiten gebraucht. Da noch keine Schulkohlen da sind, wird der Unterricht nur in einer Schulklasse erteilt. Hier wird einstweilen mit Holz geheizt

Den Heldentod fürs Vaterland starb am 22.Sept. im Westen der Gardist Bruno Emmelmann. Ehre seinem Andenken.

Die Schule hat endlich 94 Ztr Kohlen erhalten. Da diese Kohlenmenge für das ganze Jahr reichen soll, wird den ganzen Winter hindurch der Unterricht in einer Schulklasse erteilt. Außer Mittwoch und Sonnabend ist auch am Donnerstage kein Nachmittagsunterricht Der Vormittagsunterricht beginnt um 8 Uhr morgens und endigt um 1 Uhr mittags und der Nachmittagsunterricht beginnt um 2 Uhr und endigt um 4 Uhr. Zum Reformationsjubiläum sind mit den Schulkindern die alten Lutherlieder neu eingeübt worden. In der Schule fiel am 31. Oktober der Unterricht aus; dagegen fand eine entsprechende Feier statt, bei welcher an die Kinder als Geschenk des Kreisausschusses eine Festschrift verteilt wurde. Am 11.Nov. fand im Auguste - Victoria - Hause ein Lutherabend statt. Es wurden Lichtbilder aus Luthers Leben gezeigt. Belebt wurde der Abend durch zahlreiche Gedichtvorträge der Schulkinder.

Am 5. Dez. fiel der Unterricht aus, da der Lehrer an der Volkszählung teilnahm. Auch in diesem Jahre sind wieder Weihnachtspakete ins Feld geschickt worden. Die beiden Frauenvereine haben aber nur die Soldaten ihrer Mitglieder erfreuen können, da die Mittel bei den teuren Preisen nicht mehr ausreichten. Bei der Frauenhilfe betrugen die gesamten Kosten für diese Pakete, von den Eßwaren abgesehen, rund 110 M. Hoffentlich ist es das letzte Weihnachtsfest, das unsere Feldgrauen draußen im Felde feiern. Es scheint ja so, denn der mit Rußland geschlossene Waffenstillstand wird doch wohl zum Frieden führen

Auch sind wieder von den Schulkindern über 200 Flaschen und Gläser gesammelt worden. Hoffentlich finden sie auch bald einen Abnehmer

Die Weihnachtsferien begannen am 22. Dez.1917 und endigten am 10. Januar 1918

Frost und Tauwetter, Schnee und Regen, Glatteis und Schmutz wechselten sich wiederholt ab. Tauwetter und Sturm hatten auch Hochwasser zur Folge. Die Post wurde von Rüxleben herauf befördert.

Seit den Friedensverhandlungen in Brest - Litowsk sind die russischen Gefangenen wie aus dem Häuschen. Sie können den Tag ihrer Rückkehr in die Heimat kaum erwarten. Möchte der Tag nicht mehr fern sein, der uns unsere deutschen Brüder aus der Gefangenschaft zurückbringt! Aus Anlaß des Friedens mit Rußland fiel am 5.März der Schulunterricht aus.

Im Jahre 1917 sind 4 Hainröder auf dem Felde der Ehre gefallen.

Am 12. März fiel der Unterricht aus, da der Lehrer an der Lehrerkonferenz in Nordhausen teilnahm.

Am 24. März fand die Einsegnung der Konfirmanden statt. Es waren 10 Knaben und

1 Mädchen.

1918/19

Das neue Schuljahr begann am 9. April. Aufgenommen sind mit dem neuen Schuljahr 16 Kinder, 10 Mädchen und 6 Knaben, so daß die Zahl aller Schulkinder am 9. April 135 beträgt, die sich wie folgt verteilen: Oberstufe 43, Mittelstufe 44,Unterstufe 48.

Wir haben ein so zeitiges Frühjahr gehabt, wie seit langem nicht mehr. Die Bestellung ging gut vonstatten. In der ersten Aprilwoche war es geradezu sommerlich warm. Schon der 2. April brachte ein Gewitter. Die Obstbaumblüte bot einen herzerfreuenden Anblick. In der letzten Zeit des Aprils mangelte es wieder sehr am Regen. Wir hatten sehr heiße Tage. Das

Ungeziefer hat in den Gärten und an den Obstbäumen rechten Schaden angerichtet

Die Preise sind andauernd in die Höhe gegangen. Die festgesetzten Höchstpreise wurden kaum innegehalten. Es wurden bezahlt: für Gänseküken 10 - 15 M, für Ferkel 100 M und mehr für das Stück, Ziegenlämmer 35 M. Enteneier das Stück 1 M, Hühnereier das Mandel 6 M und mehr. An Geld fehlt es allem Anschein nach, im Allgemeinen nicht. Das beweisen auch die teuren Kleider und Hüte, die man zu sehen bekommt, und die wachsenden Spareinlagen.

Der siegreiche Vorstoß unserer braven Feldgrauen im Westen erfüllte alle Herzen mit großer Freude. Leider wurde die Freude schwer getrübt, die herrlichen Siege waren auch erkauft mit dem Tode von vier der Unseren. Am 21.März starb den Heldentod fürs Vaterland der Sergeant Otto Probst im Alter von 32 Jahren, am23.März der Landwehrmann August Gaßmann im Alter von 37 Jahren und der Pionier Friedrich Zeitler im Alter von 20 Jahren und der Hornist Albert Bröder im Alter von 31 Jahren

Zur Kriegsanleihe wurden von den Schulkindern 311 M zusammengebracht. Dafür fiel der Unterricht am letzten Tage vor den Pfingstferien aus. Durch Vermittlung des Spar - und Darlehnsvereins wurden 5000 M gezeichnet. An Altpapier haben die Schulkinder 100 Pfund gesammelt. Hoffentlich kommt bald ein Wagen und holt es ab

Zum ersten Male wurden der Gemeinde jetzt auch Eierkarten überwiesen für diejenigen, welche keine Hühner besitzen. Eine Sendung Zwirn, die durch das Schulzenamt zur Ausgabe gelangte (die Rolle 33 Pfg.)war vergriffen, ehe die dafür angesetzte Stunde herangekommen war, so stark war die Nachfrage.

Am 31. Mai starb nach langer schwerer Krankheit (Lungentuberkulose).die Schülerin Luise Gemmerich, 9 Jahre alt.

Am 2 10. 17. 18. und 26. Juli und am 10. August fiel der Unterricht aus. An diesen Tagen wurde von den Schulkindern fleißig frisches Laub gesammelt. Das Laub wird dann getrocknet, gemahlen und mit Melasse vermischt und zu Kuchen gepreßt. Die Futterkuchen bieten unseren Militärpferden einen vollwertigen Ersatz für den fehlenden Hafer bis zur Erntezeit. Bis zu den Ernteferien hat die hiesige Schule 14 Zentner Frischlaub und 5,5 Ztr. Laubheu abgeliefert. Für Frischlaub wird 4 M und für Laub Heu 18 M für den Zentner gezahlt. . Es kommen also nach Abzug der Unkosten 155 M an die Ober - und Mittelstufe zur Verteilung.

Der Juli brachte uns sehr viel Regen, kaltes und unfreundliches Wetter. Die Ernte konnte deshalb erst sehr spät ihren Anfang nehmen. Auch während der Ernte war das Wetter sehr

schlecht

Am 5. August fand eine Revision der Schule durch den Herrn Kreisschulinspektor Hülsberg statt.

Die Ernteferien nahmen ihren Anfang am 10. Aug. und dauerten bis zum 1. September. Am 12. September wurde der Lehrer Schleiffer zum Heeresdienste eingezogen. Er kam aber wieder zurück, da er überzählig war.

Am letzten Tage vor den Herbstferien wurden die von den Schulkindern gesammelten Wildfrüchte mit in die Schule gebracht. Es wurden abgegeben: 159 kg Hagebutten, 159 kg Heckenschlehen, 79,5 kg Mehlbeeren, 4 kg Vogelbeeren und 2 kg Wegerich Blätter. Die Wildfrüchte wurden an die Wildfrucht - Genossenschaft in Berlin geliefert, deren Vertreter Rektor Evers in Salza ist. Es wurden für das Kilogramm von diesen Wildfrüchten folgende Preise gezahlt: für Hagebutten 60 Pfg, für Schlehen 40 Pfg, für Mehlbeeren 20 Pfg und für Wegerich Blätter 1,50 M. Da es in diesem Jahr so viel Bucheckern gibt, wie es seit Jahrzehnten nicht gegeben hat, wurden gleich nach den Herbstferien 303 kg abgeliefert. Das Kilogramm wurde mit 1,65 bezahlt. Die Hälfte des Geldes bekommen die Kinder ausgezahlt, für die andere Hälfte sollen sie Öl bekommen. Für die Wildfrüchte und für die Bucheckern wurde den Kindern zusammen 437,85 M ausgezahlt. Auch wurde 175 kg altes Eisen gesammelt. Den 4. November soll nun endlich ein Wagen kommen, der Flaschen, Papier und Eisen abholt.

Die Herbstferien nahmen ihren Anfang am 21. Sept. und dauerten bis zum 13. Okt. In der ersten Woche nach den Ferien wurden Bucheckern gesammelt und verlesen. In der 2. und 3.Woche waren die meisten Schulkinder an der spanischen Grippe erkrankt. Auch wurden einige Schulkinder noch nötig zu landwirtschaftlichen Arbeiten gebraucht.

Zur Beteiligung an der 9. Kriegsanleihe wurden auch die Schulkinder wieder aufgerufen. Es wurden diesmal nur 126 M gezeichnet.

Am 1. Nov. wurde der Lehrer Schleiffer abermals zum Heeresdienste eingezogen. Die Vertretung übernimmt Lehrer Wiegand.

Am 27. Nov. wurde Lehrer Frohn, am 21 Nov. Lehrer Schleiffer aus dem Heeresdienste entlassen. Lehrer Wiegand wurde am 3. Dez. 1918 nach Sollstedt versetzt.

Vom 8. Dez. ab erhalten die Schulkinder wieder vollen Unterricht. Vom 20.Juni 1916 bis zum 7. Dez.1918 hatte ein Lehrer alle Kinder zu unterrichten

Am 30. März fand die Einsegnung der Konfirmanden statt, es waren 3 Knaben und 12 Mädchen. Ihre Entlassung aus der Schule erfolgte erst am Schlusse des Schuljahres, am

12. April

1919/20

Das Schuljahr 1919/20 nimmt am 29. April 1919 seinen Anfang. Aufgenommen werden an diesem Tage 5 Knaben und 9 Mädchen. Die Gesamtzahl aller Schulkinder beträgt nun 124,

53 Knaben und 71 Mädchen.

Die am 12. April entlassenen Konfirmanden stifteten 15 M zur Anschaffung von Wandschmuck für das Klassenzimmer der Oberstufe. Dafür konnten gekauft werden:

Mobilitor: Schäfers Sonntagslied; Prentzel: Am Neckar; K. Bauer : 2 Federzeichnungen

( Schiller, Goethe). Die Einrahmung geschah auf ein Bittschreiben des Lehrers Frohn unentgeltlich in der Werkstatt der " Chemischen Fabriken" in Wolkramshausen.

Am 1. Januar 1920 siedelte Lehrer Frohn nach Halle über. Die freiwerdende 1. Lehrerstelle wurde dem Lehrer Richard Schulze in Gerterode, Kreis Worbis vom Schulvorstand angeboten und derselbe auch nach einer Bewerbung gewählt. Da zur Besetzung auch die Zustimmung des Kirchenrates erforderlich war und der Herr Pastor Heß an einer Probekirche gegen 73 Mitglieder des gesamten Schul - und Kirchenvorstandes unbedingt festhielt, mußte ich mich entschließen, sie am 1. Jan. 1920 zu halten. Dadurch verzögerte sich die Zustimmung des Kirchenrates und dadurch des Konsistoriums. Die Folge davon war, daß meine Berufung zum 1. Januar 1920 nicht erfolgen konnte. Als ich ohne diese, da mir die Stelle nach der Wahl vom Herrn Regierungsrate zugesagt war, vom 5.und 6. Jan 1920 hierher zog, fand ich einen Vertreter, den Schulamtskandidaten Rudolph Kummer hier vor. So lange in Gerterode noch Kohlenferien waren, ließ sich das Geschick ertragen. Da auch hier die Weihnachtsferien aus Mangel an Heizmaterial bis zum 20. Jan. verlängert wurden, vertrat ich Lehrer Kummer im Kirchendienste. Noch 3 Wochen wartete ich in Gerterode auf meine Berufung, die am 7. Februar mit Rückwirkung vom 1. Februar an, in meine Hände kam. Lehrer Kummer übernahm vertretungsweise meine Stelle in Gerterode.

Am 27. März wurden 5 Knaben und 11 Mädchen aus der Schule entlassen. Die von ihnen /21gestifteten 33 M wurden zur Anschaffung von Bibliotheksbüchern verwandt.

1920/21

Aufgenommen wurden 11 Knaben und 11 Mädchen, die Schülerzahl betrug nun 124

Am 30. Mai fanden die Wahlen zum Elternbeirat, die vom 29.Februar vertagt waren, statt. Die Beteiligung bei der Ernennung eines Wahlvorstandes, wie bei der Wahl selbst, war gering. Von 138 Wahlberechtigten hatten nur 63 ihre Stimme abgegeben. Es wurden gewählt: Bergarbeiter Cotte, Bäcker Matuszewsky, Maler Flohr, Schuhmacher K.Schmidt und Holzaufseher Mund. Bei der Wahl eines Vortandes wurde K. Schmidt als Vorsitzender, Flohr als Schriftführer gewählt.

Am 24. Oktober 1920 fand eine gemeinsame Sitzung des Schul - und Kirchenvorstandes statt, in der über die Trennung des Stellenvermögens der 1. Lehrerstelle beraten wurde. Von Seiten des Geistlichen wurde als Eigentum der Kirche die Küsterei mit Garten, das gesamte Holzrecht, 2/3 des Stellenlandes und den größten Teil des Kapitalvermögens.

Mit dieser Forderung konnte sich natürlich der Schulvorstand nicht einverstanden erklären. Auch die Mitglieder des Kirchenrates selbst waren mit einer solchen Verteilung nicht einverstanden. In weiteren Sitzungen wurde dann der Beschluß gefaßt, eine vorläufige Entscheidung über die Besitzverhältnisse der Regierung zu überlassen. Sie gab aber die Erklärung ab, einer Auseinandersetzung stünde nichts im Wege, wenn sich die beiden Körperschaften einigten. Wann!

Obgleich von der Nordhäuser Volkszeitung für den Austritt aus der Kirche und Herausnahme der Kinder aus dem Religionsunterricht fleißig geworben wurde, sind doch keine Kinder vom Religionsunterricht abgemeldet worden.

Ostern 1921 wurden 16 Kinder entlassen.

1921/22

11 Schüler aufgenommen, so daß die Zahl im neuen Schuljahr 127 betrug.

Ein wichtiger Tag des neuen Jahres 1922 war, wie beifolgender Zeitungsausschnitt bezeugt, der 31. Januar. Die Glocken waren aus den Mitteln der Frauenhülfe beschafft worden, deren Vermögen aus dem Verkauf des Erholungsheimes stammend, noch zu rechten Zeit "wertbeständig" angelegt worden ist.

Die Fortbildungsschule wurde durch die eifrigen Bemühungen des Herrn Schulrat Hülsberg ins Leben gerufen.

Zeitungsnotiz aus der " Nordhäuser Zeitung" Nr.28 vom 2. Februar1922

Hainrode (Hainleite), 31. Januar. (Neue Glocken - Fortbildungsschule.)

"Der heutige Tag wurde für unsere Gemeinde doppelt wichtig. Des Nachmittags trafen die beiden neuen Kirchenglocken(Bronzeglocken) ein, als Ersatz für die im Kriege abgegebenen. Am Ortseingang wurde ihnen ein feierlicher Empfang zuteil, mit Bibelwort, Choralgesang und Gesang der Schulkinder. Dann wurden die Glocken, schön geschmückt, ihnen zur Seite auf dem Wagen die 4 obersten Schulkinder, unter Begleitung einer zahlreichen Menge, ihnen voranschreitend Mitglieder der kirchlichen Körperschaften und der Patronatsfamilie, sowie der Ortsgeistliche, durchs Dorf geleitet. Unterwegs ertönten Lobverse, vom Turm herab grüßte die einzige gebliebene Glocke die neuen Gefährtinnen. Die Weihe der Glocken soll am 19. Februar erfolgen. Dann werden wir Näheres über sie mitteilen. Zwei photographische Aufnahmen haben den feierlichen Einzug der Glocken in unser Dorf für die Zukunft festgehalten.

 

 

 

Bild

 

 

 

 

 

- Am Abend versammelte sich der Schulvorstand im Schulzimmer der oberen Klasse, um der lange geplanten und nun endlich verwirklichten Fortbildungsschule beizuwohnen. Herr Lehrer Schulze widmete insbesondere dem Herren Direktor Hüffner und Fabrikmeister Wille von der chemischen Fabrik Wolkramshausen warme Dankesworte für ihre tatkräftige Hilfe und wußte den Wert der neuen Einrichtung beredt zu schildern. Pfarrer Heß wünschte den Schülern, daß sie rechte tüchtige Persönlichkeiten werden und das im Unterricht Erworbene allezeit in den Dienst der Allgemeinheit stellen möchten. Dann nahm alsbald die erste Lehrstunde ihren Anfang."

Ostern 1922 wurden 14 Kinder entlassen.

1922/23

Infolge des Geburtenausfalles im Kriege wurden nur 7 Kinder aufgenommen Die Gesamtzahl der Schulkinder sank dadurch auf 112.

Am 28.Mai 1922 fanden Neuwahlen zum Elternrat statt. Der bisherige Elternrat war nach seiner Konstituierung nicht wieder zusammen gekommen getreten. Sein Vorsitzender war von mir einige Male bei Schulversäumnissen in Anspruch genommen worden. Der neue Elternbeirat hatte nur links stehende Mitglieder, da es die rechtsstehenden Parteien unterlassen hatten, einen Wahlvorschlag einzureichen. Die Mitglieder waren: Fr. Koch, Aug. Lutze, Aug. Linsel, Fr. Groschopp und der derzeitige Gutsschweitzer Ernst Schreiber.

Von kirchlicher Seite waren Unterschriften gesammelt, um in dem sich in Vorlage befindlichen Reichsschulgesetz die Bekenntnisschule zur Normalschule zu gestalten. Die Lehrerschaft des preußischen Lehrervereins, die in ihrer großen Mehrheit für die Gemeinschaftsschule eintritt, suchte für diese zu werben. Um auch in unseren Dörfern den Eltern Aufklärung zu geben, hatte der Wippertaler Lehrerverein beschlossen, einen Redner des Provinzialverbandes kommen zu lassen, der in verschiedenen Dörfern der Umgegend in Vorträgen Aufklärung geben sollten. Rektor Wigge aus Artern sprach in Nohra im Anschluß an eine Sitzung des Lehrervereins; außerdem in Oberdorf, im Rüxleber Zoll und in Groß - und Kleinberndten. Die Geistlichen waren überall stark vertreten, der Besuch infolge der Frühjahrsfeldarbeit nicht sehr stark, so daß in Kleinberndten eine Versammlung gar nicht zu Stande kam, da eigentlich nur die Pfarrer der Umgegend anwesend waren. Da Pfarrer Heß, hier, als schärfster Gegner auftrat, sollte der Vorsitzende des Provinzialverbandes, Herr Horstmann, Magdeburg, selbst hier sprechen. Die Versammlung fand am 1. Juli im Kellermannschen Saale statt und war gut besucht. Bis zur Tür hinaus standen die Zuhörer. Frau von Uslar auf Dietenborn hatte, um der Bekenntnisschule zum Siege zu Verhelfen, einen ganzen Wagen ihrer Leute von dort herunterfahren lassen. Aber es kam anders. Herr Horstmann trat nicht in der Weise als Gegner der Kirche auf wie Rektor Wigge und verstand Meisterhaft darzustellen, wie auch in der Gemeinschaftsschule außer in der Religionsstunde religiöse und sittliche Gefühle gepflegt werden sollen, wie auch in den übrigen Unterrichtsfächern religiöse Gedanken zur Auswertung kommen, die aber hier nur allgemein geistlich, nicht dogmatisch evangelisch oder katholisch erscheinen. Um eine Einigung auch mit den Pfarrern der Umgegend, die restlos erschienen waren, zu erreichen, kam ihnen Horstmann noch in der Weise entgegen, daß er in die Entschließung die Worte:" im Sinne und Geiste Jesu" noch hinzufügte. Gegen die eine Stimme des Geistlichen Reichel von Kleinfurra wurde folgende Entschließung angenommen:"Die am 1. Juli in Hainrode versammelten Erziehungsberechtigten fordern von dem Reichstag, daß er den Reichsschulgesetzentwurf so umgestaltet, daß in ihm, dem Sinne der Reichsverfassung gemäß, die duldsame nationale Gemeinschaftsschule auf religiöser Grundlage, im Geiste Jesu, unzweideutig als Regalschule in die übrigen Schulformen als Ausnahmeschulen festgelegt werden."

Da die Entwertung des Geldes immer weiter fortschritt, wurden auch die Lebensmittel immer teurer Da auch das Ministerium in mehreren Veröffentlichungen auf einen sparsamen Verbrauch von Schulheften hingewiesen hatte, glaubte der Elternrat auch von uns noch eine Einschränkung erwarten zu können. Ich wies daraufhin, daß bei uns schon die Tafel wieder sehr weitgehend in Gebrauch genommen worden ist, daß, wenn das Schreiben im Schreibheft noch eingeschränkt würde, die Leistungen der Schule zurückgehen müßten, da die Kinder sonst nicht lernten, mit Feder und Tinte umzugehen. Meine Begründung wurde eingesehen und versprochen, auf die Eltern im angegebenen Sinne einzuwirken. Nach Schluß der offiziellen Sitzung wurde ich gebeten, da der alte Gesangverein im Einschlafen sei, einen Arbeitergesangverein zu gründen und damit alle an den Übungsstunden regelmäßig teilnehmen könnten, diese am Sonntagnachmittag abzuhalten. Beides lehnte ich ab, da ich weder meine Freiheit in Bezug auf Auswahl der Lieder, noch meinen Sonntagnachmittag opfern wolle.

1923/24

Ostern 1923 kamen wieder infolge des Krieges nur 5 Kinder zur Schule, während 14 entlassen wurden. . Die Schülerzahl sank dadurch bis auf 108. In dieser Zahl sind noch 5 Kinder aus dem Ruhrgebiet enthalten, die des Einbruchs der Franzosen wegen, hier bis zum Herbst untergebracht wurden. Außer diesen, kamen noch weitere 10 Kinder.

Am 6. Juli unternahm die 1. Klasse einen Ausflug nach Walkenried, Bad Sachsa und den Wiesenbecker Teich. Der Höhepunkt des Tages war die Kahnfahrt auf dem Schmelzteich bei Sachsa. Auch auf dem Wiesenbecker Teich gedachten sie wieder zu fahren, bekamen aber keine Kähne frei. Wir beobachteten dort das Badeleben und den Schwimmsport.

Im Juni wurde vor der größten Inflation noch mit Mitteln, die der Schulklasse aus dem Holzrecht zugeflossen waren, eine Karte von Deutschland (Harms) angeschafft. Im Juli wurde im Schulvorstand beschlossen, das zum Bau der neuen Schule 1912 aufgenommene Darlehn wieder zurückzuzahlen. Die Abrechnung ergab einen Betrag von 13 611 M, die am 5. August als Papiermark bei einem Dollarstande von 1 100 000 = 5 - 6 Goldpfennige zurückgezahlt wurden. Der Schulvorstand ist dadurch schmerzlos seine Schuld losgeworden, wenn er nicht durch Gesetz nochmal verpflichte wird aufzuwerten.

Im Herbste setzte sich die Entwertung der Mark bis ins Unbegrenzte fort und die Gemeinde erklärte, die Beträge für den Fortbildungsschulunterricht nicht mehr aufbringen zu können, deshalb fiel dieser Unterricht im Winter 1923 - 24 aus.

Als im Dezember 1923 die Rentenmark zur Ausgabe gelangte und die Reichsdruckerei das Drucken von Mengen Papiergeldes einstellte, sollte der Etat des Reiches dadurch mit ausbalanciert werden, daß die Zahl der Beamten, die in den einzelnen Verwaltungszweigen

(Steuer, Eisenbahn, Post) in den Jahren nach der Revolution bedeutend angeschwollen war, vermindert werden sollte. Der Beamtenabbau sollte auch von den Ländern durchgeführt werden und auf die Lehrerschaft mit ausgedehnt werden

Dagegen rief der preußische Lehrerverein im Interesse der Schule auf, denn für diese mußte aus den geplanten Maßnahmen großer Schaden entstehen. Obwohl hier in Hainrode bei einer Schülerzahl von noch über 100 Schülern ein Abbau einer der 2 Lehrerstellen nicht in Frage kam, wurden im Elternrat die Maßnahmen der Regierung besprochen. Die Mitglieder desselben erboten sich, Unterschriften gegen die der Schule drohenden Gefahren zu sammeln. Im Ganzen wurden 165. Unterschriften dem Lehrerverband zur weiteren Verwendung übersandt.

Am 1. Februar 1924 betrug die Zahl der Schulkinder noch 100

1924/25

Ostern 1924 wurden 12 Schüler aufgenommen, 18 entlassen, so daß die Zahl auf 92 sank.

Am 4. Mai nahmen beide Lehrer an Dr Wahl zum Reichstag als Schriftführer teil. Von der Zersplitterung unseres Volkes gibt schon die Liste der Abgegebenen Stimmen in unseren kleinen Dörfchen ein Bild. Hier ist sie:

Kommunisten 25

Arbeitnehmer 1

Vereinigte sozialdemokratische Parteien Deutschlands 131

Deutsche Demokraten 11

Deutsche Volkspartei 12

Unabhängige Sozialdemokraten 3

Vaterländische Vereinigung Deutschnationale Volkspartei 125

Wirtschaftspartei 2

Zentrum 1

Deutsch- Völkische - Nationalsozialisten 5

ungültige Stimmen 7

Walbeteiligung 90 %

Gleichzeitig wurde auch zur Gemeindevertretung gewählt

Arbeitnehmer 109

Hausbesitzer 149

Deshalb entfielen auf die sozialdemokratische Partei 5 Gemeindevertreter

auf die bürgerlichen Parteien 5 Gemeindevertreter

Zwar ergab die danach erfolgende Schulzenwahl noch einmal mit 12 Stimmen die Wiederwahl des bisherigen, des Gastwirts Kellermann.

Da aber diese Wahl wie in allen Gemeinden Preußens für ungültig erklärt wurden, da die früheren Schöppen mit an der Wahl teilgenommen hatten, fand eine 2. Wahl statt, in der der Landwirt K. Zimmermann mit 5 von 9 Stimmen gewählt wurde. Gegen diese Wahl setzte zwar von links starke Agitation ein, um eine Bestätigung zu vereiteln. Doch wurde Herr Zimmermann am 21.8. bestätigt.

Für den 22. Juni war von der Regierung eine Neuwahl des Elternbeirates angesetzt Die Linksparteien, die sich am vorigen mal allein daran beteiligt hatten, fühlten sich in den Tagen vor Pfingsten, in denen die Wahl vorbereitet wurde, dadurch beleidigt, daß der Schulvorstand, auch ich, abgelehnt hatte, daß die Schule gelegentlich des Pfingsten stattfindenden Festes (Fahnenweihe) des Arbeitervereins als Nachtlager und Garderobe benutzt wurde. .Infolgedessen konnte am 22. Juni keine Wahl stattfinden.

Am 14. September veranstaltete ich mit der 1. Klasse eine Aufführung im Walde, zu der den ganzen Sommer hindurch geübt worden war. Des schlechten Wetters wegen, hatte sich die Aufführung bis in die Erntezeit hinein verschoben. Der Besuch ließ daher zu wünschen übrig. Trotzdem wurde ein Reingewinn von 30 M erreicht. Gespielt wurden: Die Jahreszeiten, das Abenteuer im Walde und Brüderchen und Schwesterchen; alle drei aus dem Verlage von Arno Strauch, Leipzig. Einige Reigen und Lieder vervollständigten das Programm.

Am Sonntag vor Weihnachten am 21. Dezember wurde von Herrn Schleiffer und mir eine 2. Aufführung ins Werk gesetzt, die wiederum einen Reinertrag von 33 M ergab, die zur Erweiterung der Bücherei verwandt wurden.

Nach den Herbstferien wurde am 4. November 1924 der Unterricht in der Fortbildungsschule wieder aufgenommen. Die Zahl der Schüler stieg von 8 auf 11. Trotzdem mußte die Gemeinde die Kosten alleine tragen, da der Staat in einer schlechten Finanzlage erst bei 15 Schülern einen Zuschuß zahlt.

Die Zahl der Kinder nimmt weiter ab.

Infolge der Stilllegung der Chemischen Fabriken in Wolkramshausen, die bereits im Frühjahr 1924 erfolgte, war die Arbeitslosigkeit im Laufe des Sommers 1924 und des Winters 1924/25 groß. Es ist vielleicht hier an der Zeit, über den Ausbau der Chemischen Fabriken und ihren Einfluss auf die Entwicklung Hainrodes einiges zu sagen. Die ersten Bohrversuche nach Kali fanden in den Jahren 1893/94 statt. Die ersten Bohrtürme standen in der Nähe der Teichmühle und im Schadischen Grunde. Im Herbst 1907 wurde der Bau der im Juni 1906 angefangenen Fabrik beendet. In der Zeit des Hochbetriebes wurden bis 700 Mann beschäftigt.

Die Hainröder Handwerker und Bauhandwerker waren zwar gezwungen, ihr Brot in der Fremde zu suchen, sie waren in Westfalen (Dortmund, Herne, Recklinghausen) als Bauhandwerker beschäftigt, suchten Arbeit in Zuckerfabriken bei Staßfurt, in Ziegeleien

in Döbeln ( Freistaat Sachsen), in Hohenebra. Auch in Nordhausen fanden viele Verdienst. Seitdem Schacht und Fabrik nun in der Nähe Beschäftigung boten, war eine Auswanderung nicht mehr notwendig. Wenn auch der Weg, namentlich in nasser Herbst - und Winterzeit, allein schon eine Anstrengung bedeutete, so war doch die Möglichkeit, zu Hause zu wohnen, ein großer Vorteil. Bis zu 80 Männer und Burschen, fast 2/3 aller Familienväter, wanderten täglich nach den Chemischen Fabriken Wolkramshausen. Eine Reihe von Familien ist der günstigen Erwerbsmöglichkeiten halber hier zugezogen, zahlreiche Häuser wurden neu gebaut. Zugezogen sind die Familien: Oskar Cotte, Karl Cotte, Schlimme Tronnier, Gemmerich, Breuning, Beck. Während der Revolution hatte sich die Arbeiterschaft den Achtstundentag erkämpft. Im Dezember 1923 setzte die Leitung der Fabriken wieder die 10 stündige Arbeitszeit durch. Allen Arbeitern wurde gekündigt. Wer sich verpflichtete 10 Stunden zu arbeiten, wurde wieder eingestellt. Schon nach 3 Wochen im Januar 1924 erfolgte eine Betriebseinschränkung, ein Teil der Arbeiterschaft wurde entlassen, der andere Teil nicht ausreichend beschäftigt. Ende April 1924 wurden Schacht und Fabriken ganz still gelegt, da die geringprozentigen Salze unserer Schächte nicht rentabel genug verwertet werden konnten. Eine große Arbeitslosigkeit war die Folge. Am schnellsten kamen die Maurer wieder zu Erwerb, da in Nordhausen die Bautätigkeit wieder eingesetzt hatte.

Im Winter 1924/25 erhielten bis zu 42 Mann Erwerbslosenunterstützung während weitere 10, da sie außer ihrem Grundstück mehr als 5 Morgen Land besaßen, davon ausgeschlossen waren. Es zog daher eine Reihe von Familien wieder weg, um wieder dauernd Verdienst zu finden.

1925/26

Auch auf die Zahl der Schulkinder war der Weggang von Wirkung. Ostern 1925 wurden 17 Kinder entlassen, 12 neu aufgenommen. Die Zahl sinkt auf 79

Beide Lehrer beteiligten sich als Schriftführer an den Wahlen des Reichspräsidenten. Die beigefügten Stimmzettel geben ein Bild von dem politischen Denken der Bevölkerung. Da bei dem ersten Wahlgang keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit erhalten hatte, folgte ein Zweiter, in dem der Generalfeldmarschall von Hindenburg gewählt wurde.

 

 

 

 

 

 

 

Ebenso waren beide Lehrer neben Herrn Schulzen Zimmermann ehrenamtlich bei der am

16. Juni 1925 stattfindenden Volks - Berufs - und Betriebszählung tätig. Gezählt wurden in der Gemeinde Hainrode 100 Häuser mit 116 Haushaltungen.

243 männliche, 272 weibliche Personen im ganzen 515

Im Gutsbezirk wohnten in 9 Häusern 56 Personen

Am 16. Juli unternahm die 1. Schulklasse einen Ausflug nach der Heimkehle, der Ruine Ebersburg, der Nordhäuser Talsperre, der Ruine Hohnstein bei Ilfeld. Es war ein anstrengendes Stück Wanderung, zumal der Tag heiß war

Am 20. September fanden für unsere Jugend die ersten Reichsjugendwettkämpfe in Nohra statt, über die nebenstehender Zeitungsausschnitt nähere Kunde gibt. Außer den dort genannten erwarben noch Preise in Gestalt von Ehrenurkunden:

Karl Wandt (Vater Karl Wandt) mit 57

Selmar Matetzki mit 42 und

Karl Gaßmann(Vater Karl Gaßmann III) mit 44 Punkten

Zeitungsartikel: Reichsjugendwettkämpfe

Nohra: die Reichsjugendwettkämpfe wurden am vergangenen Sonntag vom Wippertaler Lehrerverein veranstaltet zwischen folgenden Orten: Nohra, Wollersleben, Mitteldorf, Pustleben, Mörbach, Großwenden, Elende, Hainrode, Wolkramshausen, Rüxleben, Kleinfurra und Großwerther. Der Vorsitzende, Herr Lehrer Muhr Mörbach, eröffnete die Kämpfe mit einer markigen Ansprache, in der er auf die hohe Bedeutung der Wettkämpfe hinwies. Herr Schulrat Hülsberg gab seiner Freude über die rege Teilnahme( über 250 Schüler und Schülerinnen) Ausdruck und betonte den ideellen Wert der sportlichen Betätigung im Hinblick auf unser geknechtetes Vaterland. Nach dem gemeinsamen Gesang des Deutschlandliedes begannen die Kämpfe, die in 4 Gruppen ausgefochten wurden.

Es erzielten folgende Höchstleistungen:

1.Gruppe (Knaben 7.und 8. Schuljahr ) :

Schlagballweitwurf 52 m Eckebrecht - Pustleben

Weitsprung 4,25 m Dienemann- Kleinfurra

5 Pfund Kugelstoßen 11,20 m Eckebrecht -Pustleben

100 m Lauf 14,6 Sek. Lautenbach- Wolkramshausen

 

2. Gruppe( Knaben5. und 6. Schuljahr)

Weitsprung 4,05 m Gaßmann - Nohra

Weitwurf 46 m derselbe

75 m Lauf 11,5 Sek. Schmücking - Wolkramshausen

 

3.Gruppe Mädchen,8. Schuljahr

Vollballweitwurf 13,30 m Arendts - Wolkramshausen

Weitsprung 3,35 m Bergmann - Nohra

75 m Lauf 12,1Sek. Schmücking - Wolkramshausen

 

4.Gruppe Mädchen 6.u.7. Schuljahr

Vollballweitwurf 10 m Dietrich - Wolkramshausen

Weitsprung 3,45 m Wenkel - Nohra

50 m Lauf 8,2 Sek Fricke - Wolkramshausen

 

Sieger in Gruppe 1:

Neidt - Nohra und Eckebrecht - Nohra 113 Punkte,

Hopfeld - Wolkramshausen 104 P.

Dienemann - Kleinfurra 94 P

Lautenbach - Wolkramshausen und Mosebach - Kleinfurra 92 P.

Wedler - Rüxleben 91 P.

Probst - Elende 87P.

Eberlein - Wolkramshausen, Graul - Großwenden 84 P.

Ritter - Wolkramshausen 83 P

Liebram - Wolkramshausen 82 P

Grimm - Rüxleben 80 P.

Naue - Wolkramshausen 78 P.

Leukefeld - Elende und Lehrling- Rüxleben 77P

Emmelmann - Elende und Gaßmann - Hainrode 76 P

Abicht - Pustleben und Weitze - Wolkramshausen 74 P.

Eckebrecht Pustleben, Becker Elende, Steinecke Wolkramshausen, Helbing Großwerther 73

Taute, Großwerther 72 P

Gaßmann, Nohra 71 P

Bröder, Hainrode 70 P

Brauer, Großwerther und Friedrich, Pustleben 69 P

Krieg, Pustleben 67 P

Hartlep und Joachimi, Pustleben 66 P

Gaßmann, Pustleben 65 P

Meyer, Hainrode 64 P

und 18 weitere Sieger mit 63 bis 54 Punkten

Gruppe 2

Gaßmann, Nohra 83 P

Schmücking Wolkramshausen 77 P

Hafermalz, Großwerther 70 P

Hilpert, Nohra 66 P

Matuszewsky, Hainrode und Brehme, Pustleben 58 P

Pabst, Nohra 56 P

Schirmer, Großwerther 55 P

Witzenhausen, Pustleben 52 P

Göttig, Mitteldorf 51 P

und 12 weitere Sieger mit 49 bis 41P

Gruppe 3

Axt, Wolkramshausen 71 P

See, Wolkramshausen 66 P

Arendts, Wolkramshausen 63 P

Bermann, Nohra 57 P

Schmücking, Wolkramshausen 54 P

Ella See, Wolkramshausen u. Ostmann, Mitteldorf 52 P

und weitere Siegerinnen mit 46 bis 42 P

Gruppe 4

Wenkel, Nohra 76 P

Langhelm, Wolkramshausen 73

Juch, Mitteldorf 67

Gruner, Mörbach 66

Jahr, Wolkramshausen 64

Hoffmann, Nohra 63

Grete und Käte Gaßmann, Nohra 62 u. 60 P

und 22 Siegerinnen mit 59 bis 41 P

Den Dreiballwurf für Mädchen gewann Wolkramshausen, die 5 mal 50 m Stafette mit

33,7 Sek. Nohra und im Schlagballspiel siegte Wolkramshausen über Nohra nach schwerem Ringen mit 65:60 Punkten.

Die Sieger in den Mannschaftskämpfen erhielten künstlerischen Wandschmuck für ihre Klassen, die 1. Sieger in ihren Gruppen wertvolle Preise, die von Herrn Gastwirt Hartmann -Nohra, von der Firma Friedrich Rausch, Lehrmittelverlag Nordhausen und vom Wippertaler Lehrerverein gestiftet worden waren.

Für die Gemeinde ist in diesem Winter als Fortschritt zu verzeichnen, daß für den Preis von M, elektrische Dorfbeleuchtung angelegt wurde, die am 14.Januar 1926 zum ersten Mal brannte

In der Januar Nr. des "Boten von der Webelsburg" berichtet Pfarrer Heß:"Bei der Beerdigung der Frau Schütze ist in unserer Gemeinde der Anfang mit einer neuen Sitte gemacht worden: es wurde eine Trauerfeier nicht auf dem Friedhof, sondern auch im Sterbehause gehalten, " Völlig überrascht war ich durch diese Zeilen. Kein Wort hatte der Pfarrer dem Kantor gegenüber erwähnt, der erst im Vorjahre den Antrag gestellt hatte, ihn von der Begleitung bei Begräbnissen zu befreien. Der Antrag war vom Kirchenrat abgelehnt worden. Jetzt werden einfach zu den alten Pflichten neue hinzugelegt. Bei dem erwähnten Begräbnisse hatte ich mich aus besonderen Gründen bereitgefunden, an einer Feier im Hause teilzunehmen. Es herrschte eine Kälte von 15 Grad minus, bei strengem Ostwind. Der alte Gatte der Verstorbenen hätte an einer Feier auf dem Friedhofe nicht mit teilnehmen können. Deshalb sollte die sonst auf dem Friedhofe stattfindende Feier im Hause gehalten werden. In Vertretung des erkrankten Pfarrers Heß, wirkte Pastor Reichel aus Kleinfurra mit Dieser Sonderfall war nun gleich benutzt, um ohne jegliche Rücksprache mit mir eine neue Sitte einzuführen. In einer Aussprache, die ich darüber herbeiführte, blieb Pastor Heß auf seinem Standpunkte. Ich erklärte, daß durch solche Art ein Vertrauen zwischen Geistlichen und Lehrer nicht aufkommen könnte, daß er mich durch diese Notiz in dem "Boten von der Webelsburg" vor die vollendete Tatsache zu stellen gedacht hätte und daß eine Teilnahme meinerseits daran nicht aus freiem Willen sondern als unter Zwang geschehend aufzufassen sei. Ich mußte mir darüber klar sein, daß der Kirchenrat sich vollständig auf die Seite des Pfarrers stellen würde. Nicht nur ein Eintreten für die Sache an sich, sondern auch die Frage des Ansehens ("Was soll man nun - wenn nämlich nicht die neue Sitte zur Durchsetzung käme - im Boten von der Webelsburg stehen?") veranlaßte den Pfarrer auf seiner Meinung zu bestehen und bei einem am 12. März stattfindenden Begräbnis, an dem ich einer Erkältung wegen nicht teilnehmen konnte, wurde von ihm nach der von ihm allein beschlossenen Art durchgeführt.

Fortbildungsschulunterricht fiel in diesem Winter aus; denn als er eröffnet werden sollte, kamen nur 2 Schulentlassene in Frage, da alle übrigen als Lehrlinge am Fortbildungsschul - unterricht in Nordhausen teilnehmen.

1926/27

Ostern 1926 werden 4 Knaben und 7 Mädchen aus der Schule entlassen, aufgenommen werden 22 Kinder und zwar 5 Knaben und 17 Mädchen. Am 1.Mai 1926 besuchen 88 Kinder, 34 Knaben und 54 Mädchen die Schule.

Im September des Jahres 1926 erneuerte die Kreischausseeverwaltung den Kanal, durch den der Bach seinen Weg unter der Dorfstraße hindurch nimmt. Der heutigen größeren Belastung durch Lastautos entsprechend, wurden Zementröhren im Durchmesser von? verwendet. Das Bachbett mußte deshalb tiefer gelegt werden. Die Gemeinde nahm die Gelegenheit war und erfüllte einen langersehnten Wunsch der Anlieger am Hühnerberge, indem sie das ganze Bachbett deckte und das Wasser auch in Zementröhren gefesselt, dem Kanal zuleitete. Wie es früher aussah, mag das folgende Bildchen zeigen. Die der Gemeinde entstehenden Kosten betrugen 2300 M, von denen der Gutsbezirk 1/3 zu tragen hat.

 

 

 

 

 

Vor Weihnachten 1926 brachte ein mit den Kindern veranstalteter Familienabend im Schneppe`schen Gasthause einen Reinertrag von 54 M, der die Kosten für einen Besuch der Ober - und Mittelklasse im Nordhäuser Stadttheater deckte. Die Kinder sahen das Weihnachtsmärchen "Peterchens Mondfahrt"

1927/28

Ostern wurden 5 Knaben und 7 Mädchen entlassen, 8 Knaben und 8 Mädchen neu aufgenommen, so daß am 1.5. 1927 38 Knaben und 53 Mädchen = 91 Schüler zu verzeichnen sind.

Am Trinitatisfeste (12. 6.) fand eine Kirchenvisitation durch Superintendenten D. Gröger aus Bleicherode statt. Mit der Oberklasse sang ich dreistimmig das Lied "O, großer Gott" von Stadler. Besondere Übungsstunde wurde noch am Sonnabend vorher angesetzt, da ja gerade die Pfingstferien waren. Ein Wort des Dankes ist aber von Seiten des Herrn Gröger nicht gefallen. Vielleicht hatte man erwartet, daß ich diesen Tag zum Anlaß nehmen würde, wieder mit dem Männerchor oder gemischtem Chor in der Kirche zu singen, was seit der Neuordnung der Begräbnissitte nicht mehr der Fall gewesen war. Durch eine Sammlung der Frauenhülfe wurde zum Visitationstage eine Kirchenfahne angeschafft

In der letzten Juliwoche vom 25. - 30. war der Orgelbauer Kießling aus Bleicherode zu einer gründlichen Reinigung der Kirchenorgel hier. Die Orgel wurde vollständig abgetragen, jede Pfeife gereinigt. Da aber die Windladen der Orgel so eng sind, vermögen sie nicht alle Register gleichmäßig mit Luft zu versorgen, wenn das Ganze im Spiel ist. Daher war die klangliche Wirkung nach der Neustimmung nicht die, die ich erwartet hatte. Heute, nach 4 Monaten spricht das Werk fast wieder so ungleichmäßig an, wie vor der Reparatur, die die immer mit Fehlbeträgen arbeitende Kirchenkasse mit 180 M belastete.

Schon vor dem Kriege war eine Zeichnung, eine Neubeschotterung der Dorfstraße betreffend, bis in alle Einzelheiten hin angefertigt worden. Der Krieg brachte das Projekt nicht zur Ausführung. Eine Neubeschotterung der Dorfstraße war deshalb seit Jahren schon eine dringende Notwendigkeit. Deshalb wurde in der Kirmeswoche, vom 3. - 8.Okt. 1927, nachdem die angefahrenen Stein - und Kiesmassen schon vom Sommer an, auf den Straßen gelegen hatten, die Dorfstraße beschottert. Die Dampfwalze arbeitete Tag und Nacht, um die Straße bis zur Kirmes am 9. Oktober noch fertig zu stellen.

Im November 1927 wurde für den Bedarf des 1. Lehrers an Wasser, dem Kircheneingang gegenüber ein Brunnen gegraben. Bis dahin hatten wir das sehr zweifelhafte Vergnügen, das Wasser an der Pumpe auf dem Schulhof holen zu müssen. Der Brunnen mußte, da er in der wasserärmsten Zeit des Jahres gegraben wurde, 10,90 m tief werden. Trotzdem die Quellen auch jetzt noch durchaus nicht stark liefen, hatte der Brunnen nach wenigen Tagen doch einen Wasserstand von 5,30 m Da Fritz Strube zur Zeit der Grabung keine Zementröhren in gehörig trockener Weise zur Verfügung hatte, mußten die Röhren aus Nordhausen beschafft werden. Dadurch wurde der Brunnen mächtig verteuert. Er kam ohne die Pumpe, die ich samt dem Häuschen, um überhaupt zu einem Brunnen zu kommen mit 220 M selbst finanzierte, auf 572 M zu stehen. .

Am Sonntag vor Weihnachten 1927 veranstaltete die Schule einen Theaterabend, deren Ertrag wiederum zum größten Teil zu einer Fahrt ins Theater nach Nordhausen verwendet wurde. Sie fand am 8. Februar1928 statt. Wegen Unfolgsamkeit wurde der Schüler Paul Tronnier unterwegs von der Fahrt ausgeschlossen. Eine Beschwerde des Vaters beim Herrn Schulrat, machte von unserer Seite einen langen Bericht erforderlich.

Da ich im Gesangunterricht schon seit Oktober 1924 nach der Methode Eitz (Tonwortmethode) unterrichtete, wollte der Lehrerverein die Erfolge in einfachen Schulverhältnissen bei mir kennen lernen. An dem 10.Februar 1928 war leider ein solches Winterwetter mit Schneestürmen, daß nur wenig interessierte (Wolkramshausen, Rüxleben, Großberndten) der Lehrprobe beiwohnten. Hier folgt ein Bericht der Nordhäuser Zeitung vom 16.2.28 " Hainrode (Hainleite) Der Wippertaler Lehrerverein hielt hier seine Monatsversammlung ab, um eine Lehrprobe des Lehrers Schulze - Hainrode aus dem Gesangsunterricht nach der Eitz`schen Tonwortmethode zu hören. Die Teilnehmer wurden von dem großen Werte des neuen Lehrverfahrens überzeugt, pflegt es doch das bewußte Singen und ermöglicht die Übung des absoluten Tongehörs in hohem Maße. An mehreren Schulen wird von Ostern ab nach dieser neuen Methode gelehrt werden.

Auch die Schule muß mit der Zeit fortschreiten. Wir legten uns daher einen kleinen Lichtbildwerfer für 65 M zu. Nach dem die Wandfläche von den Schülern Karl Gaßmann und Fritz Wernike mit Kalk zum Auffangen der Bilder geweißt war, fand am Abend vor der Entlassung ein Lichtbildervortrag über Werk und Leben Albrecht Dürers statt

1928/29

Am 4.April 1928 wurden 5 Knaben und 10 Mädchen entlassen. Aufgenommen wurden am 19. April 3 Knaben und 8 Mädchen, so daß sich für das Schuljahr 1928 eine Gesamtschülerzahl von nur 83 ergibt, 32 Knaben und 51 Mädchen. Infolge der sich noch auswirkenden Kriegsjahre sind in der 1.Klasse nur 15 Kinder, während in der 2. und 3.je34 Kinder sitzen

Gleich nach Beginn des Schuljahres setzte eine Masernepidemie ein. Auch Kollege Schleiffers Hilde erkrankte, und so durfte Kollege Schleiffer vom Freitag, dem 4. Mai an, keinen Unterricht mehr erteilen. Als auch meine beiden Mädchen erkrankten, wurde am Montag, den 7. Mai die Schule bis zu den Pfingstferien am 25. Mai geschlossen. Es fehlten am Tage des Schulschlusses in der 1. Klasse 8 von 15, in der 2. Klasse 14 von 34, in der 3.Klasse 22 von 34

Sonntag, den20. Mai erfolgten Wahlen zum Reichstag und zum preußischen Landtag. Es wurden für die einzelnen Parteien folgenden Stimmen abgegeben:

Sozialdemokraten 138 Stimmen

Deutsch nationale Volkspartei 40

Deutsche Volkspartei 10

Kommunisten 31

Deutsche Demokratische Partei. 26

National sozialistische Deutsche Arbeiter Partei 3

Wirtschaftspartei 2
und einige zersplitterte Stimmen

Von 338 Wahlberechtigten wählten 256 Wähler = 73%

Die Schüler der Oberstufe standen seit Beginn des Schuljahres in Briefwechsel mit Kindern der Oberklasse in Mühlberg, Landkreis Erfurt. Vom 8. - 10. September fuhren wir zum Besuch der Brieffreunde. Wir wurden mit Wagen vom Bahnhof abgeholt und mit Gesang am Dorfeingang empfangen. Gleich am Nachmittag wurde eine Wanderung über die Mühlburg nach der Burg Gleichen unternommen deren Museum eigentlich viel zu viel an Eindrücken bot. Am Sonntag, den 9. September besuchten wir die Wanderslebener Gleiche, in deren Mauern das nachfolgende Bild entstand.

 

 

 

 

 

Über die Verlegung der Christmette berichtet der "Bote von der Webelsburg": "zum 2.Male, diesmal auf einmütigen des Vorstandes der Frauenhilfe ist an den Hainröder Gemeindekirchenrat die Bitte herangetreten, die Christmette vom frühen Morgen des 1. Weihnachtsfeiertages auf den Abend vorher, den Heiligen Abend, zu verlegen. Als Gründe sprechen für eine solche Verlegung:

1. Die Kinder, die sich doch ganz besonders immer auf die Christmette freuen, haben die

ganze Nacht hindurch keinen ruhigen Schlaf, wenn die Feier am Morgen stattfindet,

2. Die Kälte, die oft in der Weihnachtszeit herrscht, wird am Abend besser vertragen als

am frühen Morgen

3. Am frühen Morgen wird das Singen, das doch eine Hauptrolle in der Christmette spielt,

oft durch Heiserkeit behindert, am Abend seltener.

Der Stichhaltigkeit dieser Gründe hat sich der Gemeindekirchenrat nicht entziehen können, zumal auch das ins Gewicht fällt, daß schon manches Mal der Hauptgottesdienst des ersten Feiertages darunter litt, daß solche , die bereits am Morgen in die Christmette gegangen waren, sich nicht entschließen konnten, noch einmal am selben Tage in die kalte Kirche zu gehen. Der Gemeindekirchenrat hat mit 5 gegen 2 Stimmen die Verlegung auf den Heiligen Abend beschlossen. An die Stelle der Christ "Mette" tritt also die Christ "vesper". Nach wie vor aber soll es die gemeinsame große Freude sein, die uns zusammenführt."

Der Winter 1928/29 zeichnete sich in seiner zweiten Hälfte durch außerordentliche Strenge aus. Am 9. Dezember1928 fiel das Thermometer unter 0 Grad. Nur in den Tagen nach Weihnachten stieg es an einigen Tagen wieder bis + 6°C. Mit dem 1.Januar setzte eine Kälteperiode ein, die ununterbrochen bis zum 5. März andauerte. Der Januar hatte ein Monatsmittel von - 6,16°, der Februar ein solches von -11,9° Hier folgen einige der tiefsten Temperaturen.

8. 9. 10. 11. 12Jan9. 10. 11 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18.Fe1. 2. 3. 4 5Mä

Nachts -10 -12- 18-18 -18 -15 -20 -28 -26 -25 -23 -27 -15 -11 -15 -1 -15 -14-2 -11

Mittags-8 -9 -8 -16 -6 -8 -18 -19 -19 -16 -15 -15 -12 -7 -7 -5 -5 -2 0 +2

Aus diesen Zahlen ist wohl ersichtlich, daß die Wirkungen dieser Kälte sich in nie erlebter Weise bemerkbar machten. In vielen Kellern, in denen man Frost nicht kannte, sind Kartoffeln erfroren. Der Berichterstatter selbst verbrannte im Keller in den strengen Tagen, Tag für Tag eine kleine Welle, um die Temperaturen bei 0° zu erhalten. Viele Pumpen waren eingefroren; ein Unglück wäre es gewesen, wenn ein Brand ausgebrochen wäre, die Feuerwehr hätte ihm machtlos gegenüber gestanden. Ein Glück noch, daß eine dichte Schneedecke die Saat gut zugedeckt hatte, so daß sie heil durch den Winter kam. Es war wie eine Erlösung, als am 5.März endlich das Thermometer wieder über den Nullpunkt stieg. wie der nachfolgende Wetterbericht der Nordh. Zeitung zeigt, bestanden selbst im März im Harz noch sehr gute Sportmöglichkeiten, wie die Wintersportler in diesem Winter wie selten auf ihre Rechnung gekommen sind.

Dann möge ein Marktbericht aus. der gleichen Zeit über die Preisgestaltung zurzeit unterrichten.

Zeitungsausschnitte:

Nordhausens Lebensmittelpreise einst und jetzt.

Es ist eine Binsenwahrheit, daß alles in stetem Flusse ist Schon beim Überblicken eines Menschenalters fällt das auf - für jedes Auge wird es offenbar, schaut man auf ein Jahrh. zurück. Im Folgenden soll an einigen nötigen Lebensmitteln gezeigt werden, wie sich der Marktpreis im Verlaufe von 100 Jahren für Nordhausen um das Drei = Vierfache gesteigert hat. Daß infolgedessen automatisch auch alle anderen Preise sich erhöhen mußten, ist leicht begreiflich. Die Zahlen sind amtlichen Berichten entnommen und dürften als authentisch

 

gelten. Es kostete in Nordhausen.

Januar1829 Januar1929 Februar1829 Februar1929

Landbutter 1 Pfund(500g) -;60 M 1,80

Molkereibutter 2,20-2,40 M 2,30 -2,40

Schmalz - ,60 1,20- 1,40 M

Eier 1 Schock 2,-M 10,80 M

Schweinefleisch 500g -,21 M 1,20 - 1,40 M

Rindfleisch 500g -,30 1,10 - 1,30

Hammelfleisch 500g -,23 1,20 - 1,30

 

Hainrode (Hainleite)Von der Ruwo hat auch unsere Gemeinde ihren Vorteil gehabt

Der Gemeindevorsteher Zimmermann hatte zu einem Lichtbildervortrag in die Schneppe-sche Gastwirtschaft eingeladen. Der Einladung waren etwa 50 Gemeindemitglieder gefolgt. Dann zeigte Lehrer Schulze, mit sehr beachtlichen erläuternden Bemerkungen, zwei Lichtbilderreihen, von denen die eine auf die Ursachen der auf dem Lande häufigsten Unfälle aufmerksam machte, während die zweite, die erste Hilfe bei eingetretenen Unfällen behandelte. Zwischendurch verlas Lehrer Schleiffer einen aufschlußreichen Vortrag über die Unfälle in den landwirtschaftlichen Betrieben und ihre Bekämpfung. Aus der Versammlung heraus wurden dankenswerte Ergänzung und Vorschläge gemacht.

 

Nordhausen, 1. März 1929

Schneelagen gut - Wetter heiter im Harz

Brocken - 12° heiter 198 cm Schnee, Pulver Ski u. Rodel sehr gut

Schierke - 10° " 65 cm " " " " " Bob, Eisbahn, sehr gut

St. Andreasberg - 8° heiter 110 cm Schnee 3 cm neu, Pulver Ski u. Rodel sehr gut

Sonnenberg - 9° " 178 " " " " " " "

Braunlage -10° " 75 " " " " " " "

Torfhaus -12° " 110 " " " " " " "

Benneckenstein -18° " 75 " " " " " " "

Bad Sachsa - 7° bewölkt 40 " etwas verharscht " " " " "

Stolberg - 13° heiter 36 " Pulver " " " " "

Alexisbad - 15 " 42 " 3cm neu " " " " " "

Voraussichtliche Witterung.

Der letzte Februar Tag brachte in Magdeburg noch einmal einen Frühfrost von - 15°: in Gardelegen wurden sogar - 21° C gemessen. Mit dem heutigen Tage geht ein Monat zu Ende, der ein Temperaturmittel von etwa -10,5° C aufweist. Damit ist er ebenso kalt wie der Januar 1838, der bisher als der kälteste Wintermonat galt. Von Februarmonaten hatte es derjenige des Jahres 1855 nur auf ein Temperaturmittel von - 7,5° C gebracht- Am Donnerstag schob sich warme Luft, die von Skandinavien hergekommen war bis über die deutschen Küsten hinweg; Borkum erreichte am Mittag schon +2°C. In Magdeburg begann die Erwärmung um 19 Uhr, nach dem das Thermometer schon bis auf - 8°C gefallen war

Wetterdienst Magdeburg

 

Der letzte Bericht auf voriger Seite erzählt von der Ruwo- der Reichsunfallwoche, die in den ersten Tagen des März stattfand. Sie verfolgte den Zweck, die immer mehr zunehmende Zahl von Unfällen durch Belehrung entgegen zu wirken. Auch in der Schule wurden eines abends die Lichtbilderreihen gezeigt und von den Kindern erklärt

1929 /30

Ostern 1929 wurden 3 Knaben: Hermann Mund, Paul Tronnier, Heinz Kronenberg und

3 Mädchen; Rosa Wenkel, Elsa Apel und Hildegard Schmidt entlassen. 7 Knaben und

5 Mädchen wieder aufgenommen, die Zahl der Kinder betrug zu Beginn des neuen Schuljahres 91

Am Sonntag nach Ostern, am 7.April 1929 wurde in einem überfüllten Gotteshause die neue Gemeindeschwester in ihr Amt eingeführt. Fortgesetzten Bemühungen des Pastors Heß, durch mancherlei Unterstützungen von Seiten der Feuer- und Unfallversicherung Gesellschaften, des Konsistoriums,- auch die Gemeindevertretung hatte 200 M bewilligt- war die Finanzierung des Planes, wieder eine eigene Schwester zu bekommen, ermöglicht werden. Die neue Schwester Johanna wohnt bei Thilo Probst zur Miete, sie hat sich sehr schnell in ihre umfangreiche Tätigkeit hineingefunden. Außer der Krankenpflege, die in der ersten Zeit gleich ihre ganze Kraft in Anspruch nahm, leitet sie auch den am 13. Mai in der Baumschule eröffneten Kindergarten, der sich hoffentlich auch für die Schule segensreich auswirkt. Über seine Einrichtung berichtet er "Bote von der Webelsburg" noch einen Bericht über die Wahlen zur Provinzialsynode folgendes:

Tagebuch des Boten

Am 12.Mai fanden in den beiden Gemeinden die Wahlen zur Provinzialsynode statt. Wahlberechtigt waren nach der Kirchenverfassung nur die Mitglieder der kirchlichen Gemeindevertretungen. In Hainrode beteiligten sich von 23 Wahlberechtigten 18 in Wernrode von 18 Wahlberechtigten 15. Es wurden abgegeben für den Wahlvorschlag:

in Hainrode in Wernrode

bekenntnistreue Gruppen 6 6

Bund für freie Volkskirche 10 9

Deutschkirche 2 0

Gleich nach geschehener Wahl begaben sich die Mitglieder der Hainröder kirchlichen Gemeindevertretung in die Baumschule, um dort den durch die Frauenhilfe ins Leben gerufenen Kindergarten in Augenschein zu nehmen. Auch andere Gemeindemitglieder hatten sich eingefunden, nicht zuletzt auch viele Kinder. Ein wahres Kinderparadies ist in wochenlanger Arbeit, über deren sorgfältige Ausführung nur eine Stimme des Lobes herrschte, in der Baumschule entstanden. Auf dem herrlich gelegenen Platz findet sich alles, was ein Kinderherz begehrt: Karussell, Wippe, Sandkasten (ein zweiter ist inzwischen dazu gekommen), Rutschbahn und Schaukel. Das ehemalige Gartenhaus ist zu einem außerordentlich freundlichen Aufenthaltsraum für die Kinder hergerichtet worden. die zehn Kindertische und vierzig Kinderstühle erregen immer wieder das besondere Entzücken der Kleinen. An allerhand Spielsachen fehlt es auch nicht. Doch können davon nicht genug vorhanden sein. Wer diese Zeilen liest und vielleicht noch Spielsachen zur Verfügung hat, die er den Hainröder Kindergarten schicken kann, sei herzlich darum gebeten. Auch Geldgaben für die weitere Ausgestaltung des Kindergartens sind sehr willkommen. Seine Leitung liegt in den Händen von unserer Schwester Johanne. Geöffnet ist er nur in den Sommermonaten des Nachmittags von 1 bis 6 Uhr. Kinder von 2 bis 8 Jahren finden in ihm Aufnahme. Nur ausnahmsweise können auch ältere Kinder zugelassen werden. Die Gebühren für die Benutzung des Kindergartens sind sehr gering angesetzt. Wöchentlich brauchen für ein Kind nur 30 Pfennig gezahlt zu werden, für zwei und mehr Kinder aus derselben Familie nur 50 Pfennig

Am 14. Mai fand eine kurze Revision der Schule durch den seit 1.April 1929 nach Erfurt versetzten Regierungs - und Schulrat Herrn Möbus statt.

Die größere Sommerwanderung wurde am 11.Juli nach Walkenried, Bad Sachsa und dem Ravensberg unternommen.

Am Sonntag vor Weihnachten, dem 22. Dezember veranstalteten wir in dem Schneppeschen Gasthaus einen Weihnachtsabend, der einen Reinertrag von 91 M erbrachte. Zum großen Teil wurden davon Bildstreifen für den Lichtbildwerfer angeschafft.

In der 1. Klasse las ich das Nibelungenlied, da gleich danach der Nibelungenfilm in seinen beiden Teilen im Dreilinden - Kino in Nordhausen gespielt wurde, war die 1. Klasse an den Nachmittagen des 22.und 28. Februar zum Besuche dort. Die Fahrten konnten noch aus dem Ertrage des Weihnachtsabends finanziert werden

Zum 1.April 1930 wird der Lehrer R. Schulze an die Mädchenvolksschule am Töpfertor nach Nordhausen versetzt

Richard Schulze

Am 5. April 1930 verließ Lehrer Schulze mit seiner Familie Hainrode. Die freiwerdende

1. Lehrerstelle wurde auftragsweise dem Schulamtsbewerber Kurt Grabe aus Wolkramshausen - bisher in Mühlhausen (als Hilfslehrer) tätig - übertragen. Er wurde am 1.April 1930 von dem Lehrer Schleiffer in sein Amt eingewiesen. Dem Lehrer Schleiffer übertrug die Preußische Regierung zu Erfurt vom 1.April 1930 ab, die Leitung der hiesigen Volksschule und ernannte ihn zum 1. Lehrer.

Am 4. April, dem letzten Schultage, wurden 3 Knaben, Erich Wandt, Fritz Koch und Karl Schützenmeister und 3 Mädchen, Martha Müller, Martha Bröder und Klara Wandt aus der hiesigen Schule entlassen

Die Ferien dauerten bis zum 22.April. An diesem Tage hielt der Lehrer Grabe mit seiner jungen Frau - Hochzeit am 21.April 1930 - in der alten Schule seinen Einzug.

1930/31

Am 23.April, dem ersten Schultage wurden 5 Knaben und 5 Mädchen in die Schule neu aufgenommen. Die Zahl der Kinder betrug zu Beginn des neuen Schuljahres 89

Mit Beginn des neuen Schuljahres wurden in der hiesigen Schule 2 Bücher neu eingeführt.

1. Das Religionsbuch von Hoppe und Kohlbach

2.Das Rechenbuch von Büttner, Ausgabe1928

Zu Anfang des Schuljahres 1930/31 saßen in der 1. Klasse 18, in der 2. Klasse 43 und in der 3. Klasse 28 Kinder und zwar waren es 39 Knaben und 50 Mädchen.

Am 12.Mai fand eine kurze Revision der Schule durch den Herrn Schulrat Hülsberg statt. Er verweilte hauptsächlich in der 2. und 3. Klasse, da es sich um die endgültige Anstellung des Kollegen Grabe handelte. Da der Schulvorstand und auch die kirchlichen Körperschaften - nach Abhaltung der kirchlichen Lokalprobe - nichts gegen die endgültige Anstellung einzuwenden hatten, wurde Kollege Grabe laut Verfügung der Regierung in Erfurt vom 28. Juli 1930 vom 4. August1930 an, endgültig als Volksschullehrer, als Kantor, Küster und Organist im Schulverbande Hainrode angestellt. Durch das Ausscheiden des Lehrers Richard Schulze aus dem Schulvorstande war das Amt des Vorsitzenden im Schulvorstande frei geworden. Von der Gemeindevertretung und auch von dem Schulvorstande wurde ich (Schleiffer) einstimmig der Regierung in Erfurt vorgeschlagen. Der Landrat Kunzemann in Nordhausen schlug den Gemeindevorsteher vor. Mit Verfügung vom 16. Mai 1930 wurde ich von der Regierung in Erfurt zum Vorsitzenden im Schulvorstande des Einzelschulverbandes Hainrode ernannt. Die Mitglieder sind:

1. Pfarrer Heß,

2. Von Bila Natzmer

3. Gemeindevorsteher Zimmermann

4 Hermann Gaßmann,

5. Lehrer Grabe

6. Otto Schmidt,

7. Hermann Strube.

Am 22. Juni fand die Elternbeiratswahl statt. Es wurde kein Wahlvorschlag eingereicht. Für die nächsten zwei Jahre ist deshalb kein Elternbeirat vorhanden.

Am 26. Juni machte die 1.klasse einen Ausflug nach der Heimkehle bei Uftrungen und nach dem Kyffhäuser. Leider war das Wetter sehr schlecht, so regnete es den ganzen Tag.

Am 1. Juli fand auch in der hiesigen Schule eine Rheinlandfeier statt. Am 30. Juni wurden die Rheinlande von der Besatzung frei. Freude und Dank an die vom Schicksal so hart betroffen gewesenen Volksgenossen der befreiten Gebiete am Rhein. Der Unterricht fiel an diesem Tage aus.

Nach jedem Regenwetter mußten die Schulkinder auf dem Schulhofe durch Schlamm und Pfützen waten. Durch eine dicke Grasschicht wurde diesem Übel abgeholfen. Nun tragen die Schulkinder keinen Schmutz mehr in die Klassenräume hinein.

Am 31. August herrschte in unserm Dorf großer Jubel. Das Luftschiff Graf Zeppelin flog in langsamer Fahrt zum ersten Male über unseren Ort hinweg in der Richtung nach Nordhausen und landete nachmittags in Bielefeld.

Sonntag den 14. September 1930 war Reichstagswahl. Es wurden für die einzelnen Parteien folgende Stimmen abgegeben:

Sozialdemokratische Partei 136

Deutschnationale Volkspartei 36

Kommunistische Partei 30

Deutsche Volkspartei 9

Deutsche Staatspartei 26

Wirtschaftspartei 2

Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei 29

Bauern und Landvolk Partei 17

und einige zersplitterte Stimmen

Von 360 Wahlberechtigten wählten 295 Wähler = 82%

 

Vor und in den Herbstferien erkrankten sehr viele Schulkinder an Ziegenpeter.

Die Kartoffelernte war in diesem Jahre sehr reichlich. Es gab Kartoffeln die ein Gewicht von 1 Kilogramm und mehr aufweisen konnten

1931 In diesem Winter herrschte große Arbeitslosigkeit. In Deutschland gab es fast

5 000 000 Arbeitslose. Auch hier in Hainrode hatten sehr viele Männer keine Arbeit.

Besonders schlimm war die Zeit für die jugendlichen Erwerbslosen. Sie wussten nicht, was sie in ihrer Freizeit anfangen sollten. Da gab die Regierung die jugendlichen Erwerbslosen an mehreren Tagen in der Woche zu beschäftigten. Dies geschah hier in Hainrode durch die beiden Lehrer und durch den Ortsgeistlichen. An drei Tagen( Dienstag, Mittwoch, Freitag) versammelten sich ungefähr 10 Jugendliche in der Schule und im Pfarrhaus. Um das Wissen dieser jungen Leute zu bereichern, bekamen sie Bücher aus der Schul - und Volksbibliothek zum Lesen. Über das Gelesene mußten sie berichten. Auch wurde aus guten Büchern vorgelesen, Gesellschafsspiele wurden gespielt und Vorträge gehalten.

Am 28. März, dem letzten Schultage, wurden 2 Knaben und 2 Mädchen( Fritz Zeitler, Rudolf Müller, Annemarie Gibelius, Emmi Groschopp) aus der hiesigen Schule entlassen So wenig Konfirmanden hat man in Hainrode seit vielen Jahren nicht gesehen. Die Osterferien dauerten bis zum 13.April.

1931 /32

Am 14.April wurden 3 Knaben und 5 Mädchen in die Schule aufgenommen. Die Zahl der Kinder betrug zu Beginn des neuen Schuljahres 94 Das schulpflichtige Kind Adolf Appenrodt, Sohn des Arbeiters Kurt Appenrodt, war körperlich und geistig soweit zurück, daß es nicht mit Erfolg an dem Schulunterricht teilnehmen konnte. Es wurde auf Antrag von der Schulaufsichtsbehörde zurückgestellt.

Am 10. Juli machte die erste Klasse einen Ausflug nach der Burgruine Hohnstein und nach der Nordhäuser - Talsperre. Die Wanderung war sehr lohnend, aber auch sehr anstrengend.

Am 29. Juni, dem Todestage des Freiherrn vom und zum Stein, fiel der Unterricht aus. Eine Gedenkfeier fand statt.

Beim Volksentscheid am 9. August, bei welchem es sich darum handelte, ob der Landtag aufgelöst werden sollte oder nicht, sind in Hainrode von 346 Wahlberechtigten 118 Ja Stimmen und 6 Nein Stimmen abgegeben worden.

Auf Veranlassung der Regierung zu Erfurt traten am 27. August Gemeindevorstand, Schul vorstand und Gemeindekirchenrat zu einer gemeinsamen Sitzung zusammen, um zu versuchen, eine gütliche Einigung hinsichtlich der Trennung des jetzt vereinigten Schul -

und Küstervermögens zu versuchen. So sehr der lebhafte Wunsch bestand, zu einer solchen Einigung zu gelangen, so stellte sich doch im Laufe der Beratung heraus, daß einstweilen von seiner Verwirklichung Abstand genommen werden muß. Es wollte sich kein Weg finden, der beiden Teilen ihr Recht ließ.

Der Hainröder Ortsausschuß für Jugendpflege trat unter der Leitung des Gemeindevorstehers Zimmermann zu einer Beratung zusammen, um sich entsprechend der neuen Satzungen einen Vorsitzenden zu wählen. Die Wahl fiel auf Herrn Lehrer Grabe und wurde von diesem angenommen.

Zur Erntezeit regnete es sehr viel. Am 15.August mittags rauschte ein geradezu wolkenbruchartiger Regen hernieder. Das Hereinbringen der Ernte ist durch das unstetige Wetter sehr verzögert worden. Im Herbste wurden wir für den schlechten Sommer reich entschädigt, durch viele herrliche Tage.

Am 12.Oktober wurde die Postzustellung für Hainrode verkraftet. Ein Kraftpostwagen bringt täglich zweimal von Sondershausenaus die Post heran. Die Postanschrift lautet nun nicht mehr: Hainrode( Hainleite) bei Wolkramshausen, sondern: Hainrode (Sondershausen - Land)

Im Juli 1931 stand Deutschland wirtschaftlich - finanziell vor einem Zusammenbruch. Das Ausland verlangte die kurzfristigen Kredite, die man Deutschland gewährt hatte, plötzlich zurück. Viele Banken stellten ihre Zahlungen ein. Es begann ein Sturm der Bevölkerung auf die Banken und Sparkassen, um schnell die Guthaben abzuheben. Diese durften nur kleine Beträge auszahlen. Auch bei der Gehaltszahlung machte sich die wirtschaftliche finanzielle Lage Deutschlands sofort bemerkbar. Während bisher die Gehälter stets monatlich gezahlt wurden, trat vom 1. August1932 an, eine monatliche Zahlung in zwei Raten ein. Die Hälfte des Gehaltes wurde am 1.und die 2. Hälfte am 10. des Monats gezahlt. Vom 1.Okt.1932 an, trat sogar eine Zahlung in drei Raten ein. Am 1. des Monats wurde ein Teil gezahlt, am 10.und 20. die letzten beiden Teile.

Am 3.Nov.1931 fand eine Revision der Schule durch Herrn Schulrat Hülsberg aus Nordhausen statt. Es war dies die letzte Revision, die er hier abgehalten hat; denn nach Schluß des Schuljahres am 31.3.1932 trat er nach Erreichung der Altersgrenze in den Ruhestand. Er hat 191/2 Jahre den Schulaufsichtskreis Grafschaft Hohenstein verwaltet. Am 21.März1932 verabschiedete er sich von seinen Lehrern. Nur ungern sieht die Lehrerschaft den gütigen, wohlwollenden Vorgesetzten scheiden. Durch Erlaß des HerrnMinisters für Wissenschaft, Kunst - Volksbildung vom11.März 1932 wird der Schulaufsichtskreis Grafschaft Hohenstein mit dem 1.April1932 aufgehoben. Der Schulaufsichtskreis Grafschaft Hohenstein wird mit Nordhausen Stadt vereinigt und durch Herrn Schulrat Dr. Koch mit verwaltet. Am 1.März 1932 wurde Herr Regierungsschulrat Möbus aus Erfurt als Regierungsdirektor nach Königsberg versetzt. Seine Stelle übernimmt am 1.April 1932. Herr Schulrat Dr. Koch aus Emden.

Am 1.Nov.1931 ertönte das Feuerhorn in unserem Orte. Die Rittergutsfeldscheune ging in Flammen auf. Der Brandschaden war sehr hoch. Die Brandstifter konnten nicht ermittelt werden.

Am 10.Nov. am Martiniabend wirkten bei dem Gottesdienst in der hiesigen Kirche die Schulkinder mit indem sie Gedichte vortrugen, die auf Luthers Leben Bezug nahmen. Der Tag war schulfrei.

Auch in diesem Winter war die Zahl der Arbeitslosen sehr groß. Die Gemeinde mußte monatlich rund 600 RM Unterstützungen zahlen. Um dies tun zu können, war die Einführung der Bürgersteuer nötig. Zur Unterstützung der Wohlfahrtserwerbslosen veranstaltete die Gemeinde eine Sammlung. Die Einwohner spendeten reichlich zur Winterhilfe. Die Gaben wurden zum Weihnachtsfeste unter die Erwerbslosen verteilt. Die jugendlichen Erwerbslosen wurden wieder wie im Jahre1930 an drei Abenden in der Woche in der Zeit von Weihnachten bis Ostern beschäftigt. Sie erschienen nur einige Male. Daran sieht man, daß sie kein Verlangen haben, sich weiter zu bilden.

Die finanzielle Not des Staates fordert die Einziehung einer großen Zahl von Schulstellen. So wurden allein in dem Regierungs Bezirk Erfurt 79 evangelische Schulstellen eingezogen. Durch die Maßnahmen wären viele Junglehrer stellungslos geworden. Um dies zu verhindern, wurden alte Lehrer, die das 62.Lebensjahr erreicht hatten in den Ruhestand versetzt. Für manchen Lehrer war das sehr hart.

Die Schulkinder veranstalteten am 4. Adventssonntage eine sehr schöne Weihnachtsfeier. Im Schnepp` schen Saale gab es viele fröhliche Gesichter, als die Kinder miteinander wetteiferten, um das zu zeigen, was sie in wochenlanger Vorbereitung gelernt und eingeübt hatten, um ihre eigenen Herzen wie die der anderen mit Weihnachtsfreude zu erfüllen. Lieder, Gedichte und kleine Stücke wechselten in bunter Reihenfolge miteinander ab. Ganz besonders gefiel "Aschenbrödels Weihnachten" Der Saal war voll besetzt. Nach Abzug der Unkosten -17,31 RM - blieb ein Reingewinn von 38,59 RM. Der Eintrittspreis betrug

0,30 RM

Das Hainröder Rittergut, das seit etwa 500 Jahren im Besitz der Familie von Bila ist, soll am 13.April 1932 zwangsweise versteigert werden. Der letzte Besitzer ist: Werner von Bila - Natzmer.

Auf Veranlassung der Regierung zu Erfurt traten Ende Februar Gemeindevertretung und Kirchenvertretung abermals zu einer gemeinsamen Sitzung zusammen, um eine gütliche Einigung hinsichtlich der Trennung des jetzt vereinigten Schul - und Küstereivermögens zu versuchen. Es wurde einstimmig beschlossen, eine solche Trennung jetzt nicht vorzunehmen und zwar weil gerade die gegenwärtige Zeit mit ihrer politischen Erregung, mit ihren weltanschaulichen Gegensätzen und mit ihrer wirtschaftlichen Not ganz besonders ungeeignet erscheint, um die geforderte Trennung zur Ausführung zu bringen. Auch ist die Zeit bis zum 1. April 1932 zu kurz. am 22.März, dem letzten Schultage fand zuerst die Goethefeierstatt. In den letzten Schulwochen wurde eingehend über Goethe gesprochen, dessen 100 jähriger Todestag am 22.3. 1932 war. Dann wurden 3 Knaben und 4 Mädchen aus der Schule entlassen. 1. Ewald Müller 2. Richard Gaßmann 3. Reinhold Strecker

4. Elisabeth Wandt 5. Elly Lautenbach 6. Elsbeth Gaßmann 7. Irmgard Gaßmann.

Am 13. März 1932 war die Reichspräsidentenwahl. Es waren 5 Kandidaten aufgestellt

1. Düsterberg in Hainrode hatten 14 Stimmen

2. Hitler 122 "

3. Hindenburg 140 "

4. Thälmann 46 "

5. Winter hatte keine Stimme bekommen

Da kein Kandidat die absolute Mehrheit hatte, fand am10. April eine zweite Wahl statt

Bei der Reichspräsidentenwahl am 10.April erhielten

Hindenburg 141

Hitler 152

Thälmann 25 gültige Stimmen

1932 /33

Am 5.April wurden 2 Knaben und 8 Mädchen in die Schule aufgenommen. Die Zahl der Schulkinder betrug zu Beginn des neuen Schuljahres 94

Am 13.April1932 ist auf dem Nordhäuser Amtsgerichte die Zwangsversteigerung des Hainröder Rittergutes erfolgt. Das Gut, zu dem außer einer größeren Zahl von Gebäuden

500 MorgenAckerland, 300 MorgenWald und 130 Morgen Hutung gehören ist in den Besitz des Kornhauses in Nordhausen übergegangen. Der Kaufpreis beträgt 156 000 Mark Das Kornhaus hat sofort damit begonnen, um von dem Gute einzelne Stücke abzuverkaufen. Die abgetrennten Stücke umfassen ungefähr 80 Morgen. Beim Rittergute verbleiben einschließlich des Waldes rund 850 Morgen. Der Käufer des Rittergutes ist ein gebürtiger Hainröder und zwar der Direktor Karl Koch in Nordhausen.

Am 24. April war Landtagswahl. Es wurden für die einzelnen Parteien folgende Stimmen abgegeben:

Sozialdemokraten 123 Stimmen

Deutschnationale Volkspartei 11 "

Kommunisten 31 "

Deutsche Volkspartei 3 "

Landvolk 3 "

Staatspartei 4 "

Nationalsozialistische Partei 142 "

Zersplittert waren 3 "

Am 26. Juni fanden die Wahlen zum Elternbeirat statt. Die Wahlberechtigten in Hainrode hatten nur eine Liste eingereicht. Die auf ihr genannten galten infolgedessen als gewählt.

Es sind: der Bergmann Friedrich Helbing, der Zimmermann Kurt Appenrodt, der Zimmermann Emil Engel, die Maurer Karl Bergmann und Karl Schützenmeister

Im Laufe des Sommers hat die Schule vier Wanderungen in die nähere und weitere Umgebung unternommen. Die zweite Wanderung führte die 1. Klasse nach Bleicherode. Am 18. Juli suchten die Kinder der 1. Klasse den Frauenberg und das schöne Städtchen Sondershausen auf.

Am 31. Juli war schon wieder Wahl. Diesmal wurde ein neuer Reichstag gewählt. In Hainrode erhielten die

Sozialdemokraten 102 Stimmen

Nationalsozialisten 148 "

Kommunisten 49 "

Deutschnationale Volkspartei 9 "

Stimmen zersplittert 8 "

Im Juni 1932 wurde mit der Herrichtung eines Feuerteiches, der auch als Badeteich dienen soll, begonnen. Zuerst arbeiteten daran die Wohlfahrtsempfänger in ihren Pflichtstunden. Nach kurzer Zeit stellten sie die Arbeit ein und verlangten von der Gemeinde Bezahlung der Arbeit und Beschaffung widerstandsfähiger Arbeitsbekleidung. Im September wurden die Arbeiten von 8 Arbeitslosen als Notstandsarbeit wieder aufgenommen. Nun werden in dem schönen Teichtale zwei Teiche wieder in Ordnung gebracht. Die beiden Teiche, so eng eingeschlossen von den grünen Waldbergen, werden ein ganz prächtiges Bild darbieten. Durch diese Arbeiten sind wohl einige Arbeitslose von ihrer Arbeitslosigkeit losgekommen, aber noch viele blicken danach aus, ein wenig verdienen zu können. Die Zahl der Wohlfahrtserwerbslosen war in diesem Sommer sehr groß. Sie werden von dem Kreiswohlfahrtsamte und von der Gemeinde unterstützt. Die Einnahmen der Gemeinde werden immer knapper (Steuerkraft sinkt rapide) und die Ausgaben steigern sich von Monat zu Monat. Es ist sehr schwer für die Gemeinde, ihre Finanzen auch nur einigermaßen in Ordnung zu halten. Wird es im kommenden Winter mit der Verdienstmöglichkeit besser oder womöglich noch schlechter werden? Die Zahl der Arbeitslosen und Wohlfahrtsempfänger nahm noch zu.

Kurz vor Weihnachten wurde von der Gemeinde zugunsten besonders bedürftiger Familien eine Sammlung vorgenommen Es kamen an Weizenmehl 105 Pfund, an Kartoffeln 100 Pfund, an Linsen 10 Pfund und an Geld 8 RM ein. Außerdem wurden zu dieser Winterhilfe Kleidungsstücke und Schuhe gegeben. Auch konnten an 60 Familien je 5Ztr.Briketts verteilt werden.

Mit dem 24.Januar1933 setzte scharfer Frost ein. Das Thermometer stand 10° unter null und ging in den nächsten Tagen bis auf 13° herunter. Diese Kälte bescherte der Hainröder Jugend auf dem obersten Teiche eine herrliche Eisbahn. So ein schönes Vergnügen, wie das Schlittschuhlaufen, hatte es seit langen. langen Jahren nicht gegeben Es übten sich die einen im Schlittschuhlaufen und die. Andern im Schurren. Als dann im Februar reichlich Schnee gefallen war, kamen die Rodler und Schneeschuhläufer auch noch auf ihre Rechnung. Durch die Wiederinstandsetzung der drei Teiche im Teichtale ist dieses Tal ein beliebtes Wanderziel der Hainröder geworden.

Gleich zu Anfang des Winters, am 21.10.1932, wurde in einer gemeinsamen Sitzung der politischen und der kirchlichen Gemeindevertretung die Trennung von Kirchen - und Schulamt beschlossen. Auf Grund der zwischen dem Schulverbande und der Kirchengemeinde getroffenen Vereinbarung über die Vermögensauseinandersetzung wird die organische Verbindung des Küster - und Organistenamtes mit Wirkung vom 1.April 1933 gelöst. Über die Trennung berichtet nachstehender Zeitungsartikel:

" Trennung von Kirchen = Schulamt in Hainrode. Für die Trennung des Kirchen = und Schulamtes war maßgebend, daß die Kirchengemeinde nach der Trennung aus den Einkünften der ihr zugewiesenen Vermögenstücke ihren eigenen Kirchenbeamten besolden muss. Zu den kirchlichen Amtspflichten des Inhabers der bisher vereinigten Stelle gehört auch der Küsterdienst. Es war also die Entschädigung an den Kirchenmusiker und an den Kirchendiener sicherzustellen. Der Kirchenmusiker verliert den Provisionsanspruch aus seinem Kirchenamt und muss im freien Dienstvertrage angestellt werden. Die Kirchengemeinde mußte ferner Wert darauf legen, daß das Hausgrundstück, die alte Schule, in ihren Besitz übergeht, weil das Haus ebenso wie der hinter der Kirche befindliche Hausgarten in unmittelbarer Nähe der Kirche liegt. Sie mußte sich auch die Möglichkeit offen erhalten, bei einem etwaigen Erweiterungsbau der Kirche einen Teil des Gartens mit heranzuziehen. Der Mietwert des Hauses durfte nicht zu hoch angesetzt werden, da die Kirchengemeinde damit rechnen muß, daß die politische Gemeinde einmal gezwungen sein kann, z.B.durch eingehen der zweiten Lehrerstelle infolge des starken Geburtenrückgangs, auf die Lehrerwohnung im Küstereigebäude Verzicht zu leisten. Dann würde die Kirchengemeinde zweifellos ein Verlust entstehen, wenn jetzt eine zu hohe Einschätzung des Mietwertes erfolgt. In Berücksichtigung dieser Punkte wurde in gemeinsamer Sitzung der politischen und der kirchlichen Gemeindevertretung fast einstimmig beschlossen, die Trennung des gemeinsamen Vermögens in der Weise vorzunehmen, daß die politische Gemeinde als Schulgemeinde 7 3 /4 Morgen Ackerland erhält, während der Kirchengemeinde das Hausgrundstück, 5 Morgen Ackerland und die übrigen Einkünfte zugewiesen werden. Die Kosten der Auseinandersetzung übernehmen beide Parteien zu gleichen Teilen. Übereinstimmung herrschte, daß das Küstereigebäude wie bisher als Lehrerwohnung benutzt werden soll."

Ein "Bunter Abend", veranstaltet vom Männergesangverein "Germania" und von der

1. Klasse der Schule, vereinigte jung und alt in großer Zahl in der Gastwirtschaft von Fr. Schneppe. Einzelgesang, Chorlied und Kunstgesang, Ernstes und Heiteres wechselten sich in reicher Reihenfolge ab. Die Schule hatte durch diesen Abend Einnahmen von 25 RM

Bei der Wahl zum Reichstage und zum Landtage am 5.März 1933 war die Beteiligung außerordentlich groß. Es erhielten in Hainrode Stimmen:

NSDAP 157

SPD 108

KPD 42

Kampffront Schwarz - Weiß - Rot 18

Die Anordnung des Ministers, daß am 8.März aus Anlaß des Sieges der Nationalen Revolution überall der Schulunterricht auszufallen habe, brachte der Schule einen schulfreien Tag. Am 9. März wurde auf der Schule durch die Ortsgruppe der NSDAP zum ersten Male eine schwarz - weiß - rote Fahne mit einem Hakenkreuz gehisst.

Am 12. März, dem Volkstrauertage, waren drei Wahlen: Provinziallandtagswahl, Kreistagswahl und Gemeindewahl. In Hainrode waren nicht weniger als 4 Listen aufgestellt Von313 abgegebenen Stimmen entfielen auf die Bürgerliche Liste 121

auf die "Politische Gemeinde 88

auf die NSDAP 71

auf die KPD 33

Gewählt wurden von der bürgerlichen Liste: die Landwirte Zimmermann

H. Mund

Richard Wenkel

Schmiedemeister Emil Schneppe

von der Liste "Politische Gemeinde der Maurer Otto Schmidt

und der Zimmermann Hermann Strube

von der Liste der NSDAP: der Maurer A. Thelemann

und der Kaufmann W. Gemmrich

von der Liste der KPD der Arbeiter Kurt Appenrodt

Über den 21. März, der Tag der feierlichen Reichstagseröffnung brachte auch für Hainrode festliche Stunden. Mittags läuteten die Glocken. Die Schulkinder waren zu einer Feier in der Schule vereinigt. Hin und wieder nahmen in den Häusern gar viele durch den Rundfunk im Geiste an dem denkwürdigen Geschehen in Potsdam teil. Abends bei hereinbrechender Dunkelheit bewegte sich von dem Kellermannschen Gasthaus aus, ein langer Zug, gebildet von der SA, den Schulkindern mit Papierlaternen, dem Krieger =,Schützen = und Gesangverein, unter den Klängen einer Musikkapelle und unter vielem Singen hinauf zum Festplatz vor dem Walde. Hier sang man, als die ersten Flammen eines mächtigen Holzstoßes aufloderten, zwei Verse des Lutherliedes "Eine feste Burg". Dann hielt ich eine Ansprache, in der ich die geschichtliche Bedeutung des Tages hervorhob und zur entschlossenen Hingabe an das Vaterland aufrief. Es folgte der Gesang von 2 Versen des Deutschlandliedes. Noch manches andere vaterländische Lied wurde gesungen, während die Flammen des Freiheitsfeuers immer gewaltiger emporschlugen. Auch der Kriegsgefallenen wurde noch einmal entblößten Hauptes gedacht, durch das Singen des Liedes vom guten Kameraden. Dann ging es, diesmal beim Fackelschein, wieder ins Dorf hinunter."

Mit diesem Tage begann für Deutschland eine neue Zeit; Deutschland war erwacht. Die

schwarz - weiß - rote Fahne des Bismarckschen Deutschlands flatterte nun neben der Hakenkreuzfahne. Das deutsche Volk hatte sich zurückgefunden zu dem Geist der Wahrheit und Gradheit, der Treue und Verantwortlichkeit. In Millionen Herzen lebt wieder unerschütterlich der Glaube an den Aufstieg Deutschlands. Daß es so kam, ist das Werk Adolf Hitlers. Dieser Mann, der am 30. Januar 1933 vom Reichspräsidenten v. Hindenburg zum Reichskanzler berufen wurde, ist der Befreier Deutschlands geworden.

Am 8. April wurden 12 Kinder aus der Schule entlassen. es sind: Arno Zeitler, Herbert Wenkel, Ernst Apel, Karl Schieke, Werner Koch, Gerhard Gemmrich, Werner Gemmrich, Herta Wenkel, Erna Strube, Elsa Münch, Gertrud Gaßmann und Lisa Engel.

Am 20. April, dem Geburtstage des Reichskanzlers Adolf Hitlers, wehten zum ersten Male vor dem Schulgebäude zwei neue Fahnen, eine schwarz - weiß - rote und eine Hakenkreuz Fahne. Auch wurden an diesem Tage in unserer Schule zwei schöne Bilder vom Reichskanzler aufgehängt.

1933/ 34

Nach der Ferienordnung sollte die Schule am 25. April wieder anfangen. Der Herr Minister hat die Ferienordnung dahin abgeändert, daß das neue Schuljahr erst am 1. Mai beginnt.

Den 1.Mai hat die Regierung der nationalen Revolution zum Feiertage der nationalen Arbeit erhoben. An diesem Feiertage waren die Häuser mit zahlreichen Fahnen geschmückt. Nachmittags bewegte sich ein Festzug durch das Dorf. Er bot ein sehr anheimelndes farbenprächtiges Bild. An ihm beteiligten sich außer den Vereinen und den Schulkindern auch einzelne einheimische Berufsgruppen, insbesondere die Landwirtschaft. Über den Verlauf des Festes berichtet nachfolgender Zeitungsausschnitt:"Auf dem Festplatz vor dem Walde, auf dem man sich zum ersten Male versammelte, seitdem er den Namen "Adolf Hitler Platz" trägt, sprach Herr Lehrer Grabe Worte der Begrüßung. Gern lauschte man den Liedern des Gesangvereins, wie den Märschen und übrigen Darbietungen der Musikkapelle. Lustige Wettspiele von allerlei Art gaben jung und alt viel Gelegenheit zur Freude. Den Höhepunkt erreichte die Feier, als nach voraufgegangener Festrede durch Herrn Wendler aus Bleicherode die Adolf Hitler Eiche gepflanzt und die Fahne der Ortsgruppe der NSDAP geweiht wurde. Den Abschluß des Tages bildete ein geselliges Beisammensein im Kellermannschen Gasthaus bei Rundfunkübertragung, Musik und Tanz."

Am 2.Mai, dem ersten Schultage, wurden 3 Knaben und 7 Mädchen in die Schule aufgenommen. Die Zahl der Schulkinder betrug zu Beginn des neuen Schuljahres 90

Durch die Trennung des Kirchen = und Schulvermögens am 1.April 1933 sind der Kirchengemeinde Hainrode von dem Schulland am Lohraer Wege 5 Morgen und außerdem der Kantergraben zugefallen. Bei der ersten Lehrerstelle blieben 1,68 ha Ackerland in dem kleinen Felde und am Lohraer Wege.

Bei der Wahl des Hainröder Gemeindevorstandes wurde der langjährige Gemeindevorsteher Zimmermann wiedergewählt. Zum 1. Schöppen wählte man den Landwirt Hermann Gaßmann, zum 2. Schöppen den Landwirt Friedrich Wandt.

Am 9. Mai wanderte die 1.Klasse der Schule in das Helbetal zur Steinernen Jungfrau und nach Amt Lohra.

Am 28. Mai feierte der hiesige Kriegerverein sein 50 jähriges Bestehen. Darüber berichtet ausführlich nachfolgender Zeitungsabschnitt: _" Das Fest des 50 jähr. Bestehens des Vereins hätte eigentlich schon im vorigen Jahre gefeiert werden müssen, doch entschied man sich für eine Verschiebung bis1933. Alles war aufs beste vorbereitet Seinen Beginn nahm das Fest am Sonnabend, den 27. Mai mit einem Fackelzug. Der Spielmannszug der Kyffhäuserjugend und die Kapelle Wiegleb aus Nordhausen sorgten für schneidige Märsche. Mehrere Reiter in den Uniformen der alten Armee weckten die Erinnerung an vergangene Zeiten. Beim Festkommers im Kellermann`schen Saal hielt der Vereinsvorsitzende R. Wenkel die Begrüßungsrede und gedachte insbesondere der noch lebenden Mitbegründer des Vereins: Friedrich Eichholz und August Schütze, sowie der Kameraden Heinrich Ernst und Friedrich Strube, die ebenfalls schon lange der Kriegerver-einsbewegung angehören ,auch wenn sie erst nach Gründung des Vereins nach Hainrode kamen. Am Sonntag erfolgte um 5 Uhr das Wecken. Von den Ortsgruppen der Kyffhäuserjugend aus Nordhausen, Bleicherode, Obergebra, Wülfingerode, Lipprechterode undKelbra wurde bald darauf ein Geländespiel veranstaltet. Beim Festgottesdienst lag der Predigt das Wort zugrunde aus Psalm 101, Vers 6 "Meine Augensehen nach den Treuen im Lande, daß sie bei mir wohnen, und habe gern fromme Diener." Inzwischen rückten von allen Seiten die Vereine an, die mit dem Hainröder Verein feiern und zugleich ihre diesjährige Kreiskriegerverbandstagung in Hainrode halten wollten. Auf dieser Verbandssitzung, die im Schneppe`schen Saal stattfand und an der rund 120 Vertreter aus

60 Vereinen teilnahmen, erhielten die Hainröder Kameraden Friedrich Eichholz und August Schütze das Ehrenkreuz 2. Klasse. Ununterbrochen langten noch kleinere und größere Verbände zu Fuß, und in Kraftwagen, in Omnibussen, auf birkengeschmückten Leiterwagen an. So wies der Festzug, der sich gegen 2 1/ 2 Uhr mit mehreren Musikkapellen in Bewegung setzte, eine riesige Beteiligung auf. Kaum war er aber auf dem Adolf - Hitler - Platz angelangt, da strömte der Regen mit solcher Wucht hernieder, daß alles sehr bald in größter Eile ins Dorf fliehen mußte. Die Fahnenweihe wurde in den Kellermann `schen Saal verlegt. Nach einem Vorspruch von Frau Reidemeister und nach meiner Festrede, weihte der Verbandsvorsitzende Oberstleutnant Goertz aus Nordhausen die neue, von den Frauen des Hainröder Vereins gestiftete prächtige Fahne mit dem Spruch "Treu - Deutsch - Wahr." Gedichte und überreichen einer Fahnenschleife, einer Fahnenmedaille und von Fahnennägeln reihten sich an. Auf beiden Säälen blieb man noch längere Zeit zusammen. Am Montag kam auch die Jugend auf ihre Kosten. . Nach einem Umzug des Vereins durch den Ort, wobei zum ersten Male die neue Fahne vorangetragen wurde, wurde der Jugend im Kellermannschen Saal Gelegenheit gegeben zu allerlei fröhlichem Spiel. Die Erinnerung an das trotz der Störung durch den Regenguß so schöne Fest des Kriegervereins wird noch lange in den Herzen aller fortleben, die an ihm teilgenommen haben. "

Am 17. Juni fiel der Unterricht wegen einer Volkszählung aus Die Einwohnerzahl von Hainrode betrug an diesem Tage 565

und zwar waren es 273 männliche

und 292 weibliche Einwohner

Am 24. Juni, dem Fest der Jugend fiel der Unterricht abermals aus Von dem Feste der Jugend berichtet der Bote von der Wöbelsburg folgendes: - Tagebuch des Boten. "Am Fest der Jugend war in Hainrode der Nachmittag durch Wettkämpfe der Schuljugend ausgefüllt. Am Abend zogen die Jugend und sämtliche Vereine unter Vorantritt des Sturmbann Spielzuges aus Wolkramshausen zum Adolf - Hitler -Platz hinauf zur Sonnenwendfeier.

Eingeleitet wurde sie durch das vom Gesangverein unter Leitung des Lehrers Grabe gesungene Lied:"Was ist des Deutschen Vaterland?" Nachdem dann die Schulkinder Paul Schieke und Käte Schmidt die Bedeutung der Feier durch Aufsagen von zwei Gedichten hervorgehoben hatten, flammte unter dem gemeinsamen Gesang des Liedes " Flamme empor" der gewaltige Holzstoß auf. Die Feuerrede, die Vergangenheit und Gegenwart miteinander verflocht, hielt Pfarrer Heß. Sie fand ihr Echo in dem Deutschland - Liede.

Lehrer Schleiffer überreichte dann folgenden Schulkindern, die als Sieger aus den Wettkämpfen hervorgegangen waren, die von der Gemeinde gestifteten Eichenkränze: Paul Schieke, Karl Wichmann, Emma Müller, Martha Wichmann, Fritz Schmidt, Gerhart Münch, Gerlinde Cotte, Margarete Gaßmann. Die Feuersprüche von 6 Knaben und das Horst - Wessel - Lied beendeten die Feier. Am nächsten Morgen riefen die Glocken zum Festgot-tesdienst. Alle Vereine nahmen geschlossen an ihm teil. Der Altarraum war überreich mit Blumen geschmückt . Der Vormittag brachte noch Wettkämpfe der Hitlerjugend. Dabei errangen sich Eichenkränze: Fritz Koch (Altersklasse17 - 18 ), Richard Gaßmann, Arno Zeitler, Ernst Apel ( Altersklasse15 - 16 ). Am Nachmittag vereinte sich alles zum Festzug, dessen Ziel der herrlich gelegene Festplatz im Ziegental war. Es war eine Freude, wie hier alt und jung sich an den Wettkämpfen beteiligte. Auch eine Freilichtbühne fehlte nicht, auf welcher der Jungmädchenverein ein kleines echtes Dorfstück zum besten gab. Als Ergebnis des Vierkampfes: Keulenwerfen, Hindernislaufen, Steinstoßen und Schießen, letzteres schon am Sonnabend Nachmittag, konnte Lehrer Grabe mitteilen, daß die SA 595,

der Stahlhelm 453, der Kriegerverein 342 und der Schützenverein 327 Punkte erreicht hatten. Jede der 4 Organisationen hatte 10 Mann gestellt."

Am 11.Juli unternahm die 1. Schulklasse einen Ausflug nach Nordhausen Bei einem Rundgange durch die "1000 jähr. Stadt am Harz" schauten die Kinder Bauwerke des Mittelalters und der Neuzeit an. Zuletzt besichtigten wir das neue Museum und den Rosengarten und in dem schönen Gehege suchten wir Erholung von der Anstrengung des Tages. Die 2.Klasse durchstreifte den herrlichen Wald der nahen Hainleite. Am 2.September wanderte die 1. Klasse durch die Horst, über Pustleben nach dem Schern und die 2. Klasse nach der Feuerkuppe.

Am15. September war ein bedeutsamer Tag preußisch - deutscher Geschichte. In Berlin war die feierliche Eröffnung des Preußischen Staatsrates. Sie wurde durch den Rundfunk übertragen. Die Kinder der 1. und 2. Kasse versammelten sich in der Schule zur Schulfeier und zur Übertragung. Der Unterricht fiel aus.

Durch die Herrichtung des obersten Teiches zum Feuerteiche war den Hainrödern zum ersten Male Gelegenheit zum Baden gegeben. War das ein Vergnügen sich an so heißen Sommertagen in dem kühlen Wasser tummeln zu können. Jung und alt stürzte sich in die Flut. Ja, manche wären dabei beinahe ertrunken

An dem Nürnberger Parteitage1933 der NSDAP nahmen zwei Hainröder teil, an dem Gebietstreffen der Hitlerjugend in Rudolstadt 10.

Am 1.Oktober durfte ich mein 25 jähriges Ortsjubiläum feiern. Seit dem 1. Oktober 1908 bin ich an der Hainröder Schule tätig. (Schleiffer d. R. )

Am 1. Sonntage im Oktober feierten wir das erste deutsche Erntedankfest. Vor dem Gottesdienste bewegte sich ein Festzug durch das festlich geschmückte Dorf. Er endigte auf dem Gutshofe. Hier wurde die Rede des Reichsernährungsministers zur Verlesung gebracht.

Am Martinstage um 10 Uhr versammelten sich in diesem Jahre die Schulkinder mit den Lehrern im Gotteshause zu einem Kindergottesdienst. Am Abend zogen SA, Hitlerjugend und Schulkinder mit dem Gesang des Lutherliedes durch den Ort. Dann versammelten sich jung und alt in der Kirche, um an die 450. Wiederkehr von Luthers Geburtstag erinnert zu werden. Die Konfirmanden sagten Gedichte an, die ein Bild gaben von Luthers Leben und Wirken.

Der große Wahltag am 12. Nov. sah unser Dorf in festlichem Schmuck. Von den 365 Stimmberechtigten übten 356 ihr Stimmrecht aus. Den 352 Ja Stimmen stehen 17 Nein Stimmen und 7 ungültige gegenüber. Bei der Reichstagswahl entfielen auf die NSDAP 338 gültige Stimmen, 18 Stimmen waren ungültig.

Für die Hainröder Wohlfahrtserwerbslosen gibt es für einige Monate Arbeit. Die Gemeinde hat sich entschlossen, den vom Nordausgang des Dorfes abzweigenden Feldweg nach Münchenlohra in straßenmäßiger Weise auszubauen. Die nötigen Steine werden seit dem 13. November in dem an der Berndtener Straße gelegenen Steinbruche des Rittergutes gebrochen.

Der Winter kam sehr zeitig und setzte auch gleich mit großer Kälte ein. Da sagte der Führer Adolf Hitler:"In diesem Winter soll kein Deutscher hungern und frieren", Es begann der Kampf gegen Hunger und Kälte. Sammlungen erbrachten in kurzer Zeit Riesensummen Geld. Die Landwirte gaben Getreide, Kartoffeln und Nahrungsmittel. Jeder, der etwas entbehren konnte, gab es für die Volksgenossen, die nichts hatten. Gar manchmal zog auch die Schuljugend durch das Dorf. Mit den Sammellisten ging es von Haus zu Haus. Die Hitlerjugend nagelten ihr Wappenschild. Jeder Hammerschlag, ein Stück Brot, um den Hunger zu stillen. Die schwächlichen Schulkinder erhielten in der Schule 1/4 Jahr lang -

1.Dez.1933 - 2. März 1934 an jedem Schultage zum Frühstück 1/4 Liter Milch. Die bedürftigen Leute der Gemeinde bekamen Kleidungsstücke, Lebensmittel, Kohlen, Wäsche usw. in einem Werte von über 1000 RM

Am 30. Jan. 1934, dem Reichsgründungstage - das Dritte Reich - fiel der Unterricht aus. In einer Schulfeier gedachten wir dankbar des 30. Jan. 1933, als unser Reichskanzler Adolf Hitler in sein hohes verantwortungsvolles Amt berufen wurde.

Die Zahl der diesjährigen Konfirmanden ist besonders groß. Sie übertrifft alle bisher erreichten Zahlen. Es wurden 5 Knaben und 14 Mädchen konfirmiert und am 28. März aus der Schule entlassen. Es waren: 1. Paul Schieke 2. Heinz Bösel 3. Heinz Blasek 4. Karl Apel 5. Karl Wichmann 6. Emma Müller 7. Käthe Schmidt 8. Klara Banse 9. Martha Schützenmeister 10.Elly Müller 11. Martha Wichmann 12. Frieda Meier 13. Luzie Engel 14.Gerda Wichmann 15. Gertrud Groschopp 16. Herta Gaßmann 17. Minna Enzenberg

18. Margarethe Bergmann 19. Rosa Gaßmann. .

1934 /35

Am 13. April, dem ersten Schultage, werden 7 Knaben und 5 Mädchen in die Schule aufgenommen. Die Zahl der Schulkinder betrug zu Beginn des neuen Schuljahres 82.

Das Osterfest nahm, bei fast nur gutem Wetter, seinen schönen strahlenden Verlauf wie immer. In Berg und Tal hallte es wieder von dem fröhlichen Jubel derer, die sich der Schönheit der aus den Winterbanden wieder erwachenden Natur erfreuten und in frohem Wetteifer ein Lied nach dem andern anstimmten. Ein prächtiges Bild boten am Abend des ersten Feiertages die ringsumher auf den Bergen und Höhen in großer Zahl zum nächtlichen Himmel hoch auflodernden Osterfeuer. Mit größtem Eifer wurde wieder das Kugelschlagen betrieben. Stürme der Heiterkeit gab es, als der Erbesbär, ganz vortrefflich herausstaffiert, durchs Dorf seinen Umzug hielt, begleitet wie immer von Spaßmachern aller Art, die ihre Kunst aufs beste verstanden, ob sie dieselbe auf ebener Erde, an den Hauswänden und auf den Mauern, oder hoch oben auf dem Dachfirst trieben. Wie viel altes schönes Brauchtum steckt in diesen Ostersitten.

In diesem Jahre wurde zum ersten Male eine kirchliche Feier für die neu in die Schule aufge

nommenen Kinder und deren Angehörigen und Paten beim Beginn des neuen Schuljahres abgehalten. Sämtliche Schulkinder und Lehrer nahmen an dieser Schulanfängerandacht teil. Der Ortsgeistliche gab ein kurzes Bild von der Gegenwart so bedeutungsvollen Aufgabe, welche der Schule gestellt ist und die sie nur erfüllen kann, wenn Schule und Elternhaus einträchtig und vertrauensvoll zusammenwirken. Die Deutsche Schule hat den politischen Menschen zu bilden, der in allen Denken und Handeln dienend und opfernd in seinem Volke wurzelt und der Geschichte und dem Schicksal seines Staates ganz und untrennbar zu innerst verbunden ist

Der 1. Mai, der Tag der nationalen Arbeit, wurde in diesem Jahre wie üblich gefeiert. Der Schulunterricht fiel aus.

Früher pflegten sich am Himmelfahrtstage viel fröhliche Leute von nah und fern auf der Wöbelsburg ein Stelldichein zu geben. Die alten Hainröder wissen davon mancherlei zu erzählen. Allmählich schlief der alte Brauch ein In diesem Jahre ist er in neuer Formwieder aufgelebt. Die Wöbelsburg sah am Himmelfahrtstage ein Volksfest, zwar nicht auf ihrem Gipfel wie früher, sondern unmittelbar an ihrem Fuße auf dem dortigen so wunderschon gelegenen Platz Die Veranstaltung des Festes ging zurück auf eine Einladung, welche der Besitzer des Rittergutes Herr Koch an sämtliche Vereine des Ortes gerichtet hatte. Auch aus den Nachbarorten hatte man sich zahlreich eingefunden. Unter den Nordhäuser Gästen bemerkte man vor allem den Kreisleiter und stellvertretenden Landrat Kaiser.

Am 12.Juni war ich mit der 1. Klasse der Schule auf dem Kyffhäuser und in der Heimkehle. Die Wanderung war sehr anstrengend, hat aber viele bleibende Eindrücke bei den Kindern hinterlassen Die anderen Klassen suchten unsere schöne Hainleite auf.

Am 23.Juni - am Deutschen Jugendfeste - fanden die sportlichen Wettkämpfe der Schuljugend statt. Einen Preis erhielten: 1. Fritz Groschopp 2. Margarete Helbing 3. Fritz

Schmidt und Margot Schäfer. Nachmittags waren die Wettkämpfe der erwachsenen Jugend. Auch davon bekamen einige den Eichenkranz. Am Abend wurde auf dem Adolf Hitler Platz das Sonnenwendfeuer abgebrannt Nicht nur die Einwohner unsere Ortes hatten sich an dem Sonnenwendfeuer eingefunden, sondern auch viele Einwohner. der anliegenden Dörfer - Nohra, Wollersleben, Kleinwenden, Münchenlohra und Wolkramshausen. Die

NS Jugendverbände dieser Ortschaften waren vollständig vertreten. .

Der August. brachte die Erinnerung an den Ausbruch des großen Krieges vor 20 Jahren. Es war eine merkwürdige Fügung, daß gerade am 22. August, an demselben Tage als vor 20 Jahren der Weltkrieg entbrannte, der Mann für immer seine Augen schloß, unter dessen Führung im Weltkriege die größten und herrlichsten Siege erfochten worden waren. Unser Generalfeldmarschall und Reichspräsident von Hindenburg war nach kurzem Krankenlager in die Ewigkeit hinüber gegangen. Wie schon beim Eintreffen der ersten Meldungen über seine ernste Erkrankung bange Sorge die Herzen gefangen hielt so verbreitete vollends die Nachricht von seinem Tode tiefe Niedergeschlagenheit und Trauer. Alsbald wehten im ganzen Orte die umflorten Fahnen, und beim allabendlichen Trauergeläut ging es in stummer Ergriffenheit wie ein Raunen von Mund zu Mund:"Unser Hindenburg ist tot!"

Der 18. August brachte der Jugend den Staatsjugendtag. Alle Kinder, die der Hitlerjugend, dem Jungvolk oder dem Bund Deutscher Mädel angehören, brauchen den Sonnabend nicht zur Schule. Es sind hier in Hainrode 43 Schüler(innen) von dem 10. bis zum 14. Lebensjahr, die der Staatsjugend angehören. 13 Mädchen sind ihr noch nicht beigetreten. Diese und die Kinder unter 10 Jahren müssen an dem Staatsjugendtage zur Schule.

Seit dem 1. Januar1934 zählen alle Kinder den Jugendherbergspfennig und seit dem 15. August des Jahres den vierteljährlichen Lernmittelbeitrag von 20 Rpf.

Der 19. August brachte die Volksabstimmung, die darüber zu entscheiden hatte, ob in Zukunft das Amt des Reichspräsidenten mit dem des Reichskanzlers vereinigt sein soll. Die Abstimmung hat für Hainrode nur geringe Verschiebungen gegenüber der vom 12. Nov. 1933 hervortreten lassen. In Hainrode übten von 363 Wahlberechtigten 355 ihr Wahlrecht aus. Von ihnen stimmten 327 mit Ja, 22 mit Nein. 6 Stimmen mußten als ungültig erklärt werden.

In schwere Trübsal wurde ganz plötzlich der Besitzer des hiesigen Rittergutes versetzt. Seine Frau erlag am 16. August in Nordhausen den Folgen einer Blutvergiftung. Alle Kunst der Ärzte vermochte ihr Leben nicht mehr zu retten. In der Blüte der Jahre ist sie abgerufen worden. Sie würde am 14. September ein Alter von 38 Jahren erreicht haben.

Der Gemeinderat von Hainrode ist neu gebildet worden. Es gehören dazu:

Gelbke Fritz, Ortsgruppenleiter

Mund Fritz, SA Führer

Telemann Alwin, Maurer

Probst Otto, Bauer

Schneppe Emil, Schmiedemeister

Koch Karl, Gutsbesitzer

Am 18.Oktober und am 22. Oktober besichtigte Herr Kreisschulrat Dr. Koch die hiesige Schule zum ersten Male. Die Einführung des Staatsjugendtages erforderte die Aufstellung neuer Stundenpläne. Die Kinder, die nicht der der Staatsjugend angehören, erhalten am Sonnabend nationalpolitischen Unterricht. Fortbildungsschulunterricht kann nicht erteilt werden, da nur vier Schüler vorhanden sind. Die 4 Schüler, die bei den Reichsjugend Wettkämpfen gesiegt hatten, erhielten jetzt im Oktober die Ehrenurkunden des Herrn Reichspräsidenten.

Da die Elternbeiräte an den öffentlichen Schulen die gelegten Erwartungen nicht erfüllt haben, werden sie aufgehoben. Der neue Staat stellt an ihre Stelle die Schulgemeinden und beruft Jugendwalter. Die Eltern der von einer Schule betreuten Kinder bilden mit den Lehrern dieser Schule die Schulgemeinde. Führer der Schulgemeinde ist der Schulleiter. Er beruft zu seiner Unterstützung in der Schulgemeinde aus der Elternschaft 2 bis 5 Berater. Dazu tritt ein von der HJ entsandter Jugendführer. Die Berufenen sind mit dem HJ Führer und dem Schulleiter die Jugendwalter der Schulgemeinde. Nach Anhören des zuständigen Ortsgruppenleiters der NSDAP sind der Schachtarbeiter Max Blasek, die Ehefrau Frieda Reidemeister und der Arbeiter Fritz Koch, als H J Führer zu Jugendwaltern ernannt.

Am 19. November wurden neue Sparmarken und neue Sparkarten herausgegeben. Vom

2. Dezember bis zum 12. Dezember nahm ich an einem Schulungskursus in Bad Sachsa teil .

Im November veranstaltete die HJ und die BDM Mädchen einen Deutschen Abend. Darüber berichtet der folgende Zeitungsbericht:" BDM und Hitlerjugend veranstalteten im Saal des Gasthauses Schneppe einen deutschen Abend. Der Saal war dicht besetzt, auch Auswärtige hatten sich zahlreich eingefunden. Nach dem Fahneneinmarsch sprach der Standortführer Fritz Koch Worte der Begrüßung. Dem Jugendlied folgte eine begeisternde Ansprache des Unterbannführers Ziervogel aus Bleicherode. Er schilderte des Führers Werk und Wesen und weckte freudige Zustimmung mit dem Bekenntnis:" Wer sein Vaterland liebt wie seine Mutter, der kann unser Führer sein" Zwei Theaterstücke ließen den Geist des neuen Deutschland und insbesondere der neuen deutschen Jugend klar erkennen. Sie fanden starken Beifall. Mit fröhlichem Dank wurde ein drittes Stück aufgenommen, das den Humor zu seinem Rechte kommen ließ. Die Schlussworte des Standortführers Koch, in denen er insbesondere auch Herrn Schleiffer für seine Mithilfe bei der Vorbereitung des Abends dankte, klangen aus in ein dreifaches Heil auf den Führer. Der Gesang je eines Verses der Nationalhymnen schloss sich an. Dann blieb man noch lange zusammen, um Freude zu haben am deutschen Tanz".

Im Januar 1935 erkrankten fast alle Schulkinder an der Grippe. Diese Krankheit trat so stark auf, das es zeitweilig schien, als ob die Schule geschlossen werden müsse. Die meisten Krankheitsfälle waren leichter Art. Die Kinder konnten bald wieder am Unterricht Teilnehmen.

Am 13. Januar war die Saar Abstimmung. Darüber aus der Zeitung nachstehenden Wort:"Des Ergebnisses der Saar Abstimmung haben auch wir in Hainrode in Stolz und Dankbarkeit uns gefreut. Wie die Glocken zusammen mit denen in Deutschland schon am Vorabend der Abstimmung, am 12.Januar läuteten, um die Brüder und Schwestern an der Saar zu grüßen, so auch am Mittag des 15. Januar, um es mit ihrem ehernen Klang allen zuzurufen, welch ein Sieg mit der Abstimmung errungen worden war. Am Abend hielten alle Vereine mit ihren Fahnen einen Umzug. Das verschneite Dorf mit dem Silberlicht des Mondes und mit den bunten Laternen der Schulkinder bot dabei ein schönes Bild. Nach beendigtem Umzug nahmen die Teilnehmer an demselben Aufstellung an der Straßenecke vor dem Kellermannschen Gasthaus. Hier würdigte der Ortsgruppenleiter Gelbke die Bedeutung der Saarabstimmung und ließ seine Worte im Heilruf auf den Führer ausklingen"

Am 15. Januar, als das Abstimmungsergebnis bekannt geworden war, fiel der Unterricht aus. Vom 6. Februar - 16. Februar weilte Lehrer Grabe an der Schulungsstätte der NSDAP in Bad Sachsa.

Am 1. März, dem Tage der Heimkehr der Saar fand in der Schule eine Schulfeier statt. Der Unterricht fiel aus.

Der Schulze Zimmermann ist erneut auf 12 Jahre als Oberhaupt von Hainrode bestätigt worden.

Über den Winter lesen wir in der Zeitung folgendes:"Der Winter war bisher ein merkwür-diger Geselle. Er ließ in seiner Laune das Wetter fortwährend wechseln. Zunächst hatte er scheinbar überhaupt keine Lust seine Macht zu zeigen. Er zog die mildesten Seiten auf. Kurz vor Weihnachten bescherte er zwar etwas Schnee, daß alle Kinderherzen schon jubelten, aber gleich darauf hatte er sich eines anderen besonnen. Am Silvesterabend gab es eine wahre Regenflut. Bezeichnend war, was am 29. Dezember die Nordhäuser Zeitung schrieb:" Himbeeren zu Weihnachten gibt es in diesem Jahre allerlei, ebenso wie es Erdbeeren, Maikäfer und Blumen in diesem merkwürdigen Dezember - der auch März heißen könnte - in den Gärten gibt. Ein Strauß schöner gereifter Himbeeren wurde uns gestern vorgelegt. Maikäfer kommen alle Tage - wir bitten nunmehr, von weiteren "Vorführungen " absehen zu wollen !"Mit dem 6. Januarsetzte etwas Frost ein. Vom 25. - 28. Januar fielen erhebliche Mengen Schnee. Die Autos kamen ohne Schneeketten nicht aus. Der 29. Januar und die folgenden Tage brachten starkes Tauwetter. Wieder gab es dann ein wenig Schnee und am 9. Februar sogar 9° (Resumür) Kälte. Eine Woche darauf zeigte das Thermometer schon wieder umgekehrt 9° Wärme an. In der Nacht vom16. zum 17. Februar erlebten wir einen orkanartigen Gewittersturm, der seine Freude daran hatte, Ziegeln abzureißen, Zäune umzulegen und Bäume zu entwurzeln. Und wieder eine Woche darauf hüllte sich die Landschaft in ein weißes Schneegewand. Es bekam aber durch Tauwetter rasch Löcher. Es wurde schönstes Frühlingswetter, und die Bestellarbeiten kamen tüchtig in Gang. Der Winter will sein Zepter aber immer noch nicht abgeben."

Am 12. April wurden17 Kinder aus der Schule entlassen. Es sind: Werner Strube, Fritz Schmidt, Gerhard Münch, Heini Wichmann, Alfred Bloßfeld, Willi Schneppe, Herbert Wenkel, Lilly Strube, Anna Koch, Hanna Cotte, Lisa Schmidt, Erika Flohr, Margot Schäfer; Margarete Gaßmann, Herta Zeitler, Hildegard Held und Liselotte Eske.

1935 /36

Am 30. April 1935 wurden 6 Knaben und 5 Mädchen in die Schule aufgenommen. Die Zahl der Schulkinder betrug zu Beginn des neuen Schuljahres 77. An der Schulanfängerandacht am ersten Schultage nahmen sämtliche Schulkinder, Lehrer, sowie Eltern und Paten der Schulrekruten teil. Der Geistliche sprach über das Apostelwort" Dient einander, ein jeglicher mit der Gabe, die er empfangen hat!".

Der 1. Mai, der Tag der nationalen Arbeit wurde auch in diesem Jahre wie üblich gefeiert Dieser Tag ermahnt uns immer wieder, unsere Ehre darin zu suchen, ein Volk der Arbeit zu sein.

Am 16. März des Jahres verkündete der Führer das Gesetz über die Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht. Unser Volk wurde wieder, wie es früher war, ein Volk in Waffen, ein Volk der Freiheit und Selbständigkeit. Niemand darf es wagen beutelüstern über Deutschland herzufallen, das Schwert muß jederzeit scharf sein. Das Gesetz wurde mit großem Jubel vom deutschen Volke begrüßt.

Das Schulkind Ilse Linsel war beim Spielen in der Scheune auf die Tenne herabgestürzt. (bei Reidemeister O P )Die Ärzte stellten einen Schädelbasisbruch fest. Nachdem das Kind mehrere Wochen in Nordhausen. in der Klinik gelegen hatte, konnte es gesund in das Elternhaus zurückkehren.

Am Muttertage, der auf den 1.Mai fiel, sagten die Konfirmanden im Gottesdienste Gedichte an, die der Mutter galten.

Am 23. Mai war für den ganzen Kreis Grafschaft Hohenstein eine Verdunkelungsschulungsübung von 9 bis 10 Uhr abends angesetzt. Auch Hainrode war während dieser Stunde in Dunkelheit gehüllt. Der markierte Angriff durch Flugzeuge rief Helfer auf den Plan. Eine Bombe hatte das Pfarrgehöft getroffen. Sofort war die Feuerwehr zur Stelle und begann die Löschtätigkeit. Auch die Sanitätsmannschaften ließen nicht lange auf sich warten. Sie griffen schnell und tatkräftig ein. Alles klappte vorzüglich.

Der Mai war recht kalt und naß. Frost und Schnee vernichteten die Apfelblüte. Im Juni trat große Hitze ein. Das Thermometer zeigt +30° im Schatten.

Die Sommerferien nahmen am 19. Juli ihren Anfang. Sie dauerten drei Wochen Die Kinder und Lehrer der Stadtschulen konnten sich in diesem Jahre im Sommer zum ersten Male 6 Wochen lang von der Schularbeit ausruhen. Im Herbste haben sie nur 5 Tage Ferien. Wir aber können uns im September und im Oktober noch einmal drei Wochen erholen.

Aus der Gemeinde wäre noch zu berichten, daß seit dem 1. April 1935 die Gemeinde Hainrode keinen Gemeindeschulzen, keinen Gemeindevorsteher mehr hat, sondern einen "Bürgermeister." Diese Amtsbezeichnung erhielten alle Gemeindevorsteher. Auch gibt es keine Gemeindevertretung mehr, sondern nur noch einen Gemeinderat. Auch der Schulstandsvorsitzende ist verschwunden. Er erhält die Amtsbezeichnung "Ortsschulvorsteher." Zu diesem Amte wurde ich am 2. Oktober des Jahres auf die Dauer von sechs Jahren durch den Landrat des Kreises berufen. Auch sind die Schulvorstände aufgehoben. An ihre Stelle sind die Schulbeiräte getreten.

Da es in diesem Sommer zu einer größeren Wanderung mit den Schulkindern nicht gekommen war, fuhr ich am 30. September mit der 1. Klasse nach Nordhausen in den Zirkus Krone. Die Tierschau und die Vorführungen waren ein unvergeßliches Erlebnis für die Kinder.

Die Zwetschenbäume lieferten in diesem Herbste reichlich Früchte. Der Zentner kostete

11 -12 RM. Die Birnbäume hingen so voll, daß die Äste brachen. Äpfel gab es fast gar nicht.

Nach dem neuen Reichsflaggengesetz, das auf dem Reichsparteitage zu Nürnberg im September des Jahres verkündigt wurde, hissen wir am letzten und am ersten Schultage nur noch die Hakenkreuzfahne.

Am 16. August 1935 starb in einem Alter von 88 Jahren Frau Pfarrer Elisabeth Zimmermann. Sie hat 58 Jahre im hiesigen Pfarrhaus gewohnt. Ihr Mann, der Pfarrer Eduard Zimmermann war vom 1.April 1877 bis zum 1. Januar 1905 in der hiesigen Gemeinde tätig.

Erntedankfest und Kirchweihfest wurden in der üblichen Weise gefeiert. Die Ernte war eine gute Mittelernte.

Am 6. November 1935 verstarb in Detmold Frau Helene von Bila. Seit dem 12. Jahrhundert waren die Herren von Bila Besitzer des hiesigen Rittergutes. Sie war die Witwe des am 21. Dezember 1916 verstorbenen Kammerherrn und Majors Wolf von Bila. Am 9. November wurde die Verstorbene, die letzte Trägerin dieses Namens, in der an der Bleiche, hinter dem Herrenhaus gelegenen Begräbnisstätte beigesetzt, neben der Grabstätte des Kammerherrn von Bila.

Mit dem Monat Oktober setzte das gewaltige Winterhilfswerk wieder ein. Es wurden riesige Summen an Geld, Lebensmitteln und Kleidungsstücken an bedürftige Volksgenossen verteilt.

Am 22. Dezember veranstaltete die NSDAP im Saale der Gastwirtschaft von Fritz Schneppe eine Weihnachtsbescherung. Sämtliche Kinder erhielten Kaffee und Kuchen. Große Freude herrschte unter den Kindern, als plötzlich ein Weihnachtsmann erschien und seine Gaben austeilte.

Im Jahre 1935 wurden 11 Kinder geboren, 5 Knaben und 6 Mädchen. Es starben 2 Kinder, 1 Mann und 4 Frauen. Trauungen fanden 9 Mal statt. Im Dezember traten sämtliche Mädchen, vom 10. Jahre an der Jungmädelschaft bei. Die Knaben gehören schon seit längerer Zeit zu dem deutschen Jungvolke. Am 27. März 1936, dem letzten Schultage, konnte endlich festgestellt werden, daß die hiesige Schule nun zu 100% der Hitlerjugend angehört. Zur Flaggenehrung am Letzten Schultage erschien zum ersten Male Jungvolk und Jungmädelschaft in tadelloser Uniform. Im Herbste 1935 erhielt die Ortsgruppe Wolkramshausen für die Lernmittelbeiträge einen Filmapparat. Damit konnten wir den Schulkindern und auch den Eltern zwei Mal je drei Filme zeigen. Alle Eltern sahen, daß diese Filmvorführungen sehr wertvoll für die Kinder sind.

Zum 29. März wurde das ganze deutsche Volk aufgerufen, dem Führer Adolf Hitler die Stimme zu geben. Ein gewaltiger Wahlkampf ging diesem Tage voraus. Überall, an allen Toren und Häusern klebten große Plakate. Hitlerjugend, BDM. Jungvolk und Jungmädelschaft zogen durch das Dorf, sangen die Lieder der Bewegung und sagten Sprechchöre an. Der Erfolg war gewaltig. In Hainrode hatten 339Wähler einen Stimmzettel abgegeben. Davon hatten 337 für unseren Führer gestimmt. Durch diese Wahl hat das deutsche Volk wieder klar und deutlich gezeigt, daß es hinter dem Führer steht, daß es mit der großen gewaltigen Tat des Führers - Einmarsch der Wehrmacht in die entmilitarisierte Zone - einverstanden ist. Ein Jubel ging durch ganz Deutschland. Vom Freitag bis zum Montag flatterten die Hakenkreuzfahnen im Frühlingswinde und die Kirchenglocken läuteten.

Am 25. April 1936 wurden 6 Kinder - 3 Knaben und 3 Mädchen - konfirmiert. Es sind: Heinz Probst, Otto Strube, Walter Bergmann, Elsbeth Engel, Emma Apel und Margarete Linsel.

1936 /37

Am 15. April wurden 10 Kinder, % Knaben und 5 Mädchen in die Schule aufgenommen. Ein Kind -Gertrud Engel - mußte zurückgestellt werden. Die Zahl der Schulkinder betrug zu Beginn des neuen Schuljahres 79. Zum Beginn des neuen Schuljahres riefen wieder , wie in den Vorjahren die Glocken ins Gotteshaus. Neben den sämtlichen Schulkindern unter Führung ihrer Lehrer waren insbesondere auch die Eltern und Paten der Kinder gekommen, die als die jüngsten Schulrekruten zum ersten Male an diesem Tage ihren Weg zur Schule Machten. Die Feier war durchklungen von dem Wort des Heilandes : " Ohne mich könnt ihr nichts tun."

Am 20. April, dem Geburtstage des Führers, war eine Schulfeier. Der 1. Mai wurde in der üblichen Weise gefeiert.

Im Juni des Jahres wurde die alte, eiserne Pumpe auf dem Schulhofe entfernt und eine neue Holzpumpe aufgestellt.

Am 17. Juli nahmen die Sommerferien ihren Anfang. Sie dauerten bis zum 10. August. In diesen Ferien nahm in Berlin die XI. Olympiade ihren Anfang. Während der ganzen Zeit flatterte die Schulfahne vor dem Schulhause. Die Wettkämpfe wurden von der Schuljugend mit der größten Aufmerksamkeit verfolgt. Die deutschen Olympiakämpfer errangen 33 Gold, 26 Silber und 30 Bronzemedaillen. Kein anderes Land hat so viele Siege errungen.. Deutschlands Vertreter haben damit unser Volk zur ersten Sportnation der Welt gemacht. Tausende Ausländer waren nach Deutschland gekommen um aktiv oder passiv an den Kämpfen teilzunehmen. Die Jugend der Welt hatte sich um die olympische Friedensflamme geschart, um zur Ehre ihres Vaterlandes und zum Ruhm des Sportes ritterlich um den olympischen Sieg zu kämpfen.

Am 24. August des Jahres hat der Führer und Reichskanzler durch einen Erlaß die Dauer der aktiven Dienstpflicht auf 2 Jahre festgesetzt. Jeder Soldat der 1914 oder später geboren ist, muß nun zwei Jahre dienen.

Am 14. September unternahm die Oberstufe der hiesigen Schule einen Ausflug in das herrliche Bodetal. Um 6 Uhr zogen wir zum Dörflein hinaus. In Wolkramshausen bestiegen wir ein Auto der Firma Gebhardt - Nordhausen. Dann ging es in rascher Fahrt nach Nordhausen und weiter hinein in die prächtigen Harzberge. Bei schönstem Herbstwetter verlief die Fahrt zu vollster Zufriedenheit. Sie kostete jedem Kinde nur zwei Reichsmark. Von der Roßtrappe stieg die fröhliche Wanderschar in das Bodetal hinunter, um durch den Hirschgrund den Hexentanzplatz zu ersteigen. Dort wurde die Walburgishalle besichtigt und die herrliche Fernsicht genossen. Nach kurzem Abstieg ging es das Bodetal aufwärts nach Treseburg, von wo aus die Heimfahrt angetreten wurde. Die Fahrt wird den Kindern unvergeßlich sein und bleiben.

In dem letzten Boten von der Wöbelsburg wurden die Namen sämtlicher Lehrer, die seit den Tagen der Reformation in Hainrode den Schulunterricht erteilt haben, bekannt gegeben. Diese sehr interessante Zusammenstellung füge ich der Schulchronik bei.

 

Die Lehrer von Hainrode (Bote v. d. Wöbelsbg.Aug.1936 )

 

Im Jahre 1927 hat der "Bote" die Namen der Pfarrer veröffentlicht, die seit den Tagen der Reformation in Hainrode im Amte gestanden haben. Heute seien die Männer genannt, denen in unserer Gemeinde, abgesehen von ihren kirchlichen Verpflichtungen, vor allem die Aufgabe zukam, den Schulunterricht zu erteilen. Ihre Zahl ist, auch wenn ihrer drei bis zu 49 und 50 Jahren ihren Dienst versehen haben, erheblich größer als die der Pfarrer. Beläuft sich deren Zahl auf 13 und damit ihre durchschnittliche Dienstzeit in unserer Gemeinde auf etwa 30 Jahre, so beträgt die Zahl der Lehrer, ohne Berücksichtigung der 2. Lehrerstelle 20

und die Zahl der Hainröder Dienstjahre eines jeden von ihnen ebenfalls durchschnittlich nahezu 20

Der zuerst nachweisbare Name ist der von Valtin. Hayn. Von ihm wird in einem 1603 aufgestellten Register der kirchlichen Einnahmen erwähnt, daß von ihm das im Jahre 1547 aufgestellte Register herrühre. Valtin Hayn dürfte als derjenige anzusehen sein, während dessen Amtszeit aus der bis dahin katholischen Schule eine evangelische Schule wurde, wenn es nicht überhaupt gar erst infolge der Reformation zur Gründung der Schule gekommen ist.

Der zweite nachweisbare Name ist der von Oswald Angermann. Er wird zum ersten Male in der Kirchenordnung 1603 /04 erwähnt, zum zweiten Male am 16. Februar 1614 gelegent- lich einer Tauffeier in der Familie Angermanns.

Schon am 12.Mai des gleichen Jahres aber berichtet das Sterberegister, daß der Schulmeister Johannes Heye sein kleinstes Töchterchen Ursula hat begraben müssen. Es ist also anzuneh- men, daß in der Zeit zwischen dem 16. Februar und 15. Mai 1614 an die Stelle Angermanns als sein Nachfolger Johanns Heye getreten ist. Ist aber Angermann 1614 aus seinem Amte geschieden, so ist es durchaus möglich zu betrachten, daß er der unmittelbare Nachfolger 1547 erwähnten Valtin Hayns gewesen ist. Übrigens könnte Johannes Heye der Sohn oder Enkel von Valtin Hayn gewesen sein, dessen Name im Kirchenbuch ebenso gut als Haye gelesen werden kann. Die Familie Heye wird auch sonst in alten Akten erwähnt. War doch der Breithof, als er sich noch im Besitz der Kirche befand, auch einmal an zwei Gebrüder Heye verpachtet.

Wie lange Johannes Heye hier seines Amtes gewaltet hat, läßt sich nicht feststellen. Im Sterberegister ist sein Name gleich demjenigen Angermanns nicht genannt. Beide werden von hier verzogen sein. Als Heyes Nachfolger lernen wir aus dem Kirchenbuch Johann Georg Wolf kennen. Das Taufregister nennt ihn, das eine Mal als Paten, in den Jahren 1644 und 1645. Er kann natürlich schon längere Jahre zuvor nach Hainrode gekommen sein.

Das muß umso eher angenommen werden, da er schon 1645 von Caspar Müller abgelöst worden sein muß. Dieser ist am 20. Oktober 1694 im Alter von 66 Jahren gestorben. Ausdrücklich heiße es im Sterberegister, daß er hier "ins 49. Jahr " in seinem Amte tätig gewesen sei. Er muß dieses also 1646 angetreten haben.

Auch die Dienstzeit von Müllers Nachfolger Johann Heinrich Filitz ist ziemlich genau festzustellen. Wieder ist es das Sterberegister, welches dazu verhilft. Nach ihm ist er, nahezu 60 Jahre alt, am 12. März 1728 gestorben, nachdem er, "in die 33 Jahr all hier Cantor" gewesen. Seine Frau ist ihm bald im Tode gefolgt, am 30. Juni 1729.

Ist über den Geburtsort von Filitz nichts bekannt, so ist über Knabe, der ihm im Amte folgte, dem Kirchenbuch zu entnehmen, das er von Ditticherode gekommen, vielleicht also dort geboren ist. Trotzdem er bei vier verschiedenen Anlässen im Kirchenbuch genannt wird, so wird leider doch niemals sein Vornamen genannt, so sind leider doch niemals seine Vornamen mit erwähnt. Er muß bis ins Jahr 1745 hinein, die hiesige Schule betreut haben.

Denn von seinem Nachfolger Christoph Friedrich Helbing erfahren wir durch das Sterberegister, daß er 12 Jahre hindurch hier in Hainrode in seinem Amte gewesen ist. Da er am 3. Juli 1757 gestorben ist, so fällt sein Dienstantritt in das Jahr 1745. Er starb im Alter von erst 34 Jahren, als ein Opfer der Schwindsucht

Nach Helbing zog Johann Gotthold Wolf in das Hainröder Schulhaus, um bis zum 23. März

1767 zu bleiben. Er war im Jahre 1730 als Sohn eines Lehrers in Großfurra geboren, wie auch seine Frau Luise Sophie geb. Henrici, in Neustadt unter dem Hohnstein geboren, einem Lehrerhause entstammte. Am 15. Febuar1759 wurde dem Wolf`schen Ehepaar ein Knabe geschenkt, den sie Friedrich August nannten und der Hainrodes berühmtester Sohn geworden ist. Er war so außerordentlich begabt, daß er schon mit 4 Jahren ein, vom Vater gefertigtes Gedicht, bei der Feier des Hubertusburger Friedens (15. Februar 1763) in der Kirche hersagen, bald darauf auch für den Vater Predigten vorlesen und schon mit 11 1 /2

Jahren, in die Prima des Nordhäuser Gymnasiums eintreten konnte. Als Begründer der klassischen Altertumswissenschaft als " Fürst der Philologen", als hervorragendster Förderer der Universität Halle = Wittenberg, als Mitbegründer der Berliner Universität, hat er sich einen Ruhm erworben, der auch heute noch in hellem Lichte strahlt. Sein Vater, Johann Gotthold Wolf, siedelte 1767 nach Nordhausen über, wo er zweiter Mittelschullehrer und später Organist wurde.

An seine Stelle trat in Hainrode Heinrich Christoph Eißfeld ,33 Jahre alt. Er war 1734 in Gudersleben geboren und hatte seine ersten drei Schülerjahre in Ellrich, die übrigen sechs aber in Lübeck verlebt. Er muß schon drei Jahre zuvor, ehe er nach Hainrode kam, ins Amt getreten sein. In Hainrode hat er bis 1816, also 49 Jahre hindurch amtiert. Im hohen Alter von 84 Jahren, als Ruheständler, ist er am 25. Juni 1818 in Hainrode gestorben.

So lange Jahrzehnte hindurch Kantor Eißfeld hier tätig war, so kurze Zeit nur blieben seine beiden Nachfolger. Johann Gottfried Kunze der, aus Hesserode gebürtig, im Alter von 24 Jahren am 27. März 1816 vom Superintendent Hahn in Bleicherode für sein Amt verpflich-tet wurde, machte schon Michaelis 1824 seinem aus Mörbach kommenden Kollegen

Friedrich Wilhelm Krieghoff Platz. Dieser verließ aber auch schon wieder Ende November 1828 Hainrode, um die Kantor Stelle in Oberdorf zu übernehmen. Gebürtig war er, wie auch seine Frau aus Ellrich

Wieder folgten fast fünf Jahrzehnte, in denen kein Wechsel im hiesigen Schulamt eintrat, Friedrich Echtermeyer, der es im November 1828 übernahm, ist erst mit seinem am 23. August 1878 erfolgtem Tode aus ihm geschieden. Er war am 7. September 1807 in Etzelsrode geboren, hatte das Gymnasium in Nordhausen und dann das Seminar in Erfurt besucht und ist scheinbar gleich von dort nach Hainrode gekommen.

Echtermeyers Nachfolger wurde der Lehrer Alwin Schwarz aus Windeberg bei Dachrieden ( Kreis Mühlhausen ). Er schied schon wieder am 15. November1882 aus Hainrode, ist also nur wenig über 4 Jahre hier gewesen.

Im Kantor Karl Beate erhielten die Hainröder Schulkinder ihren neuen Lehrer. Geboren am 1. Februar1862 in Rehungen, stand er erst im 21. Lebensjahr, als er am 15. November1882 sein hiesiges Amt antrat. Er hat es bis zum 1. Oktober 1900 innegehabt. Dann vertauschte er die hiesige Stelle mit der in Kehmstedt und ist dort noch bis zum 1.April 1927 im Amte gewesen. Er verbringt seinen Lebensabend in Kleinfurra.

Auch Beates Nachfolger, Lehrer Otto Dittmar, stand noch in jungen Jahren, als er hierher kam. Seine Wiege stand in Rottleben ( zwischen Erfurt und Gotha ), wo er am 22.Juli 1879 geboren worden war. Am 1.April 1907 verzog er nach Bleicherode, um dort eine Stelle an der Mittelschule zu übernehmen. Frühzeitig durch schweres Siechtum zum Scheiden aus seinem Amt gezwungen, verlebt er seinen Ruhestand in Bleicherode.

Noch nicht drei Jahre blieb der nächste Inhaber der hiesigen Lehrerstelle, der Lehrer Fritz

Helmbold aus Mühlhausen, dort geboren am 3.März 1887. Bereits am 1. Februar 1910 verließ er schon wieder Hainrode. Er mußte seiner militärischen Dienstpflicht genügen. Heute ist er Mittelschuldirektor in Mühlhausen. Während seiner hiesigen Amtszeit kam es zur Errichtung einer zweiten Lehrestelle.

Sie wurde dem Lehrer Otto Schleiffer übertragen. Geboren am 11.März 1887 in Günstedt

( Kreis Weißensee),ist er seit dem1. Oktober 1908 an der hiesigen Schule tätig, deren Leitung schließlich in seine Hände übergegangen ist.

Lehrer Helmbold fand seinen Nachfolger im Lehrer August Frohn. Fast ein Jahrzehnt, vom 1. Februar 1910 bis zum 31.Dezember 1919, hat er der Hainröder Schule vorgestanden. Seine Heimat war Oberdorla (Kreis Mühlhasen), wo er am 19. November 1888 geboren war. Er ist von hier nach Halle an der Saale gegangen, hat dort mit einer wissenschaftlichen Arbeit den Doktortitel erworben und ist seit längeren Jahren Rektor. In seine Amtszeit fällt der Bau der neuen Schule (1912).

Auch die hiesige Wirksamkeit des Lehrers Richard Schulze umfaßte rund ein Jahrzehnt. Er hat vom 1. Januar 1920 bis zum 1.April 1930 hier im Schulamt gestanden. Sein Geburtsort war Pützlingen, sein Geburtstag der 2. Dezember 1887. Er hat seine hiesige Stelle mit einer solchen an einer Nordhäuser Schule vertauscht.

In seine Nachfolge ist der Lehrer Kurt Grabe getreten. Seiner Geburt durften sich seine Eltern in Wolkramshausen am 4. August 1903 erfreuen. Ehe er zum zum April 1930 hierher berufen wurde, war er als Schulamtsbewerber zuletzt im Mühlhäuser Schuldienst beschäftigt.

Fast vierhundert Jahre sind mit dieser Übersicht über die Hainröder Lehrer an uns vorüber -gesogen. Auf und nieder ist es in diesen vier Jahrhunderten mit Deutschland gegangen. Immer aufs Neue hat sich Gottes Güte zu ihm bekannt. Sein Segen ruhe auch fernerhin auf ihm! Insbesondere aber sei von diesem göttlichen Segen die so wichtige Schularbeit allezeit begleitet!

 

An den Januar und Februar 1937 mit ihren starken Schneefällen wird man noch lange zurückdenken. Es fielen Schneemengen wie seit Jahrzehnten nicht. Dazu sorgten stürmische orkanartige Winde für Bildung ganz besonders hoher Schneeverwehungen. Wohl wurden wiederholt die Einwohner der einzelnen Ortschaften zum Schneeschippen aufgeboten. Haus für Haus mußte zu diesem Zweck eine Person stellen. Wiederholt war alles Schnee schaufeln vergeblich. Es bildeten sich immer wieder sehr rasch neue Schneebänke, die allen Verkehr lahmlegten. Einige Tage steckte man in Hainrode wie in einer Mausefalle. Kein Auto kam mehr durch. Die Post mußte im Schlitten von Nohra heraufgeholt werden.

Das Osterfest fällt in diesem Jahre besonders früh. Am 19. März 1937 wurden 11 Kinder aus der hiesigen Schule entlassen. Es waren 6 Knaben und 5 Mädchen: 1. Karl Reidemeister, 2. Werner Kellermann 3. Fritz Groschopp, 4.Hermann Strube, 5. Gerhard Wichmann, 6. Hans Stolze 7. Lieselotte Jödicke, 8. Irmgard Schützenmeister, 9.Dorothea Flohr, 10. Charlotte Gaßmann, 11.Margarethe Helbing.

HJ; BDM; DJ und JM hielten bis zum 1.April des Jahres ihre Heimabende in der hiesigen Schule ab. In diesem Jahre der Heimbeschaffung für die Hitlerjugend, wünscht der Führer, daß die Hitlerjugend in Stadt und Land Heime bekommt. So hat auch die hiesige Gemeinde in dem Gemeindehause ein Heim für die Hitlerjugend geschaffen.

In der Nähe des Heimes ist in diesem Winter auf dem Schullande ein Sportplatz angelegt worden. Neben dem Sportplatz wurde ein Schulgarten eingerichtet. Darin sollen die älteren Jahrgänge der Knaben und Mädchen den Gartenbau kennen lernen.

Am 15. März hielt die Handarbeitslehrerin Frau Müller ihre letzte Handarbeitsstunde. Sie ist seit dem 21.Dezember 1904 an der hiesigen Schule tätig. Durch eine Verfügung des Herrn Ministers sollen an allen Schulen fachlich vorgebildete technische Lehrerinnen angestellt werden. Deshalb haben die Schulbeiräte und der Ortsschulvorsteher beschlossen, vom 1.April des Jahres an, eine solche Lehrerin anzustellen.

Von den Kindern, die zu Ostern 1937 die Schule verlassen haben, kommt zum ersten Male ein Knabe in ein Landjahr. Es ist der Schüler Karl Reidemeister. Am 9. April tritt er seine Reise in das Landjugendlager Bensburg (?) Reg. Bezirk Köln. an.

1937 /38

Am 7. April wurden 13 Kinder, 4 Knaben und 9 Mädchen in die Schule neu aufgenommen.

Die Zahl der Schulkinder betrug zu Beginn des neuen Schuljahres 77 Für die langjährige Arbeit als Handarbeitslehrerin der hiesigen Schule erhielt Frau Müller von der Gemeinde einen Korbsessel und von der Schulaufsichtsbehörde ein Dankschreiben.

Auf Grund einer Verfügung des Herrn Regierungspräsidenten werden Ende Mai 33 Kinder der 1.und 2. Klasse eine Woche lang zum Rübenverziehen beurlaubt. Die Landwirte und Bauern haben eine große und schwere Aufgabe erhalten. Sie sollen die Erzeugnisse vermehren und die Nahrungsfreiheit unseres Volkes sichern. Zu diesem Zwecke hat unsere Regierung die "Deutsche Erzeugungsschlacht" eingeleitet. Um diese zu schlagen, müssen auch die Schulkinder jederzeit ihre Kraft der Landwirtschaft zur Verfügung stellen. Zur Erntezeit haben sie fleißig und tüchtig geholfen und viele Ähren gelesen.

Ende Juni veranstaltete die deutsche Lufthansa - Berlin in Nordhausen eine Flugschauwoche. Die Schulkinder konnten auf dem Flugplatze in Nordhausen wohl die verschiedenen Flugzeuge besichtigen, aber es war nicht möglich an einem Rundfluge teilzunehmen, da das dazu bestimmte Flugzeug gerade in der Reparaturwerkstätte war.

Eine Schülerin der 1. Klasse wurde durch die NSV vier Wochen zur Erholung nach Ostpreußen geschickt.

Der Schulgarten, der in diesem Jahre neu eingerichtet wurde, machte den Kindern der 1. Klasse viel Freude. Es erforderte viel Mühe und Arbeit, das steinige und verqueckte Ackerland zu bearbeiten. Das Gemüse und alles was geerntet wurde, verkauften wir an die Leute im Dorfe, besonders an die Eltern der Schulkinder. Wir hatten eine Einnahme von 31,91 RM. der größte Kürbis wog 43 Pfund. Es hat sich gezeigt, daß selbst die Landkinder in den Gartenarbeiten sehr unerfahren waren und sich bei den Arbeiten sehr ungeschickt anstellten. In den nächsten Jahren sollen allerhand Sträucher angepflanzt werden. Die Kinder der 1. Klasse werden durch den Schulgarten viel für das spätere Leben lernen.

Am 13.Juli ging es mit dem Verkehrsauto "Nordhäuser Roland" nach Nordhausen, nach der Heimkehle und nach dem Kyffhäuser. Bei dem Rundgange durch die Stadt Nordhausen, bei der Besichtigung der Heimkehle und auf dem Kyffhäuser haben die Kinder viel gesehen und erlebt. Sie werden es so schnell nicht wieder vergessen. Die Reise hat ihnen sehr gut gefallen.

Die Schulbücherei und die Volksbücherei wurden neu eingerichtet. Viele alte Bücher wurden entfernt und für 50 RM neue Bücher gekauft. Der Einkauf geht durch die Staatliche Beratungsstelle für Volksbüchereiwesen in Erfurt.

Da die fünfte Turnstunde für Knaben und das Mädchenturnen neu eingeführt worden ist, mußten die Spiel - und Sportgeräte der hiesigen Schule bedeutend vermehrt werden.

Die Sammlung für den Volksbund für das Deutschtum im Auslande im September ergab den Betrag von 14,50 RM. Anfang Oktober wurde das Winterhilfswerk des deutschen Volkes 1937 /38 neu eröffnet. Vom 17. Oktober bis zum 23. Oktober habe ich an dem

5. Biologielehrgang an der Thüringer Staatsschule für Führertum und Politik in Bad Berka teilgenommen.

Die hiesige Schule hat in diesem Sommer einen neuen Außenanstrich erhalten. Sie ist mit ihrem neuen Kleid wieder zu einem rechten Schmuckstück des Ortes geworden. Auch die alte Schule, die die Wohnung des zweiten Lehrers enthält, hat einen neuen Außenanstrich

erhalten. Am 21.Oktober konnte die neue Schule ihr 25 jähriges Jubiläum feiern. Der Bote von der Wöbelsburg brachte darüber folgendes:

Jubiläum unserer neuen Schule.

An seiner Westseite nach der Straße zu, liest man am Schulgebäude die Jahreszahl l 912. Sie will daran erinnern, daß in diesem Jahre die Einweihung der neuen Schule stattgefunden hat Die Einweihung ist am 21.Oktober erfolgt. Seitdem sind schon wieder 25 Jahre verflossen. Das mag Anlaß geben zu einem Rückblick.

Es sind verschiedene Jahre vergangen, ehe der Plan, eine neue Schule zu bauen, verwirk-licht werden konnte. Es hat erst vieler Verhandlungen bedurft, ehe die Dinge so weit gediehen waren, daß es möglich war, zum Bau zu schreiten. Es waren nicht geringe Schwierigkeiten zu überwinden, aber sie mußten überwunden werden, weil die Zahl der Schulkinder in ständigem Anwachsen begriffen war. Die Kaliindustrie hatte schon ihren Einzug ins Wippertal gehalten. Ganz andere Verdienstmöglichkeiten als bisher boten sich nun. Die wirtschaftlichen Verhältnisse besserten sich zusehends, so stieg denn auch schnell die Geburtenzahl an. Hatte sie 1903 nur 10 betragen, so betrug sie 1906 23 um 1907 bis zu 37 hinauf zu klettern. Die Schule zählte im Jahre 1908 über 120 Kinder. Es war unmöglich, daß sie in ausreichender Weise von nur einem Lehrer unterrichtet werden konnten. So erfolgte mit dem Oktober1908, nachdem schon seit Anfang des Jahres daraufhin gedrängt worden war, die Anstellung eines zweiten Lehrers. neben den bisherigen einzigen Lehrer Helmbold, der zugleich das Organisten Amt zu verwalten hatte, trat als zweiter Lehrer, der Lehrer Otto Schleiffer. Noch fehlte ein zweiter Klassenraum er bot sich in dem Saal des von der Frauenhilfe als Gemeindehaus gebauten Auguste Victoria - Hauses. Vier Jahre hindurch ist in ihm der Unterricht für die älteren Schulkinder erteilt worden. . Natürlich mußte alles getan werden, um möglichst bald einen eigenen zweiten Klassenraum zu beschaffen. Auch ging es nicht an, daß der zweite Lehrer nur in einer Mietwohnung untergebracht war. Der zeitweilig aufgetauchte Plan, zu welchem das Konsistorium auch bereits seine Genehmigung erteilt hatte, das bisherige Schulzimmer im Küstereigebäude als Wohnung für den zweiten Lehrer auszubauen, wurde bald wieder fallen gelassen. Ebenso zog der Schulvorstand seinen Antrag an die Regierung zurück, gegen den sich auch ausdrücklich der Gemeindekirchenrat erklärt hatte, das Küstereigebäude zu verkaufen und eine neue mit zwei Klassenräumen und mit zwei Lehrerwohnungen zu bauen. Am 24. Nov 1910 . war man so weit, daß der von der Regierung vorgelegte Entwurf zum Bau einer neuen zwei klassigen Schule mit der einzigen Einschränkung vom Schulvorstand und von der Gemeindevertretung gutgeheißen wurde, daß in das Gebäude nicht eine Wohnung für einen unverheirateten, sondern für einen verheirateten Lehrer eingebaut würde. Die Kosten waren auf rund 22 000 Mark veranschlagt, von denen die Gemeinde 2 /3 zu tragen hatte, während die Regierung ein Drittel übernahm. Auch die Verhandlungen über den Bauplatz-führten nicht sofort zum Ziele. Es gab manches Hin und Her. Dann aber kam doch eine Einigung dahin zustande, das als Bauplatz für die neue Schule, der zur Pfarrstelle gehörige Gras - und Obstgarten, der sogenannte Hopfengarten, bestimmt wurde. Zum Austausch hierfür wurde das Pfarrgrundstück um eine entsprechend große Fläche (970 Quadratmeter) vergrößert, die sich aus dem bisherigen Lehrergarten und aus einem Stück des alten Kirchhofs zusammensetzte. Der bisherige Lehrergarten wurde in der gleichen Größe, die er bis dahin besessen hatte, von der Nordgrenze auf die Südgrenze des alten Kirchhofes verlegt. Am 21. Oktober1912 konnte endlich die Einweihung des neuen Schulgebäudes vorgenommen werden. Auch der Landrat Schaeper und der Kreisschul-inspektor Hülsberg hatten sich dazu eingefunden. Erst gab es Abschied zu nehmen von der alten Schule. Um 11 Uhr versammelten sich in ihr mit den Ehrengästen der Schulvorstand, Mitglieder der Gemeindevertretung und die Angehörigen der Schulkinder, wie diese selbst. Der erste Lehrer Frohn, der seit dem 1.Februar 1910 in Hainrode tätig war und heute, nachdem er sich inzwischen den Doktortitel erworben hat, in Halle das Amt eines Rektors bekleidet, sprach herzliche Worte. Unter dem Gesang der Schulkinder ging es dann zur neuen Schule. Nach der Schlüsselübergabe durch ihren Erbauer, den Baumeister Friedrich Thelemann in Großwenden, dessen Wohnsitz seit längeren schon Kreuznach ist, betrat man die Schul-räume. Die Festrede bei der nun beginnenden Feier hielt der Kreis-Schulinspektor Hülsberg. Auch der Landrat Schaeper und der Schulverbandsvorsitzende Kammerherr von Bila, die beide schon seit Jahren nicht mehr unter den Lebenden weilen, ergriffen das Wort. Indem Hause des Kammerherrn von Bila vereinigte dann ein Festessen die Gäste, die Lehrer und den Schulvorstand. Für die Schulkinder aber gab es am Nachmittag in der Kellermannschen Gastwirtschaft allerlei Belustigungen. Wer den Tag miterlebt hat, wird ihn sicherlich noch lange in angenehmer Erinnerung behalten. Hainrode darf sich seiner schönen Schule, die sich in ihrer ganzen Bauweise vortrefflich dem Landschaftsbild einfügt, immer wieder beglückwünschen.

Eine neue Turmuhr.

Zu einer Feier, wie sie ein Dorf nur selten erlebt, hatten sich die Hainröder am 2. Advents-sonntag abends in ihrer Kirche eingefunden. 155 Erwachsene waren zusammengekommen. Es war ja auch ein ganz besonderer Anlaß, den es zu feiern galt Die neue Turmuhr sollte ihre Weihe erhalten. Seit Jahrzehnten schon hatte man ohne Turmuhr auskommen müssen. Die frühere war schon seit langem so altersschwach geworden, daß sie völlig streikte. Besonders hatte sie es übelgenommen, daß die bösen Schulbuben, wenn sie des Läutens wegen oder aus anderem Grunde auf dem Turm waren, die Uhrgewichte als hoch erwünschten Fahrstuhl benutzten, um auf ihnen sitzend ein Stockwerk tiefer herunter--zu rutschen. Da sagte schließlich die Uhr: " Ich mache das nicht mehr mit", Und wer will es ihr verdenken? Das alte Zifferblatt wurde dann, als der Turm frisch gestrichen wurde, auch neu gemalt, aber die Uhr selbst blieb ein totes lebloses Gerümpel. Beinahe wäre einmal versucht worden, das Werk doch wieder in Gang zu bringen. Aber das Geld dafür schien zum Fenster hinausgeworfen zu sein, und so blieb alles beim Alten. Man sah wohl manchmal im Vorbeigehen zum Zifferblatt hinauf, aber es ließ sich nichts ablesen.

Jetzt nun hat der Patron in hochherziger Weise der Kirchengemeinde eine neue Turmuhr geschenkt. Sie soll das Gedächtnis wacherhalten an seine am 16. August 1934 im blühenden Alter so plötzlich heimgegangene Gattin Änne Koch geb. Röder. Die Uhr ist geliefert von der Firma Rost in Nordhausen und stellt ein ganz besonders gutes Werk dar. Sie ist ein Stockwerk tiefer aufgestellt als die frühere Uhr, weil sich sonst für die Gewichte keine genügend lange Laufbahn ergeben hätte. Zum Schutz für das Werk hat die eine Turm-öffnung ein Fenster erhalten. Die Uhr schlägt neben den vollen auch die halben Stunden an. Der Hammer schlägt nicht wie früher an eine der Glocken in der Turmstube, sondern an ganz oben unmittelbar unter der Turmhaube in dem offenen obersten Teil des Turmes aufgehängte Glocke. Infolgedessen wird der Stundenschlag weithin gehört. Das Zifferblatt ist hübsch bunt gehalten. Die blaue Mitte ist umrahmt von einem großen weißen Rand, von welchem die schwarzen Zahlen gut abzulesen sind. Die vier Ecken weisen Verzierungen in hell rosa Bemalung auf. Besonders wirkungsvoll heben sich die goldenen Zeiger ab. Die Weihe der Uhr hatte eigentlich schon am Totenfest erfolgen sollen. Weil aber die zum Schlagen nötige Glocke nicht eher beschafft werden konnte (sie mußte erst gegossen werden), so wurde die Feier auf den 2. Adventssonntag verschoben. In meiner Ansprache gedachte ich zunächst der Heimgegangenen, zu deren Gedächtnis die Uhr geschenkt worden ist, gab dann den Dank der Gemeinde an den Patron für das so wertvolle Geschenk Ausdruck und zeigte, wie der Ruf der Turmuhr zusammenklingt mit den Worten, die die Gemeinde indem der Ansprache voraufgegangenen Liede wiederholt gesungen hatte:"Alles Ding währt seine Zeit, Gottes Lieb 'in Ewigkeit."Der Gesangverein unter Leitung von Lehrer Grabe vertiefte den Eindruck der schönen Feier durch zwei von ihm wiederum ganz vortrefflich gesungene Lieder.

Die alte deutsche Sehnsucht nach dem einen Reich und dem einen Führer, hat sich am 13. März des Jahres 1938 erfüllt. Wir durften erleben, daß die 6 1/2 Millionen Deutsche, die in Österreich wohnten nach Deutschland zurückkehrten. Nun können wir einstimmen in den Ruf: " Ein Volk, ein Reich, ein Führer." Gerufen von der österreichischen Regierung, marschierten am 12.März 1938, die deutschen Befreiungstruppen in Österreich ein, zum Zeichen unvergänglicher Zusammengehörigkeit der beiden Länder. Sie brauchten ihre Gewehre und ihre Geschütze nicht zu laden, sie kamen nicht als Feinde und Eroberer, sie kamen als Brüder, umrauscht vom Jubel des befreiten Volkes. Über sie hinweg zogen Geschwader der Luftwaffe, auch nicht um Bomben zu werfen, sondern um als erste dem befreiten Österreich den Gruß Deutschlands zu überbringen. Allen voran eilte der Führer. Wie ein Lauffeuer ging durch Österreich der Ruf: Der Führer hat die Grenze überschritten, der Führer in Braunau, der Führer in Linz, ein unbeschreiblicher Jubel erhob sich, denn ein jeder wußte, jetzt kommt der Führer, jetzt kommt der Führer, jetzt sind wir gerettet für alle Zeit ! Wo der Führer steht, da steht Deutschland. Da dieses geschichtliche Ereignis von so großer Bedeutung war, fiel am Mittwoch der Schulunterricht aus. Die Hakenkreuzfahnen flatterten acht Tage lang im Winde.

Am 1. April, dem letzten Schultage, wurden 10 Kinder aus der Schule entlassen. Knaben: 1. Erwin Eichholz 2. Otto - Rolf Keitel 3. Hugo Münch, 4. Siegfried Cotte 5. Karl Gaßmann. Mädchen:1. Hanna Engel 2. Hildegard Bröder 3. Ilse Wichmann 4. Gisela Wandt 5. Ruth Zeitler.

Einige Tage vor Schulschluß erkrankten sehr viele Kinder an den Masern. Zwei Knaben - Eichholz und Keitel - konnten deshalb am Sonntag, den 3. April, nicht konfirmiert werden. Die Konfirmation war in diesem Jahre nicht am Palmsonntag, sondern schon am Sonntag vorher.

Für den 10. April ist durch ein Reichsgesetz eine freie und geheime Volksabstimmung über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Reich ausgeschrieben. Die Wahlredner fahren von Ort zu Ort. Überall auf allen Wegen, Straßen und Plätzen, an den Häusern und Fenstern, liest man die Worte:" Am 10. April dein "Ja" dem Führer! " In Hainrode haben am 10. April 328 Volksgenossen ihr "Ja" dem Führer gegeben. Nur ein Einziger hat durch sein "Nein" gegen den Anschluß Österreichs an Deutschland und gegen die Liste des Führers gestimmt. Die Wahlbeteiligung war hundert prozentig. Im alten Reich waren 99,016 % "Ja" und nur 0,984 % "Nein" Stimmen. In der Ostmark erklärten 99,75 %: "Wir sind Deutsche und gehören für alle Ewigkeit nur Deutschland und seinem Führer."

Vom 1.4.1937 bis zum 31.3,1938 war Frau Schröder - Nordhausen als Handarbeitslehrerin an der hiesigen Schule tätig. Ende des Schuljahres ward eine Singer - Nähmaschine für

120 RM gekauft. In das Landjahr kommt in diesem Jahre der Schüler Erwin Eichholz. Am 22. April tritt er seine Reise in das Landjahrlager Laacher See, Kreis Meyen, an.

1938 /39

Am 21.April 1938 wurden 8 Kinder, 4 Knaben und 4 Mädchen in die Schule aufgenom-men. Ein Kind - Helga Rein - mußte wegen Körperschwäche zurückgestellt werden. Die Zahl der Schulkinder betrug zu Beginn des neuen Schuljahres 72.

Am 20. April, dem Geburtstage des Führers, war eine Schulfeier.

Mit dem neuen Schuljahr übernahm Fräulein Keil - Nordhausen den Unterricht in der Nadelarbeit. Am 15. November war sie zum letzten Male hier. Fräulein Brauns - Ellrich wurde ab1.12.1938 ihre Nachfolgerin.

Vor und nach den Pfingstferien mußten wieder viele Schulkinder zum Rübenverziehen beurlaubt werden. Die Kinder der 1. Klasse, die nicht auf dem Felde tätig waren, haben im Schulgarten fleißig gearbeitet. Er sieht in diesem Jahre schon ganz anders aus, als im Jahre vorher. Im Jahre 1937 hatten wir eine Einnahme von 31,91 RM. Im Jahre 1938 dagegen konnten wir schon eine solche von 46,08 RM buchen. An Gartengeräten wurden ange-schafft: 2 Gießkannen, 6 Hacken, 3 Spaten, 1 Pflanzer und 1 Harken.

Am 13. Juli erhielt die hiesige Schule von der Kreisbildstelle einen Schmalfilmapparat. Er ist in den Zeißwerken Jena hergestellt und kostet 450 RM. Durch geeignete Filme kann nun der Unterrichtsstoff der einzelnen Fächer veranschaulicht werden.

Kurz vor den Sommerferien am 19.7.1938, hatte die hiesige Schule einen großen Tag. Des Morgens um 7 Uhr erschien unter lautem Jubel der Schulkinder das Auto "Nordhäuser Roland." Nachdem die 1. und 2. Klasse der Schule und auch einige Eltern darin Platz genommen hatten, ging es über Nordhausen - Braunlage, nach dem Brocken. Am Morgen war das Wetter recht unfreundlich. Mittags aber, als wir den gewaltigen Bergkegel erstiegen hatten, klärte sich der Himmel auf und ein herrlicher Sommertag folgte. Am Nachmittag brachte uns das Auto nach der Hermannshöhle in Rübeland. Die Besichtigung der herrlichen Tropfsteinhöhle wurde zu einem bleibenden Erlebnis für die Kinder. Die Fahrtkosten betrugen für alle 150,00 RM

Gleich nach den Sommerferien wurde mit dem Bau eines Holzstalles, direkt neben dem Holzstalle der Schule begonnen. Nun hat auch der Lehrer einen Raum, wo er sein Holz usw. lassen kann.

Das Turngerüst, der Barren und der Gerkopf mußten ihren Standort wechseln. Alles wurde auf dem Sportplatz aufgestellt. Damit die Esche, die neben dem neuen Holzstalle steht, mit ihren Wurzeln das Mauerwerk des Stalles nicht zerstören kann, wurde sie im März 1939 gefällt.

Die Bauern und Landwirte hatten im Sommer und im Herbste einen großartigen Erfolg ihrer Arbeit durch eine reiche Ernte, die ihnen beschieden war, zu verzeichnen. Da die Ein-bringung der Ernte durch das anhaltende schlechte Wetter sehr erschwert wurde, haben alle Teile der Bevölkerung und auch die Schulkinder, den Bauern bei der Bergung der Ernte

fleißig geholfen.

Das Leben ist auch in unserer kleinen Gemeinde um vieles geselliger geworden, was wieder zur Erhöhung der Daseinsfreude, der Volksverbundenheit und des Heimatgefühls geführt hat. Im Sommer fand zum ersten Male ein Volksfest auf dem Adolf Hitler Platz statt. Bei Spiel und Tanz verlebte man einige frohe Stunden. Nicht nur die Partei und ihre Gliederungen, die Vereine usw. holen Mann und Frau und Jugend zu gemeinsamer Arbeit, Beratung und Unterhaltung zusammen, sondern es kommt auch jeden Monat einmal ein Auto der Kreisfilmstelle, um den Bewohnern des Dorfes Filme zu zeigen. Nachmittags finden auch jedes Mal Vorführungen für die Schulkinder statt

Im Spätsommer verschlimmerte sich die außenpolitische Lage. immer mehr. Unsere sudetendeutschen Brüder hatten unter der Gewaltherrschaft der Tschechen viel zu leiden. Viele wurden verfolgt, getötet und von Haus und Hof vertrieben. In Deutschland stieg von Tag zu Tag die Erbitterung über diese Gewalttaten der tschechischen Machthaber. Auf dem Reichsparteitage Großdeutschlands im September 1938 nahm der Führer die Sudetendeut-schen unter seinen Schutz und forderte die Zurückgabe des Sudetenlandes an Deutschland. Damit hatte die politische Lage ihren Höhepunkt erreicht. England und Frankreich waren gegen diese Forderung des Führers und versprachen der Tschechoslowakei ihre Hilfe. Ein Ungewitter stand am Himmel, so dunkel, so dräuend wie nie mehr seit den furchtbaren Tagen des Weltkrieges, das ganze deutsche Volk vom Säugling bis zum Greis mit Vernich-tung bedrohend. Es lag wie ein bleierner Druck auf den Gemütern und man war darauf gefaßt, daß das Gewitter jeden Augenblick losbrechen könnte. Da - in letzter Stunde am

29. September 1938 kam es zu einer Einigung der Staatsmänner von Deutschland, Italien, England und Frankreich, im sogenannten Münchener Abkommen. Der Friede war gerettet. Deutschland hatte sein Recht erhalten. Am 1.Oktober rückten die deutschen Truppen in die Tschechoslowakei ein. Die Stunde der Freiheit hatte für unsere sudetendeutschen Brüder geschlagen. 3 1/2 Mill. deutsche Volksgenossen kehrten heim ins Reich. Es erhob sich ein unbeschreiblicher Jubel in ganz Deutschland und brandete empor zu unserem Führer, als er an der Spitze seiner Truppen in das befreite Land einzog. Die Bevölkerung von Hainrode bezeugte ihre Verbundenheit mit den gequälten und notleidenden Sudetendeutschen dadurch, daß sie eine Anzahl sudetendeutscher Kinder aufnahm und mehrere Wochen lang verpflegte.

Das Jahr 1938 wird in der deutschen Volksgeschichte für immer bedeutsam bleiben durch die restlose Ausscheidung der Juden aus dem Wirtschaftsleben. Die ruchlose Mordtat eines Judensprößlings an einem deutschen Gesandtschaftsrates in Paris erregte das deutsche Volk sehr, daß überall in Deutschland in der Nacht vom 9. bis 10. November1938 die Synagogen angezündet und die Fensterscheiben der jüdischen Geschäfte zerschlagen wurden. Es folgten darauf Maßnahmen der Reichsregierung, die die Juden endgültig aus unserem gesamten öffentlichen Leben entfernten.

Am 13. März 1939 fand eine Revision der Schule durch den Herrn Kreisschulrat statt.

Ungefähr ein Jahr nach der Heimkehr der Ostmark, konnte der Führer wieder altes deutsches Reichsgebiet zum Reich zurückholen. Böhmen und Mähren kamen am 16. März zu Deutschland zurück. Deutsche Truppen marschierten in die ehemalige Tschechoslowakei ein. Wenige Tage darauf konnte der Führer deutsche Brüder an der Nordostgrenze unseres Reiches befreien. Am 21.März gab uns Litauen das 1923 geraubte Memelland wieder zurück .In Böhmen, Mähren und im befreiten Memellande wurde der Führer mit großem Jubel empfangen. So hat sich im Laufe eines Jahres Deutschland gewaltig vergrößert und es ist wieder zu einer starken Großmacht in Europa geworden. Der alte Traum der Deutschen, Großdeutschland ist durch die Taten des Führers in Erfüllung gegangen.

Am 24. März, dem letzten Schultage, wurden 5 Kinder aus der Schule entlassen. 1. August Engel 2. Hildegard Meier 3. Charlotte Schmidt 4. Brunhilde Schneppe 5. Else Helbing

Auf Anordnung des Herrn Reichsministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbil-dung haben sich Lehrerarbeitsgemeinschaften gebildet. Sie verfolgen die Erforschung der heimatlichen Geschichte, Natur und Volkskunde. In dem Buche " Bau = und Kunstdenk- mäler des Kreises Grafschaft Hohenstein" von Dr. Julius Schmidt aus dem Jahre 1889 steht über Hainrode folgendes:

Hainrode ist ein Pfarrkirchdorf und liegt 11,8 km Süd - Süd - westlich von Nordhausen. Es wird zum Unterschiede von anderen gleichnamigen Dörfern, Hainrode unter der Wöbelsburg genannt. Durch Walkenrieder Urkunde (38) bestätigt Bischof Bertold von Naumburg 1197 den Verkauf von 9 Hufen in "Heinrode" an Walkenried seitens des Capitels von St. Moritz in Naumburg. Das Kloster Walkenried belästigt durch oft ungerechte Anforderungen der Vögte der Grafen von Beichlingen, Lehnsherrn einiger Dörfer, in denen das Kloster begütert war, darunter auch "Heienrode" löste 1231 mit Geld alle Abgaben und Dienste mit Pferden und Wagen, die auf jenen Gütern ruhten, ab, ebenso die Gerichtsbarkeit. Späterhin minderte Walkenried seinen Besitz im Dorfe, um den in Nora zu vermehren. Bischof Volrad von Halberstadt und Friedrich von Nora tauschten eine Anzahl Hufen aus jenen um gegen solche in Nora; doch hielt noch 1303 der Beichlingische Voigt Hermann von Senelever

1 1/2 Hufen mit einem Hofe in "Heyenrod" von Walkenried in Erbzins. Bereits seit dem

16. Jh. ist das dortige Rittergut im Besitz der Familie von Bila.

Der Turm der Kirche St. Mariae Magdalenae steht im Osten derselben auf zwei Rundbögen, deren einer sich nach dem Schiff derer Kirche, der andere in einen südlichen Vorbau öffnet. Sein sehr altes, massiv aus Muschelkalkquadern erbautes Erdgeschoß schließt nach oben ein stark gestochenes Rundbogenkreuzgewölbe ab, es dient jetzt als Sakristei und enthält ein kleines romanisches Fenster. Der Oberbau des Turmes ist in neuerem Fachwerke aufgeführt und mit schwedischer Haube bedeckt. Das im Jahre 1873 durch einen Anbau verlängerte Kirchenschiff umschließt fast ein Quadrat; ein besonderer Altarraum ist nicht abgeteilt. Seine neu eingesetzten Fenster sind im Spitzbogen gedeckt. Der neue Altar steht vor dem Turmerdgeschosse und enthält zwei neue, besser als man gewöhnlich in unseren Dorf-kirchen findet, gemalte Blätter: das untere eigentliche Altarblatt führt uns das Gebet Christi im Garten Gethsemane vor Augen, während der Gegenstand des oberen ein :"Ecce homo" , ist zu dessen beiden Seiten die geschnitzten Figuren des auferstandenen Christus mit der Kreuzesfahne und des Moses stehen, die Repräsentanten des neuen und alten Bundes. Neben dem Altare steht die dem vorigen Jahrhundert entstammende Kanzel.

Im Turme liegt ein beseitigter Taufengel. (Er hängt seit einigen Jahren in der Kirche über dem Taufsteine.)An den Innenwänden der Sakristei sind drei sehr verwitterte Grabsteine der Familie von Bila, deren Erbbegräbnis sich darunter befindet, aufgestellt. Der erste aus dem 16. Jahrhundert zeigt eine geharnischte männliche Figur, der zweite eine weibliche in der Tracht der zweiten Hälfte desselben Jahrhunderts und der dritte einen Cruzifix, zu dessen Füßen die geharnischte Figur eines von Bila mit der seiner Gattin und seines Töch-terchens kniet. Außer dem Bilaschen Wappenschilde (zwei mit den Schneiden von einander abgewendeten Beilen) sind noch die Ahnenschilde der Zengen, Marschalke, Werther, Hoym, Krollen und Bibra angebracht.

Von den drei Glocken der Kirche besitzt die 1. einen Durchmesser von 91 cm, sie gibt (ein seltenes Vorkommen) den Tag ihres Gusses in folgender Minuskelinschrft an:" +ano dm m

cccc li feria quinta post iacobi paravit campanam nicolaus phulsborn de molhusen."

(Donnerstag den 29. Juli 1451 angefertigt von Nicolaus Phulsborn von Mühlhausen). Darunter der Name "ihesos" (Jesus) Gewicht 550 kg. Die zweite Glocke, gegossen 1824 in Mühlhausen und die dritte Glocke, gegossen 1785 in Nordhausen wurden während des Weltkrieges abgeliefert. Dafür wurden von der Frauenhilfe Hainrode im Jahre 1922 der Kirche zwei neue Glocken geschenkt (siehe Schulchronik vom Jahre 1922)

Das Herrenhaus des von Bilaschen Rittergutes, dem ein Treppenturm ein stattliches Ausse- hen verleiht, entstammt in seinem restaurierten Kerne dem 16. Jahrhundert. Auf der Rück-seite ist ein Stein mit dem Bilaschen Wappen und der Inschrift: Renovatum Dei Auxilio

MDCCCLXXIV eingesetzt. (1874) Über dem Eingange zum Hofe hat man ein Tympanon eingemauert, das höchstwahrscheinlich dem benachbarten Kloster Münchenlohra entnom- men wurde. Darunter steht die Jahreszahl 1819

 

1939 /40

Am 12. April 1939 wurden 8 Kinder in die Schule aufgenommen: 1. Gerhard Wenkel

2. Horst Probst 3. Wolf - Dieter Becker 4. Dieter Gelbke 5. Helga Rein 6. Hildegard Wagner

7. Christa Gaßmann 8. Pauline Helbing. Die Zahl der Schulkinder betrug zu Beginn des neuen Schuljahres 73.

Im Sommer des Jahres 1939 nimmt die politische Spannung in Europa immer mehr zu. Die Frage des Deutschen Ostens drängt zur Entscheidung. Um diese Frage zu lösen, hat der Führer ein einzigartiges Angebot an Polen gerichtet: Die bisherige Grenze bleibt endgültig; durch den Korridor baut Deutschland eine Autobahn nach Ostpreußen; der Freistaat Danzig kommt zu Deutschland; Polen erhält einen Freihafen in Danzig. -Polen, dessen Rücken durch England gestärkt wird, antwortet auf das Angebot nicht. England will den Krieg, und Polen soll die Veranlassung dazu geben. So beginnt im deutschen Osten ein grausames Drama, dem ein schnelles Ende bereitet werden mußte und auch wurde. Die polnischen Grausamkeiten, die an den Volksdeutschen verübt wurden, waren furchtbar. Ein volksdeut- scher Förster wurde an ein Scheunentor genagelt und von den polnischen Banditen als Zielscheibe benutzt. Später fand man Kinder, die mit ihren Zungen auf die Tischplatte genagelt waren. Ich habe hier nur zwei Beispiele festgehalten, um für alle Zeiten zu zeigen, welches Untermenschentum in den Polen steckt. ( Randbemerkung ! :"Da ist mein Kollege einer bösen Hetze verfallen ! 1953 Neuninger )

So mußte es kommen, daß der Führer am 1.September 1939 verkündete: Ab 5 Uhr wird zurückgeschossen. Nun folgten zwar noch Schreckenstage für die Volksdeutschen in Polen, aber das Vorrücken der deutschen Truppen bereitete dem ein schnelles Ende. -zig-Tausende wurden noch von den Polen ermordet oder verschleppt. Am schlimmsten hausten sie in Bromberg. Es begann nun ein Feldzug, der blitzartig das auf englische Hilfe hoffende Polen zerschmetterte. In wenigen Tagen war der polnische Widerstand gebrochen, in 18 Tagen hatte Polen aufgehört zu existieren. Nur Warschau und Modlin hofften immer noch auf englische Hilfe. auch sie mußten sich ergeben, nachdem die deutschen Kanonen gesprochen hatten. Unsterblichen Ruhm gewannen sich die deutschen Flieger.

Inzwischen hatte auch die deutsche Diplomatie einen Sieg gewonnen

England und Frankreich betrachteten sich ab 3. September 1939 als im Kriegszustand mit Deutschland befindlich. Sie hatten nun also, was sie wollten.

Vergebens aber bemühten sie sich, Rußland für sich zu gewinnen. Hier hatte die deutsche Diplomatie gearbeitet. Rußland schloß Verträge mit Deutschland, und England hatte das Nachsehen. Nunmehr rückten russische Truppen in Polen ein. Polen wurde wiederum geteilt, und zwischen Rußland und Deutschland eine neue Interessengrenze gezogen.

Jetzt beginnt das große Aufbauwerk unsres Führers. Er ruft alle Volksdeutschen aus den Oststaaten zurück, um sie im deutschen Ostraum anzusiedeln. Es beginnt eine neue

"Volkswanderung" Alle folgen sie freudig dem Rufe des Führers.

Nachdem Polen erledigt ist, muß nun die Auseinandersetzung mit England und Frankreich kommen. Der unbezwingbare Westwall gestattete im Westen keinen Angriff. England will uns wie im ersten Weltkriege aushungern. Darauf waren wir vorbereitet, und wir schlagen im scharfen Tempo zurück. Es können hier nicht alle Heldendaten deutscher Flieger und Unterseebote. aufgezählt werden. England hat empfindliche Verluste erlitten. Nach sechs Monaten Krieg hat es über 2 Mill.Tonnen Schiffsraum verloren, und was wir vom 1.Tage des Krieges an einführten um vorzubeugen, das geschieht nunmehr in England notgedrun-gen. Die Einführung von Lebensmittel = und Kleiderkarten sowie anderen Bezugscheinen und die Vorratsbewirtschaftung infolge des Vierjahresplanes sichern die Lebenshaltung des deutschen Volkes auf Jahre hinaus. Hinzu kommt, daß wir den Norden, Osten und Süden zu Handelsbeziehungen mit befreundeten Ländern offen haben.

Die Schulkinder sammeln tüchtig: Knochen, Papier, Lumpen. Der Rohproduktenhändler holt alles alle Vierteljahre ab

Ein besonders strenger und anhaltender Winter hat die Holz = und Kohlenvorräte aufge Ferien zunächst keine Kohlen zu beschaffen waren, begann das neue Schuljahr nicht wie-braucht. So mußte das Schuljahr 1939/40 2 Tage früher beendet werden, und da in den vorgesehen am 28. März, sondern am 1.4.1940

Aus der Schule entlassen wurden 2 Knaben und 7 Mädchen. Es waren dies: Horst Wernecke, Adolf Appenrodt, Ingelore Seeburg, Marta Münch, Ruth Cotte, Gertrud Helbing, Ilse Linsel, Elsa Reidemeister, Erika Eichholz

1940 /41

In die Schule aufgenommen wurden am 1.April 1940 2 Jungen und 4 Mädchen. Eduard Geldmacher wurde infolge körperlicher Schwäche ein Jahr zurückgestellt. Die Namen der ABC = Schützen sind:Fritz Wernecke, Herbert Haen aus Saarbrücken, Hilde Helbing, Verona Gemmrich, Klara Blasek und Gerlinde Wieland.

In das "Kinderheim" und im Dorfe sind im Dorfe sind inzwischen neun rückgeführte Familien eingezogen (am 1.7. 1940 waren es 33 Personen So nehmen auch am Unterricht unserer Schule 4 Kinder dieser Rückwanderer Familien teil.

Unser Dorf hat Einquartierung bekommen.

Außerdem wurden schon im September des vorigen Jahres Mädchen aus Bad Sachsa und Ellrich hier untergebracht, die auf der Heeresmunitionsanstalt (HMA) Wolkramshausen arbeiten.

Am 1. April 1940 wurde die Sommerzeit eingeführt. Da dadurch die Uhr um eine Stunde vorgestellt wurde, haben wir nicht, wie in anderen Jahren, um 7 Uhr mit dem Unterricht

begonnen, sondern um 8 Uhr. Nachdem die Umstellung beendet ist, beginnt der Unterricht ab 1. Mai 1940 auch nach der Sommerzeit um 7 Uhr (Das wäre nach Friedenszeit um 6 Uhr)

Die kriegerischen Ereignisse sind inzwischen weiter fortgeschritten (Buchstäblich)

England achtet die Neutralität der nordischen Länder nicht. Nachdem die Engländer nun-mehr am 8. 4.1940 Minen in norwegische Hoheitsgewässer gelegt haben, besetzten deutsche Truppen innerhalb eines Tages die beiden Länder Norwegen und Dänemark. Wir verloren dabei die Kreuzer "Blücher" und "Karlsruhe." Mit der Besetzung kamen wir den Englän-dern um 10 Stunden zuvor. Vor Narvik verloren die Engländer durch deutsche Abwehr sechs Zerstörer. Die Verluste der Engländer in der Nordsee sind groß. Auch ein Flugzeug- träger wird durch unsere Flieger vernichtet.

Am 10. Mai 1940 beginnt der Feldzug gegen Frankreich, der am 25. Juni 1940 mit dem Waffenstillstand in Compiegne sein Ende findet.

Am 6. April 1941 begann der Kampf gegen Jugoslawien und Griechenland. Kreta wird durch Fallschirmjäger erobert.

Der 22. Juni 1941 ist der denkwürdige Tag, an dem der Kampf gegen den Bolschewismus beginnt. Unsere Soldaten leisten Unglaubliches. Der russische Winter bringt bis zu -50° Kälte Die Heimat hilft: Wollsammlung!

Die ersten Gefallenen in Hainrode:

Thilo Schütze am 21.7. 1941 in Rußland

Karl Koch am 21.7. 1941 in Rußland

Paul Wisnewski am 1. 8. 1941 in Rußland

Wilhelm Bergmann am 24. 2. 1942 in Rußland

Am 9. Dezember 1941 erklärt Japan den Krieg an England und Amerika. 3 Tage darauf erklären Deutschland und Italien den Krieg an Amerika.

Singapur fällt am 11.2.1942. Die Philippinen und Niederländisch Indien werden von den Japanern erobert.

Auch in Afrika hat Generalfeldmarschall Rommel mit seinem Afrikakorps gewaltiges geleistet. Bei ebenso viel Hitzegraden wie im russischen Winter Kältegrade, hat er Tobruk zurückerobert und die Engländer zurückgetrieben bis in die El Alemain- Stellung

Unsere U = Bote versenken monatlich bis zu 800 000 BRT (Bruttoregistertonnen) Diese kleinen Boote werden vielleicht einmal die letzte Entscheidung bringen in dieser gewal- tigen Auseinandersetzung

Auch die Luftwaffe trägt durch ihren vollen Einsatz zur Entscheidung bei. Es gibt schon Jagdflieger, die mehr als 100 Gegner im Luftkampf abgeschossen haben.

Ab 28. August 1940 geht Lehrer Grabe nach Münchenlohra, um dort die beiden Schulen Großwenden und Münchenlohra gemeinsam als Halbtagsschule zu verwalten. Lehrer Ehrhardt kämpft als Soldat im Osten. Lehrer Wunder ist nach dem Osten versetzt.

Die Wege sind besonders bei Regenwetter weniger schön. Da ist es besser, die sieben Kilometer lange Strecke über Nohra mit dem Rade zu fahren.

Für jeden Schultag erhielt Lehrer Grabe eine Wegeentschädigung von von 40 Rfg. Im letzten Winter konnte er nur 4 Wochen lang auf Schneeschuhen nach Münchenlohra gelangen

Im Schulbetrieb hat sich vieles geändert.

Das Schuljahr beginnt im Jahre 1941 erstmalig nach den Sommerferien am 21. 8. 1941

In Zukunft werden alle Kinder, die zwischen dem 1. Januar und 31. Dezember schulpflichtig werden, im Sommer in die Schule kommen. auch sind nunmehr reichseinheitliche Schul-zeugnisse eingeführt.

Einschneidend ist die Einführung der Normalschrift. Mit Beginn des neuen Schuljahres 1941 soll in allen Volksschulen nur noch die Normalschrift geschrieben werden. Es ist dies eine Schrift, die der früheren lateinischen fast gleich ist. Die deutschen Schriftzeichen fallen also fort

Schwierig ist die Einführung im 1. Schuljahr, da die neuen Fibeln noch nicht da sind. Sie sollen nunmehr im Herbst 1942 fertig werden.

Schulzeugnisse werden nach Einführung des neuen Schuljahres wie folgt verteilt: Am letzten Schultag im Januar des Jahres, zum Schluß des Schuljahres vor den Sommerferien. Auch die Zensuren sind andere geworden.

1 Sehr gut

2 gut

3 befriedigend

4 ausreichend

5 mangelhaft

6 ungenügend

Im Turnen werden Leistungsnoten von 1-9 gegeben. Davon ist 1 die geringste Note.

 

Der Krieg, den wir jetzt um die Zukunft unseres Volkes führen, fordert den Einsatz aller verfügbaren Arbeitskräfte. Der Urlaub der Lehrkräfte ist im Jahre auf drei Wochen festgesetzt. In der übrigen Ferienzeit stellen sich die Lehrer einem Arbeitseinsatz zur Verfügung: Vertretung, Erntehilfe, Kartenausgabe, Tätigkeit in der politischen Leitung, usw.

Lehrer Schleiffer versieht schon seit 1.4.1940 in Vertretung das Amt des Bürgermeisters

in unserer Gemeinde. Wie viel Arbeit dieses Amt gerade in Kriegszeiten mit sich bringt, ist leicht auszudenken, wenn man nur an die Ausgabe der Lebensmittelkarten und dergleichen denkt.

Lehrer Grabe versieht neben der Verwaltung der beiden Schulen in Münchenlohra das Amt des Ortsgruppenleiters, des Ortsgruppenamtsleiters der NSV, des Ortsbeauftragten für das

WHW in Hainrode. Die Kassengeschäfte der NSV, und des WHW, liegen in den treuen Händen des Lehrers Schleiffer.

Die Schulkinder haben im Frühjahr tüchtig Rüben verzogen, Mohn gejätet, Pferde geführt und dergleichen mehr. Auch in der Altstoff = und Heilkräutersammlung sind gute Erfolge zu verzeichnen.

Für die Zeit vom 13.7.1942 bis 30.7.1942 ist die Lehrerin Frl. Rothe aus Nordhausen an der Schule beschäftigt. Diese Zeit gilt als Ferieneinsatz.

Am 29.7., 1942 geschah im Schacht der HMA in Wolkramshausen ein furchtbares Explosi-onsunglück. Viele Menschen fanden den Tod. Aus Hainrode sind zu beklagen:

Richard Wandt

Fritz Groschopp

Kurt Appenrodt

Artur Schmidt

Elisabeth Engel

Luzie Engel

Hanny Blume

In treuer Pflichterfüllung setzten sie ihr Leben für Führer und Vaterland ein.

Am 10. Juli 1942 schlug der Blitz bei einem starken Gewitter in die Scheune und Ställe des Landwirts Hermann Schneppe und des Kaufmanns Wilhelm Gemmrich . Sofort standen die Gebäude in Flammen. Von beiden Grundstücken blieben nur die Wohnhäuser erhalten

Ostern 1941 wurden drei Knaben und sechs Mädchen aus der Schule entlassen. Es war

dies: Rolf Schützenmeister, Horst Wisnewski, Werner Bergmann, Käthe Strube, Hildegard

Schütze, Herta Strube, Gerda Lutze, Ida Apel, Elfriede Geldmacher.

1941/ 42

Am ersten Schultage nach den Ernteferien wurden 4 Knaben und 8 Mädchen in die Schule neu aufgenommen. Es waren dies: Eduard Geldmacher, Gerhard Wagner, Rudi Eichholz, Hans Jürgen Becker, Isolde Wandt, Helga Mund, Regina Wandt, Brigitte Gemmrich, Rosa Hoche, Renate Appenrodt, Jutta Helbing, Brigitte Kellermann.

Am 25.8.1941 waren in der hiesigen Schule 29 Knaben und 48 Mädchen = 77 Schulkinder.

Ostern 1942 wurden 4 Knaben und 5 Mädchen aus der Schule entlassen. Es waren: Otto Müller, Harry Wernecke, Kurt Rein, Kurt Wiegand, Ingelore Blasek, Isolde Bartlitz, Giesela Wenkel, Erna Helbing, Elfriede Rommel.

1942 / 43

Am ersten Schultage nach den Ernteferien wurden 10 Knaben und 3 Mädchen in die Schule aufgenommen. Es sind: Günther Selig, Helmut Engel, Helmut Grabe, Bernhard Gemmrich, Heinz Strecker, Hans Marx, Wolfgang Becker, Arno Wiegand, Friedhelm Wieland, Eber-hard Münch, Ingeborg Hoche, Anita Schmidt, Senta Wernecke

Am 28.8..1942 waren in der hiesigen Schule 37 Knaben und 37 Mädchen = 75 Schulkinder.

Am 13. August wurden in der Schulbücherei 16 neue Bücher angeschafft. Sie waren von der Staatlichen Volksbüchereistelle in Erfurt.

Am 27.10.1942 starb der Schüler Wolfgang Helbing. Er war schon mehrere Jahre schwer herzleidend. Viele Kinder erkrankten an der aus Rußland eingeschleppten ansteckenden

"Gelbsucht." Da im Kreisgebiet die Diphtherieerkrankungen zunahmen, wurden vom Staatlichen Gesundheitsamt sämtliche Kinder von 2 bis 14 Jahren zweimal gegen Diphtherie geimpft.

Aus der Stadt Köln und Düsseldorf kamen, verschickt durch die NSV, verschiedene Mütter mit ihren Kindern zur Erholung nach Hainrode. Nach kürzerer oder längerer Zeit kehrten sie wieder in ihre Heimat zurück. Der Winter war nicht so kalt und schneereich als die Winter 1940 /41 und 1941 /42

Der Krieg wurde von den Russen mit desto größerer Heftigkeit weiter geführt. Es folgte, genauso wie im ersten russischen Kriegswinter. Angriff folgte auf Angriff. Die Stadt Stalingrad mußten wir aufgeben. die ganze 6. Armee geriet in Gefangenschaft. Die Stellun-gen im Kaukasus konnten unsere Truppen auch nicht halten. Sie zogen sich zurück an den Kuban. Hier griffen die Russen Tag für Tag die deutschen Stellungen mit großer Übermacht an. Der Brückenkopf wurde gehalten. Der einzige Rückweg führte von hier aus nur über die Halbinsel Krim. Im Frühjahr 1943 mußten wir auch Afrika aufgeben. Unsere tapferen Afrikakämpfer wurden von den vereinigten Engländern und Amerikanern mit zehnfacher Übermacht angegriffen. Viele deutsche Soldaten wurden gefangen genommen. Aus Hainrode sind es 7: Reinhold Strecker, Erich Emmelmann, Heinz Wille, Karl Schütze, Heinz Bösel, Fritz Zeitler, und Fritz Groschopp. Nur ein Einziger hat bis heute an seine Angehörigen geschrieben. Es ist Reinhold Strecker. Er befindet sich in Ägypten. Von den anderen lauern die Frauen und Eltern immer noch auf Nachricht.

Furchtbar sind die Angriffe der Engländer und Amerikaner auf deutsche Städte im Westen und Nordwesten Deutschlands. Städte wie Köln, Elberfeld, Barmen, Essen, Düsseldorf und Hamburg sind in einen Schutthaufen verwandelt. Die Bewohner sind evakuiert. Am 10. August1943 waren in Hainrode 54 Evakuierte. Die Leute haben oft nur das nackte Leben gerettet.

Ostern 1943 wurden zwei Knaben und drei Mädchen aus der Schule entlassen. es waren: Paul Bauer, Hubert Rein, Ingeborg Wandt, Hanna Sennewald und Rosemarie Schmidt.

Herr Schulrat Dr. Koch - Nordhausen wurde des Alters wegen aus dem Wehrdienst entlassen Er übernahm wieder seinen alten Schulaufsichtsbezirk Nordhausen - Grafschaft Hohenstein.

Herr Schulrat Altrogge - Worbis, der den Schulaufsichtsbezirk bisher verwaltet hatte, wurde als Stadtschulrat nach Erfurt versetzt.

Am 17. 4. 1943 wurde Lehrer Grabe, der seit dem 28.8.1940 die beiden Schulen Großwen - den und Münchenlohra verwaltet hat, zum Wehrdienst eingezogen. Nach einer kurzen Aus-bildungszeit als Kraftfahrer in Hersfeld, kam er nach Rußland in die Nähe von Smolensk.

Vor Beginn der Ernte wurde der Hainröder Bach, der ungefähr 120 m an der Dorfstraße entlang floss, kanalisiert. Die Arbeiten wurden von deutschen und ausländischen Arbeitern (Kriegsgefangenen) durchgeführt. Die Dorfstraße hat dadurch ein ganz anderes Aussehen bekommen. Von dem 1. August 1943 an, wurden die französischen Kriegsgefangenen Zivil-arbeiter. Sie arbeiten aber weiter bei den hiesigen Bauern und Landwirten.

Seit dem Februar 1942 forderte der Krieg keine weiteren Opfer aus der Gemeinde Hainrode. Plötzlich und unerwartet erhielt am 9. August 1943 die Familie Karl Schieke die Nachricht, daß der jüngste Sohn Paul in den Kämpfen am Mius (Rußland) am 30. 7. 1943 schwer verwundet wurde und dann im Lazarett gestorben sei. Es ist nun der 6. Soldat aus Hainrode der für Führer und Vaterland sein Leben in treuer Pflichterfüllung dahin gegeben hat. Zwei Hainröder werden als vermißt erklärt; es ist Karl Gaßmann und Kurt Schmidt.

1943 /44

Am ersten Schultage nach den Ernteferien wurden 7 Knaben und 5 Mädchen in die Schule aufgenommen. Es sind:Karl Strube, Waldemar Hoche, Wolfgang Breuning, Rolf Wandt, Eberhard Linsel, Gerhard Marx, Helmut Schmidt, Ingrid Wille, Gertud Müller, Leonie

Schützenmeister, Christa Schneppe, Hildegard Wiegand.

Am 20.8.1943 waren in der hiesigen Schule 44 Knaben und 46 Mädchen = 90 Schulkinder und zwar 77 Kinder aus Hainrode und 13 Kinder, die evakuiert waren. Sie waren aus den Städten: Düsseldorf Wuppertal, Berlin, Kassel, Wesermünde und Hannover. Am 15. 12. 44 besuchten sogar 95 Kinder die hiesige Schule. Wegen Platzmangel war es kaum noch möglich die Halbtagsschule weiter durchzuführen. Durch Aufstellung von zwei alten Schul-bänken in dem ersten Klassenraume konnte die Halbtagsschule bis zu Ende des Schuljahres beibehalten werden. In der 1. Klasse waren die Kinder des 1.und 2. Schuljahres und in der 2.Klasse die Kinder des 3.bis 8. Schuljahres. Diese 95 Kinder zu unterrichten, nahmen meine Zeit so in Anspruch, daß ich kaum noch Zeit hatte die Bürgermeistergeschäfte zu er- ledigen. Am 1.10.43 habe ich deshalb den Herrn Landrat gebeten das Bürgermeisteramt dem Ortsgruppenleiter Thelemann zu übertragen. Der Herr Landrat legte aber Wert darauf, daß ich dieses Amt weiter verwaltete. Er bat deshalb den Herrn Schulrat Dr. Koch, durch eine Hilfskraft für meine Entlastung zu sorgen. Da aber nur wenige Hilfskräfte vorhanden sind, hat bis heute - Sommerferien 1944 - die Regierung keine Lehrkraft hierher geschickt.

Altstoffe werden vom 1.1.1944 an, alle 4 Monate abgeliefert. Am 6. 5. 1944 holte der Altwarenhändler.199 kg Lumpen, 110 kg Papier, 1340 kg Eisen, 50 kg Blech, 18 kg Kno-chen, 37 kg Sacklumpen, 34 kg alte Schuhe und 19 kg Gummi von der hiesigen Schule ab. Er bezahlte dafür 18,46 RM. Das Geld kommt in eine Reisekasse.

An den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. Berlin lieferte die hiesige Schule den Betrag von 90,00 RM ab. Das anliegende Dankschreiben wurde der Schule übersandt.

(nicht abgeschrieben)

Im Frühjahr wurden die Schulkinder aufgefordert auf dem hiesigen Rittergute die Rüben zu verziehen. Da diese so im Unkraute steckten, daß sie kaum zu sehen waren, machte die Arbeit keine Freude. Deshalb mußte der Lehrer die Kinder an sechs Tagen, während der Schulstunden auf das Feld bringen, damit diese schlechte Arbeit getan wurde. Am letzten Tage flogen hunderte von feindlichen Flugzeugen über das Feld. Wir suchten sofort Deckung unter den Bäumen und im Getreide.

Jede Woche, gewöhnlich am Donnerstag oder Freitag überfliegen die feindlichen Flieger unsere Heimat und werfen ihre Bomben auf Städte und Dörfer. In der letzten Zeit fielen Bomben auf den Flugplatz in Nordhausen, auf Sundhausen und auf den Bahnkörper bei Kleinwerther. Zum Schutze der Bevölkerung kam die Anordnung überall in Stadt und Land Luftschutzdeckungsgräben oder Bunker anzulegen. Auch in Hainrode sind solche Gräben entstanden.

Auch der Winter 1943 /44 brachte uns nicht das Ende des Krieges. Die Russen griffen Tag für Tag mit solcher Übermacht an, daß wir uns weiter zurückziehen mußten. Den Armeen, die auf der Krim waren, blieb nur noch der Weg über das Schwarze Meer zum Rückzug. Viele Soldaten wurden auf der Krim gefangen genommen. Von Hainrode werden drei Krimkämpfer vermißt:

Erich Wandt

Albert Wieland und

Gerhard Wichmann

Hoffentlich kommen sie nach Kriegsende in ihre Heimat zurück

Seit dem Sommer 1943 fielen im Kampfe für Deutschlands Freiheit folgende Hainröder:

1. Alfred Stolze gestorben am 19.1.1944 im Feldlazarett

2. Werner Strube gestorben am8.2.1944 im Feldlazarett

3. Erwin Eichholz gefallen am 14.4.1944 in Rußland

Der Leitungsaufseher Walter Marx fand am 22.10. 1943 bei einem Fliegerangriff auf Kassel den Tod.

Der Gefreite Hermann Strube starb am 21. 10. 1943 in Thüringenhausen beim Ernteeinsatz als Soldat. Er liegt auf dem hiesigen Friedhofe begraben.

Vermißt ist noch gemeldet der Sohn des Gastwirts Friedrich Schneppe- Willi Schneppe

und Walter Bergmann.

Anfang Juni landeten die Engländer und Amerikaner an der Nordküste Frankreichs in der Normandie. Trotz des von Deutschland errichteten Atlantikwalles, und der hohen Verluste, die die Feinde bei der Landung hatten, war es bis jetzt nicht möglich sie wieder aus Frankreich hinauszuwerfen.

Ende Juni setzte Deutschland eine neue Waffe ein - zur Vergeltung - genannt V 1.

Es sind fliegende Bomben, die Tag und Nacht mit nur geringen Pausen hinüber nach England fliegen. In der Hauptstadt London haben diese Bomben schon furchtbaren Schaden angerichtet.

Am 20. Juli kam durch das Radio die erschreckende Nachricht:"Ein Graf von Staufenberg hat ein Attentat auf den Führer unternommen. Der Führer lebt." Wie sich bei der Unter-suchung herausstellte, wollten Offiziere des Großen Generalstabes den Führer beseitigen und die Macht an sich reißen. Es ist anzunehmen, daß diese Offiziere an dem Rückzuge in Rußland schuld sind und dadurch Deutschland in großes Unglück gestürzt haben. Die Zukunft wird uns die Folgen dieses Verrates zeigen. Am 22. Juli fand im Saale der Gastwirt-schaft von Friedrich Schneppe eine Treuekundgebung für den Führerstatt. Ein Bild der Kriegslage von der Zeit Mitte Juli 1944 gibt das Oberkommando der Wehrmacht in der anliegenden Schrift.

 

Ostern1944 wurden 6 Knaben und 4 Mädchen aus der hiesigen Schule entlassen. Es waren: Fritz Linsel, Hans Rolf Zeitler, Kurt Beck, Heino Zimmermann, Arthur Helbing, Otto Wiegand, Hildegard Wichmann, Waltraud Wieland, Anneliese Müller und Brunhilde Hoche.

Lehrer Grabe befand sich bis Anfang Juli in Rußland. Eine Auskugelung des Kniegelenkes erforderte die Überführung in ein Lazarett in Altenstein in Ostpreußen.

Am 20.7.1944 war das Schuljahr 1943 /44 zu Ende.

1944 /45

Am 18. August1944, dem ersten Schultage, wurden 9 Knaben und 7 Mädchen in die Schule aufgenommen. Es sind dies: 1. Karl Heinz Bartlitz, 2. Heinz Bergmann, 3. Egon Geldma-cher, 4. Otto Koch, 5. Kurt Lutze, 6. Werner Mund, 7. Otto Werner, 8. Rolf Wilker, 9. Fritz Wagner, 10. Hannelore Schultze, 11. Linda Strecker, 12. Rosemarie Stolze, 13. Edda Gaßmann, 14. Ingrid Hesse, 15. Inge Leukefeld, 16. Jutta Lautenbach

Am 18.8.1944 waren in der hiesigen Schule 46 Knaben und 52 Mädchen = 98 Schulkinder und zwar 82 Kinder aus Hainrode und 16 evakuierte Kinder.

Am 7. August 1944 erhielt die Familie Gemmrich die Nachricht, daß der Sohn Werner am 28. Juni in Rußland gefallen sei. Zwei Tage darauf, am 9.8.44 kam abermals eine Todesnachricht ein: Es war der zweite, ältere und letzte Sohn des Straßenwärters Karl Schieke, mit Namen Karl Schieke, der für Volk, Vaterland und Führer gefallen war. (Gefallen am 27.7. 19449 Genau vor einem Jahre, am 9.8.1943, traf die Nachricht von dem jüngsten Sohn ein. Die Mutter ist völlig zusammengebrochen, sie will sich immer das Leben nehmen. Der Vater ist seit einiger auch bei der Wehrmacht. Das ganze Dorf nimmt an dem Schmerz dieser Mutter teil. Mit Recht sagt Stauffacher in Schillers Wilhelm Tell:"O Weib! Ein furchtbar wütend Schrecknis ist der Krieg."

Am 3.8.1944 kam vom Schulamt folgender Brief: Für den Fall, daß sich eine Möglichkeit ergeben sollte, Ihnen eine Hilfe zu schicken, kann angemessene Wohnung und angemes-sene Verpflegung zugesichert werden? Eine Nachfrage bei verschiedenen Einwohnern des Dorfes fiel negativ aus. Es war niemand da, der eine Lehrerin aufnehmen und verpflegen wollte. Trotzdem teilte ich dem Herrn Schulrat mit, daß Unterkunft und Verpflegung sicher-gestellt sei, in der Hoffnung, daß sich doch noch jemand finden würde, der eine Lehrerin aufnehme. Am 5.9.44 ging folgender Brief ein: Sie können mit der Wahrscheinlichkeit rechnen, daß in der nächsten Woche Ihnen eine Lehramtsanwärterin zugewiesen wird; ich versuche demgemäß das Nötige für Unterbringung und Verpflegung zu veranlassen. Anfang September wurde die apl. Lehrerin Fräulein Rosemarie Bugge aus Neuruppin zuletzt in Großwerther tätig, der hiesigen Schule überwiesen und ihr vom 1.9.44 an, die vertretende Verwaltung der zweiten Lehrerstelle an der Volksschule in Hainrode übertragen. Am 7.9.44 traf Frl. Bugge hier ein. Am Tage vorher erklärte sich der Bergmann Max Blasek bereit die Lehrerin in sein Haus aufzunehmen und zu verpflegen. Am 8.9.1944 hat Frl. Bugge ihren Dienst an der hiesigen Schule angetreten. Die Aufstellung eines Stundenplanes war nicht einfach, da auf der Oberstufe 5 Stunden Knabenturnen und 5 Stunden Mädchenturnen von dem Herrn Schulrat angeordnet wurden.

Frl. Bugge übernahm die 14 Stunden auf der Unterstufe, die 11 Stunden Deutsch und Singen auf der Mittelstufe, 1 Stunde Singen auf der Oberstufe und 5 Stunden Mädchenturnen. Ich gab 25 Stunden auf der Oberstufe und 6 Stunden Rechnen und Zeichnen auf der Mittelstufe. Durch die Hilfskraft wurde mir viel Arbeit abgenommen.

Am 30.11.1944 wurde Lehrer Grabe, nachdem er längere Zeit im Lazarett gelegen hatte, als a.v. aus dem Heeresdienst entlassen. Die Ämter, als Ortsgruppenleiter und als NSV - Walter, die er vor seiner Einziehung zum Wehrdienst verwaltete, wurden ihm durch die Kreisleitung wieder übertragen. Bis zum Weihnachtsferien wurde er beurlaubt. Nach den Ferien wird er seinen Dienst an der hiesigen Schule wieder aufnehmen.

Die Weihnachtsferien fingen schon am 16. Dezember an. Sie dauern bis zum 22. Jan. 1945 Da es überall an Feuerung fehlt, sollen die Schulkinder in den Ferien im Walde Holz lesen. Die Altstoffsammlung, die Anfang der Ferien stattfand, fiel diesmal sehr dürftig aus. Altes Eisen und Papier sind nicht mehr vorhanden. Die Sammlung von Knochen und Lumpen genügte. Es wird im Jahre dreimal gesammelt und abgeliefert.

Trotz des Krieges wurde in diesem Jahre die hiesige Volksbücherei, die sich in der Schule befindet und von mir geleitet wird, erneuert. Die Gemeinde zahlte dazu bis jetzt 750,00 RM. Auch Staat und Kreis leisteten ansehnliche Beiträge. Durch die Staatl. Volksbüchereistelle in Erfurt erhielt die hiesige Volksbücherei 252 neue Bücher. Sie wurden in einem Schul-schranke untergebracht. Anfang Dezember fand die erste Ausgabe der Bücher statt. Gleich im ersten Monat stieg die Leserzahl auf 57 .An jedem Ausgabetage (Dienstag 3-4 Uhr)steigt die Zahl der Leser. Ein Zeichen, daß die Bücher gern von den Einwohnern gelesen werden.

Das Jahr geht zu Ende, aber den Frieden hat es uns nicht gebracht. Die Feinde stehen im Westen und in Ostpreußen an den Grenzen Deutschlands. Zum Teil sind diese schon überschritten. Das Jahr 1944 hat uns manche Rückschläge gebracht, aber trotzdem dürfen wir nicht verzagen. Die deutsche Wehrmacht zeigt den Feinden immer wieder aufs Neue, daß ihre Kraft nicht gebrochen ist. Neue Waffen wurden bei der Wehrmacht eingeführt. V1 und V2, Panzerfaust und Panzerschreck. Der Führer befahl die Gründung des deutschen Volkssturms. Dazu gehören alle Männer von 16 bis zum 60. Lebensjahre. Jeden Sonntag sind mehrere Stunden Dienst. In Hainrode sind 52 Volkssturmsoldaten.

Im Jahre 1944 fielen für Führer, Volk und Vaterland folgende Hainröder:

1. Obergefreiter Alwin Schmidt, gefallen am 30.7.1944 in Rußland.

2. Feldwebel Edgar Strube, gefallen am 30. 7.1944 in Rußland

3. Feldwebel Karl Gaßmann, gefallen am 23.8.1944 in Rußland

4. Feldwebel Karl Wenkel, gefallen am 20.9.1944 in Rußland

5. Soldat Walter Cotte, gefallen am 5.8. 1944 in Rußland

Vermißt sind:

1. Unteroffizier Walter Ernst in Frankreich

2. Feldwebel Hermann Wenkel in Rußland

 

Das Jahr 1945 brachte uns das Kriegsende, aber nicht wie wir alle gehofft und gewünscht hatten, den Sieg, sondern den Zusammenbruch.Gleich zu Anfang des Jahres überschritten die Feinde im Westen und im Osten die deutsche Grenze, gingen bei Remagen und in der Oberrheinischen Tiefebene über den Rhein. Anfang Februar kamen die ersten Flüchtlinge aus dem Osten zu uns. Es war oft schwer sie im Dorfe unterzubringen. Die deutschen Truppen konnten keinen Widerstand leisten. Es fehlte an Waffen und Munition. Der Flugwaffe fehlte es an Benzin und Tausende von feindlichen Fliegern bewarfen unsere Städte, Bahnhöfe und Verkehrsanlagen so mit Bomben, daß nur Schutthaufen übrig blieben. Täglich mußte die Schule bei Annäherung feindlicher Fliegergeschlossen werden. Ein geordneter Unterricht war nicht mehr möglich.

Am 29.3.1945 fingen die Osterferien an. Ostern 1945 wurden 3 Knaben und 7 Mädchen aus der Schule entlassen. Es waren: Friedhelm Grabe, Lothar Mund, Fritz Helbing, Brunhilde Bartlitz, Gertrud Wagner, Gertrud Rein, Vera Probst, Marlit Bergmann, Luzie Geldmacher und Ursula Hoche.

In den Osterferien überstürzten sich die Ereignisse so, daß es am Ende des Jahres nicht mehr möglich ist, die Daten und Ereignisse genau anzugeben. Zuerst kamen zurückflutende deut-sche Truppen, die in der Schule und im Dorfe, auf den Sälen für ein paar Tage Quartier bezogen. Eine Panzerabwehrtruppe wollte die feindlichen Panzer an der Straße nach Kleinberndten aufhalten und mit Panzerfäusten abschießen Aber, als die amerikanischen Panzer auf der Straße Großwenden Münchenlohra - Nohra sichtbar wurden, waren die Panzer .Panzerjäger, deren Oberleutnant noch so große Worte hatte, in den Wäldern der Hainleite verschwunden und der Oberleutnant hatte im Auto die Flucht nach dem Harz ergriffen. Lehrer Grabe hatte sich, da er Ortsgruppenleiter war, dieser Truppe auf Befehl der Kreisleitung angeschlossen. Er wurde zuletzt in Sülzhayn im Harze gesehen. Es wird erzählt, daß er sich in englischer Gefangenschaft befinde. Bevor die Truppe abzog, hatte sie an der Straße nach

Kleinberndten die Bäume rechts und links der Straße umgelegt und dadurch die Straße unpassierbar gemacht ( Otto Strube der zufällig zu Hause war, gab erst die richtigen Anweisungen dazu, da die Soldaten die Sprengsätze auf der falschen Seite der Bäume angebracht hatten, er war bei den Pionieren, der Oberleutnant dachte , das er sabotieren wollte und hielt ihn bis zur Sprengung fest. Otto Strube kam in Hainrode in Gefangenschaft O.P.) Auch hatte die Truppe zwei Autos auf die Straße gefahren und in Brand gesteckt. Am nächsten Morgen haben die männlichen Einwohner des Dorfes auf meine Anordnung, die Panzersperre beseitigt. Diese Panzersperre hätte den Vormarsch der Amerikaner auch nicht aufhalten können. Sie konnte aber schlimme Folgen für das Dorf haben. Als sich die Amerikaner der Stadt Nordhausen näherten, wurde die Stadt drei Mal aufgefordert sich zu ergeben. Da aber der Kreisleiter die Stadt verteidigen wollte und viele Truppen sich in der Stadt befanden, wurde Nordhausen am 3.und 4. April von ungefähr 600 feindlichen Fliegern mit Brand = und Sprengbomben beworfen und in kurzer Zeit von einer Stunde in einen Trümmerhaufen verwandelt.

Tagelang fuhren die amerikanischen Panzer auf der Straße von Münchenlohra- Nohra - Wollersleben dahin. Am 12. April rückten die ersten Amerikaner auf ihren Panzern in unser Dorf ein und besetzten es. Die Gewehre, Waffen, Munition und die Fotoapparate mußten hier in der Schule abgeliefert werden. Fünf Häuser mußten in der Zeit von einer halben Stunde geräumt werden. Die Häuser wurden mit Truppen belegt. Am anderen Tage rückte die Besatzungstruppe wieder ab.

Täglich kamen einzelne amerikanische Autos oder Panzer durch das Dorf. Die Ortsgruppen-leiter und heimgekehrte Soldaten wurden festgenommen und fortgebracht. ( u.a.Otto Strube)

Täglich kamen deutsche Soldaten, die ihre Truppe verlassen, Zivilkleidung angezogen, oft viele hundert Kilometer zurückgelegt hatten, in unser Dorf und baten um Unterkunft und Verpflegung. Den nächsten Tag zogen sie wieder weiter zu ihren lieben Angehörigen, wenn sie noch lebten, ihre Häuser noch da waren. Die Unterbringung und Verpflegung war oft sehr schwierig. Aus Nordhausen kamen nach dem Bombenangriff ungefähr 100 Menschen. Die Bewohner von Hainrode nahmen sie gern und willig auf. Tagelang war die Stadt Nordhausen ein einziges Feuermeer.

Am 21. Juni habe ich das Bürgermeisteramt, das ich vom 1.4.1940 an in Vertretung verwaltet hatte, den Nachfolger Otto Schmidt übergeben. Wenige Tage darauf rückten die Amerikaner aus Thüringen ab und die russischen Truppen besetzten unsere Heimat.

Im Juli erschien eine russische Bauabteilung, ungefähr 50 Mann, und nahm in den beiden Klassenzimmern der hiesigen Schule Wohnung. Im Gatterberge wurden mehrere Häuschen gebaut und auf dem Berge ein Aussichtsturm errichtet. Das Holz dazu wurde in dem Interessentenwalde geschlagen. Die Offiziere wohnten während dieser Zeit ungefähr drei Wochen in meiner Wohnung. Es waren saubere, freundliche und anständige Menschen.

Im Jahre 1945 fielen oder starben folgende Einwohner von Hainrode. :

1. Karl Becker gefallen am 19.2.1945 in Rußland

2. Ewald Müller gestorben am 9.12.1944 in Rußland

3. Willi Schneppe gestorben am 28.2.1945 in Rußland

Am 12.9.1945 teilte das Kreibildungsamt in Nordhausen folgendes mit: Vorbehaltlich der Zustimmung des Landesamtes für Volksbildung hat das Kreisbildungsamt mit Verfügungen vom heutigen Tage:

1. Den an der dortigen Volksschule tätig gewesenen Lehrer Grabe, da er seit1.5.1933

Mitglied der NSDAP und späterhin stellvertretender Ortsgruppenleiter derselben ge-

wesen ist, auf Grund der Verordnung des Herrn Präsidenten des Landes Thüringen

vom 24.7.1945 ohne Gewährung von Bezügen, aus dem Schuldienst entlassen.

2. Herr cand. phil. Horst Weigelt Hainrode ist eine Schulhelferstelle an der dortigen Vlks-

schule eingewiesen.

3. Frau Hermine Köbe Steinbrücken, Kreis Sangerhausen in eine Lehrerstelle an der dor-

tigen Volksschule eingewiesen.

Am 22.9.1945 kam vom Kreisbildungsamte folgendes Schreiben: Das Kreisbildungsamt hat heute die Verfügung vom 12.9.45 mit der es die Lehrerin Hermine Körbe in eine Lehrer-stelle an der Volksschule zu Hainrode eingewiesen hat, auf deren Antrag zurückgezogen und an ihre Stelle vorbehaltlich der Zustimmung des Landesamtes für Volksbildung Frau Gisela Pfaff, geb. Wittelsbach z. Zt. Nordhausen an die Volksschule zu Hainrode eingewiesen.

Der Nachfolger des Schulrates Koch Nordhausen wurde Schulrat Güntsche Nordhausen,

Im August ordnete er an, die hiesige Schule wieder zu öffnen. Es geschah am 27. 8.1945

Es wurden an diesem Tage folgende Kinder in die hiesige Schule aufgenommen :1. Fritz Degenhardt 2. Rolf Apel 3.Dieter Rödiger 4. Irmtraud Rödiger 5. Siegfried Bauersfeld

6. Bernhard Musch 7. Manfred Meyer 8. Gertrud Koch 9. Friedrich Koch !0. Jürgen Reitz

11. Werner Jacobi 12. Klaus Wandt 13. Karl Zeller 14. Helga Rosenbusch 15. Rolf Koch

16. Doris Gaßmann 17. Lothar Schmidt 18. Ruth Ernst 19. Engelbert Wandt 20.Günther Freybe 21. Karin Gerlach 22. Hilma Kaatsch 23. Karla Kellermann 24. Marga Kellermann

25. Hartmut Mausch 26.Heide Schwab 27. Reinhold Solka 28. Margot Frahm 29. Erika

Jacobi 30. Wilfried Meyer 31. Sturmhold Schwab 32. Otto Wagner 33 Friedhelm Nitsch

34. Gisela Freybe 35. Maria Louise Jacobi 36. Gerhard Rödiger 37. Ingrid Frahm 38. Hubert Münch Am 27.8.1945 besuchten die hiesige Schule 130 Kinder

Am 30.8. 1945 wurden auf Anordnung der Militärregierung alle Schulen wieder geschlossen

Am 25.8,1945 befahl der Marschall Shukow - Berlin: die Eröffnung aller Volksschulen zum 1. Oktober 1945. Männliche Lehrkräfte erteilen 36, weibliche 32 Wochenstunden. Unter-richt in Geschichte und Religionskunde wird nicht erteilt.

Die Dorfbüchereien können ebenfalls zum 1. Oktober wieder eröffnet werden. Das nationalsozialistische und militaristische Schriftgut ist zu entfernen.

Als Lehrkräfte wurden der hiesigen Schule zugeteilt:

1. Otto Schleiffer, Lehrer

2. Gisela Pfaff, Lehrerin

3. Horst Weigelt, Schulhelfer

Am 1.10.1945 wurde die neue Schule in feierlicher Weise eröffnet. Die Lehrerin Gisela Pfaff erschien zu Schulanfang und auch späterhin nicht. Am1.10.1945 wurden die Kinder, der im Dorfe untergebrachten Flüchtlinge aus dem Osteneingeschult. Es waren 27 Kinder: 1. Erwin Zipser 2. Günter Prinz 3.Johannes Bertram 4. Walter Fucke 5. Sonja Reichel

6. Wolfgang Block 7.Gerhard Kahmann 8. Klaus Kahmann 9. Siegfried Kahmann

10. Hildegard Kahmann 11. Ursula Kahmann 12. Siegfried Reischel 13. Barbara Meinhardt 14. Hans Seidler 15. Sigrid Tröschel 16. Alfred Ullrich 17. Gabriele Bertram 18. Hedwig Fucke 19. Renate Reischel 20. Christa Rode 21. Jutta Schmücking 22.Sylvia Stangl 23. Walter Ullrich 24. Werner Ullrich 25 Klaus Wahlau 26 Helga Katschun 27.Manfred

Lewohn.

Am 1.10.1945 besuchten 148 Kinder die hiesige Schule. Durch Wegzug ging die Schüler-zahl bis zum 1.1.1946 zurück auf 130 Kinder - 74 Knaben und 56 Mädchen. 76 Einhei- mische und 54 Flüchtlinge

Am 12. November wurde die Lehrerin Elisabeth Hornberger der hiesigen Schule Überwie - sen. Sie begann ihre Tätigkeit am 19.11.1945

Da am 1. Oktober 1945 bei der Eröffnung der Schule die Schülerzahl 148 betrug, mußte eine 4 klassige Schule eingerichtet werden: 1. Klasse = 1.Schuljahr, 2. Klasse = 2. u.3. Schuljahr 3. Klasse = 4. u. 5. Schuljahr, 4. Klasse = 6.bis 8. Schuljahr.

Am 1.12.1945 wurde vom 5. Schuljahr an Englisch als Fremdsprache an der hiesigen Schule eingeführt. Der englische Unterricht erteilt Frl. Hornberger. Durch Verfügung vom 6.12.45 wurde der Behelfslehrer Horst Weigelt zur LBA Nordhausen abgeordnet. An seine Stelle kam der Schulhelfer Reinhard Scholz - Hainrode. Er begann seine Tätigkeit am 10.12. 1945

Bei der am 23.12.45 stattfindenden Weihnachtsbescherung wirkte die hiesige Schule mit.

Der Chef der S M A Generalmajor Kolesmitschenko hat angeordnet, es sind keines-falls die Schulen wegen Mangel an Feuerung zu schließen. An einem schönen Herbsttage zogen deshalb alle Schulkinder mit ihren Lehrern in den Wald und sammelten Holz. Auch hat uns der Bürgermeister 20 Zentner Kohlen versprochen. Damit werden wir wohl bis zum Frühling reichen.

Im Dezembererschienen neue Rechenbücher für das 2. Schuljahr und auch neue Fibeln für das 1. Schuljahr.

Am 11.12. 45 wurde eine Elternversammlung abgehalten. Aus den antifaschistischen Eltern wurde ein Elternausschuß gebildet. Es gehört dazu der Landwirt Otto Mund, der Landwirt Otto Werner, die Ehefrau Frieda Strecker und die Witwe Frieda Wieland. Vertrauensschüler sind der Schüler Hubert Münch und die Schülerin Ingelore Schütze

Am 22.12.1945 11 Uhr bis zum 2. Januar1946 waren die Weihnachtsferien. Vor den Ferien waren eine dreimalige Typhusschutzimpfung und eine Untersuchung sämtlicher Einwohner des Dorfes.

In den Zeugnissen aller Schulen sind nur noch folgende Zensurengrade anzuwenden:

1 = sehr gut, 2 = gut, 3 = genügend, 4 = mangelhaft, 5 = ungenügend

1946/47

Am 23.2.1946 wurde der bisherige Schulleiter der Lehrer Otto Schleiffer, wegen seiner früheren Zugehörigkeit zur NSDAP, entlassen. Die Nachfolgerin, Kollegin Elisabeth Horn-berger, die bis zum 10.9. 1946 tätig war, hat leider keine Aufzeichnungen vorgenommen, so daß ich für diese Zeit nur die wichtigsten Ereignisse aufzeichnen kann.

Der 1. Mai, als Kampftag der Arbeiterklasse, wurde in einer Schulfeier gewürdigt, gleich- falls nahm die Schule an dem Umzug durch das Dorf teil.

Am 20. Juli wurden 5 Schüler wegen beendeter Schulpflicht aus der Schule entlassen. Es waren dies: Hubert Münch, Wilfried Beck, Christa Helbing, Wilma Wandt, Ingelore Schütze. Zu der Abschiedsfeier waren die Eltern und Vertreter der Partei erschienen. Die Rede des Klassenlehrers R. Scholz stand unter dem Leitwort: Der Erde köstlichster Gewinn ist ein reines Herz und froher Sinn.

1946/47

Zum Beginn des neuen Schuljahres wurden 13 Kinder nur in die 1. Klasse aufgenommen. Sie wurden mit einer kurzen Feierstunde in die Schule eingeführt

Gleichzeitig nahm am 1.9.1946 der Lehramtsanwärter, Herr Armin Bodo Neumann seine Tätigkeit an unserer Schule auf. Frl. Elisabeth Hornberger wurde vom Landesamt für Volksbildung zu anderweitiger Dienstleistung verpflichtet, behielt aber bis auf weiteres die 3. Planstelle in der Schule.

Bei Beginn des Schuljahres betrug die Schülerzahl 130; 74 Knaben und 56 Mädchen. Es unterrichteten an 5 Wochentagen die beiden Neulehrer A. Neumann und R. Scholz. Auf ihre Anregung wurde nun auch in der 2. Klasse elektrisches Licht gelegt, was sich als notwendig erwies.

In einer Elternversammlung im Oktober sprach Herr Neumann über die Schulreform. Gleichzeitig wurden die Eltern über verschiedene, sie interessierende Schulangelegenheiten aufgeklärt. Ab 16. November war es uns möglich, auch in Hainrode die Schulspeisung durchzuführen. Es stehen an jedem Schultag 50 weiße Brötchen, 4 l. Milch und Kaffee. zur Verfügung, die vor allem an Neubürger- und Arbeiterkinder verteilt werden. Die Verteilung an die Kinder haben Frau Stange und Frau Woitek übernommen.

Am 22.12.1946 fand eine Volksweihnachtsfeier statt, und zwar Nachmittag für alle Kinder bis zu 14 Jahren und abends für die Erwachsenen. Die Schule übernahm beide Male die Ausgestaltung der Feier, die allseitig Anerkennung fand. Besonders verdient die Mühe, die sich Herr Neumann mit der Einstudierung verschiedener Chöre und eines Märchenspiels machte, Erwähnung

Im Laufe des Sommers und Herbstes hatten sich die Schulkinder lebhaft für das Sammeln

von Heilkräutern und Wildfrüchten eingesetzt. So konnten wir als Ergebnis an die Firma Buddensieg, Greußen abliefern: 4 Sack getrocknete Heilkräuter, 2,5 Ztr Eicheln, 3/4 Ztr Kastanien. Auch an der Kartoffelkäfer - Suchaktion beteiligte sich die Schule mit den älteren Jahrgängen

Die technische Durchführung des Unterrichtes stieß noch immer auf Schwierigkeiten. Die schon lange angekündigten Schulbücher sind erst zu einem kleinen Teil eingetroffen. Hefte sind nicht mehr zu haben, auch an Schiefertafeln fehlt es schon.

1947

Der strenge Winter und der Mangel an Baumaterial, der nicht nur in den Städten, sondern auch in vielen umliegenden Dörfern die Schulen zum Schließen veranlaßte, konnte in Hainrode verhältnissmäßig günstig überwunden werden. Erst im März war eine zeitweise Einschränkung des Unterrichts erforderlich. Die Klassenzimmer waren gut geheizt. Der Mangel an Schuhen brachte es mit sich, daß die Kinder noch im Winter in Hausschuhen oder sog. "Klippern" zur Schule kamen, oder im Schlitten hergebracht wurden.

Am 13.3.1947 führte die Schule in der Gastwirtschaft Schneppe einen Elternabend durch. Lehrer Scholz sprach einleitend über die neue demokratische Schule und bat um Mitarbeit der Eltern. Es folgte ein Märchenfilm " Von einem der auszog das Gruseln zu lernen" und der Lehrfilm " Tabakland in der Untermark". In den Pausen sang der Schulchor unter Leitung des Lehrers Neumann mehrstimmig Lieder. Die Filme wurden mit Musik begleitet. Der Reinertrag ist zur Anschaffung von Lehrmitteln vorgesehen.

Am 1. Mai beteiligte sich die Schule geschlossen am Demonstrationszug und durch Sprachchöre und Lieder an der Ausgestaltung der Kundgebung. Anschließend waren alle Kinder zu Kaffee und Kuchen eingeladen und jedes Kind bekam noch ein kleines Geschenk.

Auf mehrfachen Antrag der Schule soll nun der halb zerfallene Zaun um das Schul-grundstück wieder instand gesetzt werden.

Durch Aufklärung in der Schule entdeckten Kinder rechtzeitig einen Kartoffelkäferherd am Hühnerberg, der dann mit Kalkarsen abgespritzt wurde. An jedem Donnerstag um 13 Uhr

(also, außerhalb der Schulzeit) findet die Kartoffelkäfersuche statt. Ebenfalls während ihrer Freizeit sammelten die Schüler Heilkräuter und Altmaterial. Die Vergütung für die gesam-melten Heilkräuter ist derartig niedrig, daß kaum die Porto - und anderen Unkosten gedeckt werden.

Im Laufe der letzten Monate trafen nun endlich einige Schulbücher (Lesebücher) ein. Die Lieferung von Heften ist völlig ungenügend. Kinder des ersten Schuljahres haben zum Teil keine Schiefertafeln und schreiben auf Zettel mit einfachen Linien, wodurch den Kindern die Bildung der richtigen Größe der einzelnen Buchstaben sehr erschwert wird.

In dem mit Blumen festlich geschmückten Klassenzimmer fand im Beisein der Eltern am 13. Juli um 10 Uhr die Feier für die Schulentlassenen statt. Umrahmt von Liedern und Gedichten hielt Lehrer Neumann die Entlassungsrede, in der er besonders auf die Pflichten der Kinder ihren Eltern gegenüber hinwies. Im Namen der SED überreichte Lehrer Scholz einigen Bedürftigen eine Beihilfe. Zum Schluß händigte Lehrer Neumann den 13, die zum letzten Mal zur Schule kamen, die Entlassungszeugnisse aus.

1947/48

Ein neuer Jahrgang rückt an, und zwar ein außergewöhnlich starker. 23 Jungen und Mädchen wurden bisher als Schulneulinge aufgenommen. Die Notwendigkeit der Zuweisung einer dritten Lehrkraft wird dadurch immer dringender.

Am 30. Juli schloß das Schuljahr. Es waren in einzelnen Jahrgängen mehrere Schüler, die nicht das Ziel der Klasse erreicht hatten. Die Schulleitung beantragte die Überweisung einiger besonders schwerer Fälle in eine Sonderschule.

Schuljahr 1947/48

Der Beginn des neuen Schuljahres verzögerte sich um zwei Tage, da die Klassenzimmer nun endlich, nach vielen Jahren renoviert wurden. Herr Bürgermeister Bialkowski setzte sich persönlich für die Materialbeschaffung ein und Herr Heinrich Zimmermann stellte sich für die Arbeiten zur Verfügung.

Nachdem die älteren Jahrgänge die neuen Stundenpläne erhalten hatten und organisatori-sche Fragen erledigt waren, erschienen um 11 Uhr die Mütter mit ihren Schulanfängern zur Aufnahmefeier. Die Ansprache des Klassenlehrers Scholz wurde umrahmt durch Chorlieder. Ehe die Kinder ihre Zuckertüten bekamen, sahen sie noch bunte Märchenbilder vom "Wolf und den sieben jungen Geißlein."

Zu Beginn des Schuljahres zählte die Schule 137 Kinder. An Lehrkräften standen die bis-herigen Lehrer R. Scholz und A. Neumann zur Verfügung. Der dritte zugewiesene Lehrer Müller wurde von der Gemeinde wegen der erhaltenen schlechten Auskunft abgelehnt. Auf die dringenden Vorstellungen der Lehrer, sagte der Herr Schulrat die baldige Einweisung einer anderen dritten Lehrkraft zu. Die Aufteilung der Schüler war wie folgt:

7. und 8. Schuljahr 22 Kinder A. Neumann

5. und 6. Schuljahr 37 Kinder R. Scholz

3. und 4. Schuljahr 33 Kinder A. Neumann

1. und 2. Schuljahr 45 Kinder R. Scholz

Am 13. September fand eine Elternversammlung bei Schneppe statt. Die verschiedenen Darbietungen - Chöre, Sprachchöre, Gedicht -und Klaviervorträge, ein Kulturfilm " Afrika-nische Affen" - fanden den Beifall der Anwesenden. Der Reinertrag ist zur Anschaffung von Lehrmitteln vorgesehen.

am 22.September besuchte der Herr Kreisschulrat die Schule. Nachmittags fand eine Besprechung mit den Schulleitern von Nohra und Wollersleben mit Herrn Schulrat und dem Russischlehrer, Herrn Musch, statt, in der die Russischstunden in den einzelnen Schulen fest - gelegt wurden. Hainrode hat in 2 Gruppen -5.-6. / 7. u. 8. Montagvormittag und Donnerstag nachmittags Russisch.

Anfang September erreichte uns der beiliegende Notruf der Rathausschule Steinach.

Notruf

Wir greifen zur Selbsthilfe!

Liebe Schulkameradinnen und Schulkameraden, helft uns in der größten Not!

Wir bitten Euch um eine Spende von Lebensmitteln aller Art

Bitte überhört unseren Notruf nicht!

Es grüßt die 4. Klasse.

Er wurde von unseren Kindern nicht überhört. Fast alle brachten etwas mit. Kartoffeln, Gemüse, Obst, Mehl, Graupen und Hülsenfrüchte. Als wir diese schöne Nachricht nach Steinachsenden konnten, bekamen wir als Antwort 30 Schiefertafeln und 30 Hefte, die wir hier dringend brauchten. Zu Weihnachten erhielten wir außerdem Glas = Christbaum-schmuck und Holzlineale.

Für die Winterszeit wurde die Schule mit etwa 15 rm (Raummeter) Brennholz und 3 Ztr Briketts versorgt

In der Ausbildung der Neulehrer wurde eine neue Arbeitsgemeinschaft mit Sitz in Hainrode. gebildet, zu der alle umliegenden Orte gehören.

Die Weihnachtsfeier am 22.12.47 wurde wieder von der Schule vielseitig ausgestaltet. Alle Schuljahre waren mit Gedichten, Chören, weihnachtlichen Szenen und Märchenspiel betei-ligt . Ja, es waren sogar Kostüme vom Stadttheater ausgeliehen.

Die Weihnachtsferien dauerten vom 20.12.47 - 17.1.48. Sie waren ungewöhnlich warm. Statt Schnee fiel reichlich Regen, sodaß die Wipper Hochwasser führte, auch die Teiche oberhalb des Dorfes liefen über. Daneben richteten starke Stürme an verschiedenen Stellen Schaden an.

Auch im Jahr 1947 beteiligte sich die Schule wieder an der Heilkräutersammlung. Leider reicht der erzielte Erlös kaum zur Deckung der Transportkosten. Als Anerkennung wurde eine Schachtel Süßstoff überwiesen.

Am 30. 1. sollte Lehrer Neumann nach Bockelnhagen versetzt werden, dafür sollte eine Lehrerin aus Bockelnhagen in Hainrode den Dienst antreten. Am 7.2. faßte die Elternschaft einstimmig den Beschluß, gegen die unbegründete Versetzung Einspruch zu erheben. Die Versetzung wurde daraufhin zurückgezogen

Durch den Sprengelarzt Dr. Fenner, Wolkramshausen, fand am 16.2.eine Untersuchung der Schulkinder hinsichtlich ihres Gesundheitszustandes statt. 20 Kinderwurden in die schlech-teste Gesundheitsstufe eingereiht und für einen Erholungsaufenthalt vorgemerkt.

Als Stein auf dem Wege zur Demokratisierung unserer Schule bildeten die Vertrauensschü-ler des 3. -8. Schuljahres einen Schülerrat, wählten einen Vorsitzenden, Schriftführer, Kassierer usw. Die Verwaltung des Schulgartens wurde in seine Hände übergeben.

Zur Abnahme des praktischen Teils der 1. Lehrerprüfung ( Lehrer Neumann und Scholz ) fand sich am 12.5.eine Prüfungskommission in Hainrode ein , deren Leitung in Abwesen - heit des Herrn Schulrat Fleischer, der Ausbildungsleiter, Herr Dullin hatte. Die geprüften Klassen 6., 7. und 8. Schuljahr, hinterließen auf die Kommission einen guten Eindruck.

Anfang Juni wurden der Schule vom Ministerium für Land- und Forstwirtschaft 19 Sei -denraupeneier zugesandt mit der Verpflichtung auf der Grundlage der vorhandenen Maul-beersträucher die Seidenraupenzucht aufzunehmen und nach Einspinnen der Raupen, die Kokons an die Mitteldeutsche Spinnhütte, Plauen, abzuliefern. In meinem Schuppen wurden behelfsmäßig die Zuchtvorichtungen erstellt. Trotz des ungünstigen nassen und kalten Wet-ters während der Entwicklungszeit, die auch bei allen anderen Zuchtvereinen Schäden und eine Verzögerung in der Entwicklung hervorrief, konnten wir am 2.8.1947 1kg Frischko-kons abliefern, die vom Wert als Qualität I Klasse bestätigt wurden. Als Gegenlieferung wurde für den Handarbeitsunterricht Nähseide beantragt.

Aus Anlaß des Jahrestages der Verkündung des Gesetzes zur Demokratisierung der deut-schen Schule fand am 13.6. eine Schulbegehung durch die Elternschaft statt, bei der auch der Bürgermeister anwesend war. In einer Rede, umrahmt von Gedichten und Chören, die dem Sinn des Tages entsprachen, wurde vom Schulleiter auf das neue Schulgesetz eingegangen und ein Rechenschaftsbericht über das Schuljahr gegeben. Anschließend wurden die Schulräume, ausgestellte Schülerarbeiten, der Schulgarten und die Seidenraupenzucht besichtigt. Zur endgültigen Fertigstellung des neuen Schulzaunes erklärten sich die Eltern bereit, Nägel zu stiften. Einige Jungen machten sich daraufhin erfolgreich an die Arbeit.

Der Tag der Schulentlassung am 17.7. wurde in feierlicher Form begangen. Am Nach- mittag eröffnete ein Staffellauf durch das Dorf die Sportwettkämpfe in denen die besten Jungen und Mädchen ermittelt wurden. Am Abend saßen die Schulentlassenen im Saal in der ersten Reihe, als ihnen durch Ansprachen der Lehrer und des Bürgermeisters die Bedeutung des Tages klargemacht wurde. Der Vorsitzende der SED überreichte an Bedürftige eine Geldunterstützung. Dann rollten zwei Märchenspiele: "Dornröschen" und "Pechvogel und Glücksmarie", dargeboten vom 5./6 und 7./8.Schuljahr ab, die bei den El-tern außerordentlichen Anklang fanden, sodaß am 19.7. noch eine Vorstellung für die Kinder eingelegt wurde. Am 18. 7. wurde die ganze jugendliche Schauspielerschar auf einen großen Gummiwagen geladen und gab ein Gastspiel in Nohra.

Kurz vor Ende des Schuljahres besuchte uns ein Photograph, der erste seit 1945, und photo- graphierte die 4 Klassen mit ihren Lehrern.

Schuljahr 1948/49

Mit Beginn des neuen Schuljahres wurde Herr Josef Musch in die dritte Planstelle einge wiesen und übernahm außer dem Russisch- Unterricht im 5. - 8. Schuljahr das 3.und 4. Schuljahr als Klassenlehrer.

Es übernahmen: Herr Neumann 1. und 2. Schuljahr

Herr Musch 3 und 4. Schuljahr

Herr Scholz 5. und 6. Schuljahr

Im 7.und 8. Schuljahr (34 Kinder)unterrichtet:

Herr Neumann: Mathematik, Physik, Turnen, Musik

Herr Scholz: Deutsch, Geographie, Chemie, Biologie, Englisch (Kurs)

Herr Musch : Russisch, Zeichnen

Am 1. Schultag, dem 1.September, wurden 17 Schulanfänger in unsere Schulgemeinschaft

aufgenommen.

Um die Schwierigkeiten in der Raumverteilung zu beheben, wurde als 3.Klassenraum das Vereinszimmer bei Schneppe belegt. Über den Preis wollte sich der Gastwirt mit dem Bürgermeister einigen.

Am Tag des Kindes, der schlecht organisiert war, gab es öffentlich Differenzen zwischen dem Bürgermeister und den Lehrern, die vor dem Kreisrat Wille beigelegt wurden.

Die Volksweihnachtsfeier wurde auch dieses Mal von der Schule ausgestaltet. Die Auf-führungen fanden reichen Beifall. Darüber berichtet folgender Zeitungsartikel: "Die Volks-solidarität führte in Zusammenarbeit mit der Gemeinde und der Schule die Volksweihnacht 1948 durch. Am Nachmittag waren alle Kinder geladen, die begeistert den Märchenspielen, Puppentänzen und den Weihnachtsweisen, die von Schülern und der Schulinstrumental- gruppe geboten wurden, folgten. Der Weihnachtsmann verteilte an alle Kinder Weihnachts -stollen und außerdem an alle Schulkinder Bücher und Hefte. Am Abend wurde das Programm vor der Dorfgemeinschaft geboten und fand großen Beifall. Anschließend wies Bürgermeister Genosse Bialkowski auf die besondere Bedeutung der Volksweihnacht 1948 hin. Der Ortsausschuß der VS verteilte außerdem an eine größere Anzahl Bedürftiger Geldspenden, Textilien und Hülsenfrüchte. Ein gemütliches Beisammensein vereinte die Dorfbewohner noch auf einige Stunden. " R. Sch.

Das neue Jahr brachte bald verschiedene Ereignisse. Herr Neumann wurde am 5.2. 1949 auf eigenen Wunsch nach Neustadt/Harz versetzt. Als Ersatz für ihn wurde Herr Pontow aus Wollersleben nach Hainrode versetzt.

Da die Mietforderung von Herrn Schneppe von 40 DM monatlich der Gemeinde zu hoch war, mußten wir den dritten Klassenraum wieder aufgeben.

Am 18.2.1949 wurde eine Elternversammlung einberufen, in der Frau Pontow den Eltern bekanntgemacht und die Arbeitsgemeinschaft "Freunde der anderen Schule" ins Leben gerufen wurde. Sie hat folgende Zusammensetzung

1. Vorsitzender: Herr Jacobi

2. Stellvertretender Vorsitzender Herr Otto Mund

3. Schriftführer Herr w. Rödiger

4. Kassierer Herr Segert

Vertreter der SED Herr Rödiger

Vertreter der VdgB Herr Werner

Vertreter des FDGB Herr Bloßfeld

Vertreter der VS Herr Bloßfeld

Vertreter des DFD Frau A. Scholz

Vertreter der FDJ Herr Otto Eichholz

Ferner die Lehrer Pontow, Musch und Scholz

Der bisherige Bürgermeister Bialkowski verschwand Ende Januar 1949 mit seiner Verlob- ten, Frau Wandt, über die Grenze. Über die näheren Umstände kann vielleicht später nach Klärung, ein Bericht gegeben werden.

Als neuer Bürgermeister wurde von der Gemeindevertretung Herr Günter Linsel gewählt.

Frau Ponto erhielt von der Gemeinde die polizeilich verschlossene Wohnung des geflüchteten Bürgermeisters zugewiesen. Da die Wohnung noch nicht geöffnet werden durfte, mußte Frau Pontow jeden Tag den Weg von und nach Wollersleben zurück legen. Infolge des schlechten Wetters erkrankte sie Mitte März schwer und konnte erst Ende Juni ihre Tätigkeit in Hainrode wieder aufnehmen und auch ihre Wohnung beziehen. Sie wurde von Herrn Musch im 1.und 2. und von Herrn Scholz im 5.und 6 Schuljahr vertreten.

Das ehemalige Schloß in Hainrode.wurde von der Volkssolidarität gepachtet und als Kinderheim ausgebaut. Als am 1.April der erste Kindertransport eintraf, fand sich das 5. ,6. ,7. und 8. Schuljahr mit Fröhlichen Liedern zur Begrüßung ein. Auch bei der Eröffnungs-feier durch den Landesausschuß war die Schule würdig vertreten.

Programm: Eröffnungsfeier am 5. April 1949 Beginn 10 Uhr

1. Jugend heraus! gesungen von Schülern der Schule Hainrode.

2. 10 Uhr Begrüßungsansprache Stellvertretender Landrat, Vorsitzender des Kreisausschus-

ses der VS Nordhausen

3. Gedicht Schule Hainrode.

4. Ansprache. Landessekretär Tischer vom Landesausschuss der VS

5. " Die junge Garde" Schule Hainrode.

6. Vertreter der Parteien und Organisationen sprechen.

7. Gedicht Schule Hainrode.

8. Schlußwort. Kreissekretär Steinbach vom Kreisausschuß der VS Nordhausen

9. Stenka Rasin "Auf der Wolga" deutsch und russisch gesungen von Schülern der Schule

Hainrode.

12,30 Uhr Mittagessen

13,15 bis 14,30 Uhr Besichtigung des Hauses

14,30 Uhr Nachmittagskaffee

Artikel im Thüringer Volk:- Fünf Wochen Sonnenschein

An den Nordhang der Hainleite schmiegt sich das einige 100 Seelen zählende Hainrode, dessen Geschichte eng mit der "Wöbelsburg" verbunden ist. Sie wurde um 1200 herum als Wasserburg erbaut, war den Raubrittern ein sicherer Sitz und Ausgangspunkt für ihre Streif züge, ist aus der Zeit der Bauernkriege bekannt und hat sich bis in unsere Tage durch ihre massive Bauweise erhalten. Bis 1945 ein Rittergut, wurde die "Wöbelsburg" dann Neu- bürgern als Wohnstätte übergeben. Als sie schließlich im Zuge der Demokratisierung des Dorfes zum Abbruch vorgesehen war, brachte die Volkssolidarität einen berechtigten Antrag ein.

Mit dem Erfolg: In der einstigen Raubritterburg ist heute ein Kindererholungsheim der VS untergebracht. In den Räumen erklingen heute helle, unbeschwerte Kinderstimmen. Seit einigen Tagen finden 47 Kinder der Gesundheitsstufe III im Alter von 6 bis 14 Jahren aus dem Stadt - und Landkreis Nordhausen Erholung und Gesundheit. In hellen, freundlichen Räumen, deren Wände mit Wilhelm - Busch - Motiven bemalt sind, herrscht fröhliches Treiben. Die Schlafräume, Waschanlagen und die Küche sind sauber und entsprechen allen Anforderungen.

Wenn in den nächsten Tagen die Sonne die Kinder aus dem Hause lockt, dann finden sie ausgedehnte Möglichkeiten zum Spielen und Tummeln vor. Ein großer Obstgarten und 1 ha Ackerland werden eine willkommene Bereicherung ihres Nahrungstisches bilden. Für die Dauer von jeweils fünf Wochen werden sich die Kinder unter der fürsorglichen Hand der Heimleiterin Frau Heil sowie des Pflegepersonals wohl fühlen. Ihre Gesundheit wird ständig von einem Arzt überprüft.

So ist das Kindererholungsheim "Wöbelsburg" ein wahrhaft vorbildliches Heim , das, wie der Landessekretär der VS Thüringen, Tischer, anläßlich der Einweihungsfeier feststellte das zweite Heim ist, das von den zwölf im Rahmen des Zweijahresplanes vorgesehenen eröffnet wurde."

Auch in der folgenden Zeit haben wir wöchentlich eine Kultur - und Märchen - Filmbetreuung durchgeführt -bis die Glühlampe ihren Dienst versagte

Am 1.Mai weckte frühmorgens um 6 Uhr der Schulchor die Bevölkerung. Die Leitung hat inzwischen Herr Herbert Wenkel übernommen, der ab 1.4. 1949 nebenamtlich als Musik-lehrer eingestellt ist. Den Demostrationsumzug eröffnete die Schule mit Transparenten und Girlanden. Sie wirkte auch durch Lieder und Sprechchöre an der Feierstunde mit.

Am Tag der Schulbegehung, am 12.6. waren die Eltern am Vormittag zur Besichtigung der Schule und der ausgestellten Arbeiten eingeladen. Eine freie Aussprache mit den anwesen- den Eltern und dem Bürgermeister trug zur weiteren Festigung des guten Einvernehmens mit den Eltern bei. Am Nachmittag folgte ein Fußballkampf 5./8. gegen 6./7. Schuljahr. Anschließend Märchennachmittag für die Kinder.

Am Abend ging ich in einer großen Elternversammlung bei Schneppe zunächst auf die Bedeutung des Tages und die Forderung der Leistungssteigerung in der Schule ein. Chöre und das Märchenspiel " Die zertanzten Schuhe" boten den Eltern zwei frohe, abwechslungs- reiche Stundenpläne

Zum 1.Mal nach dem Kriege wurden von den Klassenwieder größere Ausflüge unternom-men. Das 7./8. Schuljahr fuhr am 28. und 29. 6. zwei Tage in den Harz: Schierke - Elbingerode - Rübeland - Hasselfelde. Das 5. und 6. Schuljahr besuchte die Barbarossa- höhle, den Kyffhäuser und die Rothenburg, das 3.u. 4. die Barbarossahöhle und Bad Fran- kenhausen

Die bisherige Kinderlandgruppe wurde Anfang Juli in die "Jungen Pioniere" umgebildet.

82 Schüler traten zunächst der Gruppe bei. Ein Freundschaftsrat wurde gebildet. Näheres siehe im Protokollbuch der Pioniere..

Die Schule unterstützte auch die Sonnenblumenaktion der Volkssolidarität durch Sonnen-blumenanbau im Schulgarten auf ca 300 Qm

Auch die Seidenraupenzucht führte der Schulleiter Scholz wieder durch. Die Witterung war in diesem Jahr für die Entwicklung der Raupen ungünstig.

19 Schüler und Schülerinnen wurden am 23. 7. aus der Schule entlassen. Der Nachmittag vereinte alle Schüler bei Kaffee und Kuchen. Am Abend fand die Entlassungsfeier unter starker Beteiligung der Öffentlichkeit statt. Der Klassenlehrer, Vertreter der FDJ und der SED richteten ihre Worte an die aus der Schule scheidenden jungen Menschen. Anschlie-ßend folgten Sprechchöre, mehrstimmige Chöre, eine lustige letzte Schulstunde und das Märchenspiel "Die goldene Ganz"

In den letzten Schulwochen breiteten sich die Masern unter den Kindern des 1.bis 3. Schuljahres stark aus, so daß z. T. ein fortschreitender Unterricht nicht möglich war.

Um den Nachmittagsunterricht einzuschränken, ist ein Schulanbau an der Südseite des Hauses geplant. Er soll das dritte Klassenzimmer und darüber eine Lehrerwohnung aufnehmen, die entsprechenden Anträge wurden eingereicht.

Das Schuljahr schloss am 23. Juli. 15 Schüler erreichten nicht das Klassenziel.

1951 /52

Mit Schluß des Schuljahres 1950 /51 schied Kollege Scholz aus dem Kollegium Hainrode aus, um eine Stelle in Nordhausen anzunehmen. Bei Schuljahresbeginn war zunächst keine Lehrkraft anwesend, so daß sich der 65 jährige Koll. Karl Holste freiwillig weiter für den Schuldienst zur Verfügung stellte.

Am 15. September 1951 wurde der Lehrer und Heimleiter Kurt Nenninger aus Friedrichstal geb. in Rauenstein, Kr. Sonneberg, als Schulleiter nach hier versetzt. Er übernahm die Schuljahre 5 - 8. Holste übernahm 1 - 4.

Am 1.11,51 schied Frau Scholz als Turnlehrerin aus, ihren Unterricht übernahm der Musiklehrer Herbert Wenkel mit

Am Nachmittag des 24.9.51 unternahm die Oberstufe unter Führung des Försters Renner einen lehrreichen Waldspaziergang in Vorbereitung des "Tages des Waldes."

Am 19.10.51 20 Uhr fand im Hause der Demokratie eine gut besuchte Elternversammlung statt. Das 7.u. 8. Schuljahr gaben durch Lieder und Gedichte den Auftakt. Schulleiter Nenninger bereitete die Eltern auf die bevorstehenden Elternbeiratswahlen vor, außerdem wurden viele andere schulische Dinge besprochen.

Am 23.10.51 20 Uhr fanden ebenfalls im Haus der Demokratie die Elternbeiratswahlen statt. Von den 127 Wahlberechtigten (einschl. Kindergarten) wählten und waren anwesend 70 das sind 55,1%

Gewählt wurden: Wilhelm Lautenbach

Richard Gaßmann

Otto Mund

Johanna Wisnewski

Hedwig Lautenbach

Helene Woitek

Paul Gerlach

Durch Wegzug nach Saalfeld schied im September 52 die Eheleute Lautenbach aus. Frau Wisnewski zog nach Nohra. Als Ersatz wurden neu gewählt:

Otto Meier

Schwester Goldhorn und

Alfred Bloßfeld

Am 6.11.51 unternahm die Oberstufe einen Wandertag nach Kleinberndten und Amt Lohra.

Am 16.11.51 erkrankte Koll .Nenninger an einer Nierenkolik mit nachfolgenden Kreis- laufstörungen. Versäumte jedoch nur 4 Unterrichtstage.

Am 4.12.51 wurde ein neues Schulfriedenskomite gewählt, den Vorsitz führte Kollege

Nenninger.

Am 11.12.51 fand im Hause der Demokratie eine Sitzung des Elternbeirates statt. Diese endete sehr stürmisch, da die Eltern die Unterrichtsarbeit des Koll. Holste stark kritisierten

( Trunkenheit, Schlafen im Unterricht usw.)

Am 14.12.51 wurde die Schule vom Bezirksschulleiter Koll Kneffel Nohra überprüft.

Am 22.12.51 begannen die Weihnachtsferien. Sie dauerten bis 3.1.52.

Am Freitag, den 21.12.51 fuhren 50 Kinder der Unterstufe mit dem Omnibus Bornkessel ins Theater nach Nordhausen. Die Kinder waren von der Aufführung der "Schneekönigin" sehr begeistert.

Am 14.1.52 erkrankte Koll. Holste auf tragische Weise. Noch im vollen Alkoholrausch zur Schule gekommen, schlief er am Ofen ein, wurde bewußtlos, verbrannte sich besonders am Kopf stark und blieb unter dem Ofen liegen. Das Entsetzen der Kinder war groß. Nachbar Otto Probst und sein Sohn Horst brachten den Kranken in seine Logis bei Schneppe. Er sollte die Schule Hainrode nicht mehr betreten. Am 1.3.52 schied er aus dem Dienst.

Um den Schulbetrieb aufrecht zu erhalten, unterstützt mich im Januar Musiklehrer Herbert Wenkel tatkräftig. Im Februar übernahmen die Koll. von Nohra abwechselnd den Unterricht inder 1. - 4.Klasse. Sie waren entsetzt über den Leistungsstand der Kinder. Koll Holste starb wenige Monate danach in Nordhausen, vollständig dem "Suff" erlegen als Heimatloser.

Am 1.3.52 wurde Koll. Heinz Haubold, geboren in Sondershausen, von Kleinfurra zu uns versetzt. Er war ein junger, tatkräftiger Kollege. Er übernahm das 3. - 6. Schuljahr. Ich übernahm zu 7.und 8. noch 1.und 2., damit die Kleinen von dem Schuljahr noch etwas mit-bekommen sollten. Die Lücken, die durch Koll. Holste entstanden sind, sind schwer zu schließen. Koll. Haubold blieb leider nur bis Ende des Schuljahres, (5.7.52) um in seine Vaterstadt Sondershausen zurückversetzt zu werden.

Am 6. Juni 52 war uns vom Schulamt noch die dritte Lehrkraft, Frau Anna Kuhnke, aus Friedrichslohra zugewiesen worden. Koll. Kuhnke war jahrelang nicht im Schuldienst. Ihr Mann, ein pensionierter Förster, hat in Rehungen eine Bauernsiedlung übernommen. Sie findet sich sehr Schwer in die Schularbeit, sie ist 48 Jahre alt, ihr fehlt der Kontakt zum Kind. Auch scheint sie parteiisch zu urteilen. Elternklagen brechen nicht ab.

Die Ferienaktion 1952, obwohl gut geplant, kam nicht zur Entfaltung, da über unser Gebiet wegen Maul - und Klauenseuche Sperre verhängt ist.

Koll. Nenninger verbringt vier Ferienwochen im Thüringer Wald, da ihm von ärztlicher Seite dringend Erholung verordnet ist

Im Februar 1952 war Bürgermeister Braun aus dem Amt geschieden, da er in die HO-Ver-waltung übergeht. Sein Nachfolger wird Emil Schützenmeister.

1952 /53

Am 3. September 1952 beginnt das Schuljahr 1952 /53

Für Koll. Haubold ist uns die Koll. Käte Ide aus Großwerther zugewiesen worden. Ich übernehme 7. /8., Koll. Ide 5. /6., Koll. Kuhnke 1. -4 Einen Teil der Stunden in 1.-4. wird noch von Ide und mir übernommen. Frau Ide 52 Jahre alt und noch sehr tatkräftig. Frau Kuhnke wohnt in zwei Zimmern bei Bartlitz, Frau Ide hat ein Zimmer bei Ida Gaßmann, das sie aber selten bewohnt.

Am 5.7.52 wurden aus dem 8. Schuljahr mit bestandener Abschlußprüfung entlassen: Jutta Lautenbach, Helga Meinhard, Siegrun Apel, Linda Strecker, Heinz Segert, Gerd Rosenbusch Heinz Bergmann, Alfred Ullrich, Otto Werner, Hans Seidler, Werner Mund, Walter Schiller Aus dem 6. entlassen: K H Bartlitz, Fritz Wagner, Rosemarie Stolze

Aus dem 4. Schuljahr entlassen : Egon Geldmacher.

Neuaufnahme am 1.9. 52: Renate Delfs, Gertrud Schellberg, Elvira Bloßfeld, Monika Palm, Gretel Rilk, Ulrich Meyer, Jürgen Wetzel (Rodenhagen)

Nachträgliches aus dem Schuljahr 1952 /53

Am 3.4.52 fehlen 28 Kinder, eine Grippeepidemie hat unseren Ort heimgesucht.

Osterferien dauern vom 5.4. - 21.4.52 Am 25.4.52 unternahmen. Lehrer und Kinder eine herrliche Wanderung nach Wernrode, Straußberg, Kirchberg nach Hainrode.

Der 1.Mai 52 wird in Hainrode zu einem wahren Festtag aller Werktätigen - Pioniere und Schüler im Festzug. Anschließend Kinderfest auf dem Festplatz.

Den 8. Mai, Tag der Befreiung vom Hitlerfaschismus feiern wir gemeinsam im Kinderheim.

"Wöbelsburg."

Am 16.5.1952 findet eine Elternversammlung bei Zimmermanns statt. Gut besucht Tages-ordnung: Abschluß - und Versetzungsprüfungen, Internationaler Kindertag, Elternseminar, Disziplinfragen. Zu letzterer Frage muß ich erwähnen, daß die Disziplin an unserer Schule noch als Nachwirkung von K. Holste stark gelitten hatte. In dieser Frage stehen die Eltern noch zu abseits. Ihr Verständnis dafür, daß eine gute Disziplin die Grundlage aller Schular-beit ist, läßt sich nur langsam entwickeln. Ich muß überhaupt annehmen, daß über innerschulische Probleme von meinen Vorgängern wenig mit den Eltern gesprochen worden ist. So ließen mich in diesen Tagen höchst unmoralische Worte bei verschiedenen Schul-kindern aufhorchen. bei Vernehmung der Hannelore Hoche stellte sich heraus, daß einige Kinder recht unsittliche Dinge trieben. die Haupttäter sind Heini Geldmacher und Horst und Waldemar Hoche. Die Mütter, Frau Geldmacher, Frau Kahmann, Frau Bauersfeld und Frau Hoche werden in meiner Wohnung aufgeklärt Des Waldemar Hoche nimmt sich die Kriminalpolizei an, doch es erfolgt nichts.

Am27.5.52 findet ein Morgenappel zur Eröffnung des IV. Parlamentes der FDJ statt. Am 31.5.52 findet in der Schule eine Feierstunde zum Tag des Kindes statt. Am 12.Juni, Tag des Lehrers wird mir vom Bürgermeister in einer Feierstunde eine Geldprämie überreicht. An Lehr = und Lernmitteln erhalten wir kostenlos von der Regierung unserer Republik: Einen Physikschrank im Werte von 285 DM, eine Karte von der SU (50 DM) und einen Vetter- schen Lesekasten (46 DM).

Besondere Beachtung muß in all den Jahren der Einsatz der Lehrer in gesellschaftspolitischer Hinsicht erfahren. Während die Lehrerinnen keinerlei außerschulische Arbeit leisten, ist Koll. Nenninger überbeansprucht. Die Funktion eines Protokollführers im Antifa - Ortsblock wird er nach harten Auseinandersetzungen los. Dafür wird er im Februar 1953 zum Vorsitzenden der Gemeinvertretung gewählt. Seit dem 1.1.1953 ist er nebenamtlicher Pionierleiter. Seine Frau unterstützt ihn tatkräftig und leitet die Gruppe der kleinen Pioniere. Am Donnerstagnachmittag ist frei für die Pionierarbeit. Es wird gute Arbeit geleistet, das zeigt sich bei der Ausgestaltung fast aller öffentlichen Feste und Feiern durch die J.P. Erwähnt sei der 8. März, internationale Frauentag, der 1.Mai jeden Jahres. Weihnachten 1952 wurde eine große Weihnachtsfeier mit Theater veranstaltet. Koll. Nenninger sitzt in vielen Ausschüssen, z.B. Nationale Front, Ortsfriedenskomitee, er ist Bibliothekar und ab 1953 Jugendhelfer. Es ist ein dauerndes Ringen um Abnahme einiger Funktionen, da die Anforderungen der Schule und all der Funktionen zu groß sind. Leider hilft in Hainrode niemand in dieser Hinsicht dem Schulleiter Nenninger. Frau Nenninger ist Hauptkassierer der Nationalen Front am Ort (102 Personen monatlich zu kassieren, sie ist Gruppenkassiererin der SED und daselbst in der Ortsleitung tätig. Sie kassiert im DFD eine Gruppe, sie organisierte die Theaterfahrt ins Nordhäuser Theater. Für all diese aufopferungsvollen Tätigkeiten erntet das Ehepaar Nenninger von den Hainrödern keinen Dank. Im Gegenteil, mancher Hainröder zeigt sich ihnen gegenüber oft im schlechtesten Licht.

Im Sommer 1952 litt der Ort unter einer großen Fuchsplage. Es wurden ca.170 Hühner von diesen Räubern geholt; vom Schulleiter Nenninger allein 9 Stück. Obwohl der Pfarrer und Genosse Delfs ein Gewehr besaß und Schießerlaubnis hatte, tat er nichts dagegen, da ihm im Sommer die Felle zu billig seien. Pfarrer Delfs ist Bezirkstagsabgeordneter. Im Frühjahr 1953 gingen die Füchse alle an der Tollwut ein; seitdem ist Ruhe.

Am 6. März 1953 starb der weise Lehrer und Führer der Menschheit, Joseph Stalin. Sein Andenken wurde in einer Schulfeier und einer Trauersitzung der Gemeindevertretung geehrt

Am Ostertag brannte wieder das traditionelle Osterfeuer ; nachdem Koll. Nenninger zuvor mit den Kindern alles vorbereitet hatte. Leider waren die Erwachsenen, die am lau-testen diesen Brauch wieder gefordert hatten, nicht am Feuer. Nenninger machte in diesem Jahre erstmalig das österliche Kugelschlagen mit. Das ist ein schöner und sportlicher Brauch nur dürfte er nicht in einer argen Trinkerei ausarten. Auch sollte man dabei keine Militaristen = und Conleurstudentenlieder singen, sondern schöne deutsche Wander = und Volkslieder. Das übliche Burschenbengeln fand auch wieder statt. Solange dieser "Akt" ohne Couleur Studentenmanieren und moralisch sittlich einwandfrei abgeht, ist nichts dagegen zu sagen. Leider kam es dabei zu wüsten Szenen auf dem Lindenüber. Die 14 und 15 Jährigen betranken sich sinnlos, beschmutzten sich die neuen Konfirmandenanzüge und benahmen sich unmöglich. Lehrer Nenninger, der nicht gegen den Brauch, aber gegen diese Auswüchse öffentlich auftritt, stößt bei vielen Erwachsenen und Eltern auf Unverstand, ja sogar auf offene Feindschaft. Wahrlich kein schönes Zeichen für das moralische Empfinden

vieler Hainröder Eltern.

Die Abschlußprüfungen für das Schuljahr 1952 /53 fanden am. 8. - 30. Juni statt. Die mündliche Prüfung wurde in Nohra gemeinsam mit den Schülern aus Nohra durchgeführt. Unsere Schüler haben alle bestanden: Robert Woitek mit "Gut". Er besucht die Oberschule Bleicherode, Karin Gerlach mit "Gut" , sie besucht ebenfalls die Oberschule Bleicherode, Ruth Ernst mit "Bestanden", sie besucht die Musikgrundschule Sondershausen, Doris Gaßmann mit "Bestanden", sie bleibt in der elterlichen Landwirtschaft, Reinhardt Solka mit "Bestanden", er lernt Schlosser in der Abus Nordhausen, Klaus Kahmann mit "Bestanden", er ist Berglehrling im Schacht Bleicherode.

Aus dem 6. Schuljahr wurden entlassen: Mariechen Rilk, Bärbel Meinhardt, Marga Kellermann und Rolf Wilker. Horst Hoche wurde aus dem 2. Schuljahr entlassen.

Die Entlassungsfeier fand am 5.7.53 in der Schule statt.

Der Juli 1953 gehörte der Ferienaktion. Der Staat stellte uns 320,00 DM zur Verfügung. Der Höhepunkt war die dreitägige Reise mit 40 Kindern auf den Kyffhäuser. Als Helfer waren dabei: Koll. Lehrer Nenninger, seine Frau, Koll. Ide und der Helfer Dieter Becker. Übernachtet wurde in der Schule Steinthalleben (nachts mächtiges Gewitter). Die Fahrt war sehr erlebnisreich. Viele Wanderungen in die Umgebung von Hainrode wurden unternommen. Heilkräuter sammeln, Kinobesuche und Theaterbesuch.

Am 4.9.53 findet die Einführung der Neulinge statt. Die Neulinge sind: Ina Musch, Marion Gaßmann, Alice Apel, Hella Both, Karla Werner, Hansi Schroller, Edgar Krebs, Bernd Stange, Jürgen Kellermann und Norbert Menzel.

In den Sommerferien 1953 widmete sich Koll. Nenninger der Seidenraupenzucht. 8000 Raupen, 13 1/2 kg Kokons; eine mühselige Arbeit

Koll. Kuhnke erkrankt vom 8.9. - 6.11.53. Koll. Nenninger übernimmt 1./2. mit.

Die letzte Woche vor den Weihnachtsferien erkrankt Kollg. Ide. Es ist schlimm, immer nur halbe Arbeit, und die Pläne !

Im November 1953 sehen unsere Schüler das Theaterstück "Die feuerrote Blume" in Nord-hausen. Abends werden die Kinder von vier Pferdewagen (Otto Werner, Otto Meier, Wandt IV und Hugo Engel) vom Bahnhof Wolkramshausen abgeholt. Unerfreulich war, daß sich begleitende Mütter als erste in der Nacht auf die Wagenbauten, während kleine Mädchen noch hilflos um Platz bettelten. An den Kindern hat man oft seine Freude, aber die Eltern , die Eltern von Hainrode !!!

Die Schüler haben schon mehrere Schrottsammlungen mit Erfolg durchgeführt. Die Okto-bersammlung brachte 1780 kg.

Seit 1.9.1953ist als Turnlehrer der Maurerbrigadier Alfred Bloßfeld eingestellt, da uns Nohra den Turnlehrer nicht mehr schickt. Er macht seine Sache sehr gut.

Am 19.12.53 findet bei Schneppe ein öffentlicher Pioniernachmittag mit weihnachtlichem Gepräge statt. Es klappte alles gut, nur war bedauerlich, daß nicht mehr Eltern anwesend waren. Ja, über einen Textilverkauf bei Zimmermann vergißt man leicht seine Kinder.

Am 3.12.53 fanden bei Schneppe die Elternbeiratswahlen statt. Der alte Beirat wurde wieder gewählt. Lediglich Richard Gaßmann schied auf eigenen Wunsch aus, dafür ist Frau Hilde Kellermann neu hinzugekommen Der Abend war gut besucht. Vor allem wurden die Disziplinfragen unter Nachdruck des Schulleiters Nenninger stark diskutiert. Leidenschaft-lich sprach man über die nun fast zur Tatsache gewordenen Einschulung unseres Schul-

jahres 5.- 8 in die bis dahin fertig gestellte Zentralschule Nohra. Die Eltern erkennen den Vorteil wohl an, wünschen aber, daß die Kinder zur Schule gefahren werden, und bemän-geln, daß sich kein Vertreter der Zentralschule Nohra oder des Kreisschulamtes in Hainrode sehen ließ, um die Angelegenheiten mit den Eltern zu besprechen. Sie fühlen sich sehr vor vollendete Tatsachen gestellt. Koll. Mund, der am Abend für die Sache sprach, war wohl nicht autorisiert, denn er sprach zu sehr in Vermutungen.

Nicht vergessen werden darf der Tag des Lehrers am 12.6.1953 an dem die Verbundenheit der Kinder von Hainrode zu ihren Lehrern so schön zutage trat. Wir wurden reichlich beschenkt, die Klassenräume waren ein Blumenmeer. Zur Feier aber fehlten die Eltern. Diese verstehen die neue Schule und die neue Zeit immer noch schlecht.

Veränderungen: Hans- Herbert Wenkel zieht nach der Stadt Wehlen bei Pirna, nachdem die Eltern geschieden wurden. Jürgen (Ro ) Wetzel, Enkel des Neusiedlers Rodenhagen, geht zu seiner Mutter nach England. Die Familie Both zieht in ihre Heimat nach Düsseldorf

(12.9.53 )

Im Jahre 1953 wurde endlich der Schulhof trocken gelegt, das Einfahrtstor am Schulhof erneuert, in jede Klasse kam eine zweite Lampe. In die Volksbücherei wurden für 100 DM neue Bücher gekauft.

Als die Gemeinde im Oktober 1953 200 Obstbäume bekam, gruben die JP an drei Nachmit-tagen 36 Pflanzlöcher am Wolkramshäuser Wege. Leider folgte unserem Beispiel, kein Verein und keine Organisation von Hainrode, so daß die restlichen Arbeiten aus dem Etat bezahlt werden mußten. Für das Allgemeinwohl tat in Hainrode Niemand etwas. Man gewinnt die Erkenntnis, daß die Hainröder, wo sie ihren persönlichen Vorteil wittern, die reinsten und gewandtesten Mathematiker und folgerichtigsten Denker sind, wo aber die Allgemeinheit, sagen wir, ein demokratisches friedvolles Vaterland eine Kleinigkeit Initia-tive verlangt, wollen sie recht ungeschickt erscheinen.

Am Dienstag, den 12.1.1954 fuhr Koll. Nenninger mit dem JP Gretel Franz und Günter Becker zur sowjetischen Kommandantur nach Nordhausen, um eine Grußadresse an den Oberleutnant Iwanuschkin abzugeben, der beim Versuch, eine deutsche Mutter mit zwei Kindern in Naumburg aus einem brennenden Hause zu retten, sich schwere Verbrennungen zugezogen hatte.

Erwähnenswert ist die gute Zusammenarbeit des Bürgermeisters Emil Schützenmeister mit dem Schulleiter Nenninger. Er vertritt oft gegen die Rückschrittlichsten Teile von Hainrode die Belange der neuen Schule, in seiner Verwaltungsarbeit ist er ein fortschrittlicher Staats-

funktionär, was ihm oftmals Undank einbringt.

 

Wegen Zeitmangel möchte ich für meinen Mann die erwähnungswertesten Ereignisse noch

ergänzen. Im April 1954 erfolgte die Entlassung der Kollegin Kuhnke aus dem Schuldienst. Ihr Verhalten den Kindern gegenüber war schlecht und verstieß oft gegen die Gesetze un-seres Staates. Sie schlug die Kinder trotz Verwarnungen nach wie vor. Warf die Hefte (Eigentum der Kinder) in die Ecke usw.

Für Frau Kuhnke kam Frau Christa Wandt aus Wolkramshausen. Sie unterrichtete zuletzt in Wollersleben/Nohra.

Mein Mann bemüht sich seit langer Zeit um einen geeigneten Raum im Ort für die wö-chentlichen Arztsprechstunden. Leider immer ohne Erfolg. Es ist unverantwortlich, daß die Kinder früh in den bakterienverseuchten Schulräumen Unterricht haben sollen. Ein Bericht an das Kreisgesundheitsamt, der die Mängel diesbezüglich aufzeigte, hatte zur Folge, daß manche Leute böse auf uns waren. Durch Termineinhaltung vom Kreis aus, müssen sich die verantwortlichen Funktionäre von Hainrode ernstlich Gedanken über ein Arztzimmer machen.

Aus der Schule kamen am 4.7.1954: Helga Rosenbusch, Helga Schmidt, Jutta Arnold, Günther Becker und Günther Ulrich.

Aus dem 5. Schuljahr : Horst Bauer und Anneliese Tüsch

Zur Ferienaktion 1954 ist folgendes zu sagen: Zur Verfügung standen uns 1200 DM. Für das 7.und 8 Schuljahr wurde eine größere Fahrt ( 5Tage ) geplant und zwar ins Schwarzatal, mit Fahrt nach Jena (Planetarium, Museum usw.)

5.und 6. Schuljahr. Eine Fahrt nach Werningerode. Die Unterstufe machte kleinere Wan-derungen und eine Tagestour ins Helbetal. Das Theaterstück "König Drosselbart" sahen alle.

Am 8. August 1954 fand vom FDGB Bau - Holz ein großes Sterntreffen in Hainrode statt Die Fahrtmöglichkeit zur Zentralschule Nohra wird geklärt und steht die Frage der Verset- zung für uns. Mein Mann soll auf Grund seiner Ausbildung nicht die Unterstufe überneh men. Er wird die Leitung einer größeren Schule übernehmen. Frau Wandt tritt am 1.9.1954 in Hain beim Schulleiter Schneider ihren Dienst an.

Als Schulleiterin und Nachfolgerin bleibt Frau Ide in Hainrode.

Mein Mann als auch ich wünschen unsere lieben Frau Ide und ihrem Mann in Hainrode viel Erfolg und nicht so viel Posten und Ärger wie wir sie hatten. Möge die gute Zusammenar-beit zwischen Bürgermeisteramt und Schule weiterhin eine gute bleiben, daß nicht wieder die alten Allüren aufkreuzen beim Bürgermeister, der manchmal alleininger Herrscher über alles, auch über die Schule sein wollte. Letzteres hat mein Mann nicht zugelassen. Über schulische Angelegenheiten hat der Schulleiter die Verantwortung.

mit Freude vernehmen wir, daß das Problem mit dem Arztzimmer geregelt wurde und zwei Räume in der alten Schule eingerichtet werden. Bravo !!!

Sigrid Nenninger.

 

1954/58 (aufgezeichnet von Käte Ide)

Über die Frequenz der Schule in der Zeit nach Abgabe der Schuljahrgänge 5. - 8.zur Zentralschule Nohra ist folgendes auszuführen :

Die Schülerzahl stieg von 25 im Jahre 1954 bis 34 im Jahre1958 (Klasse 1 - 4)

Da die Zahl der Schulneulinge noch im Wachsen begriffen ist, wurden auf Anregung des Volksbildungsamtes und nach Anhörung der Elternschaft mit Beginn des neuen Schuljahres (1958/59) auch die Schüler der Klasse 4 mit an die Zentralschule zu Nohra abgegeben, sodaß die Zubringerschule Hainrode nur noch die Schüler der Klassen 1-3 zu betreuen hat. Ohne diese Neuregelung würde die Schülerfrequenz sich auf etwa 40 erhöht haben.

In personeller Hinsicht ist folgendes zu sagen.. Mit der nebenamtlichen Abhaltung der Turn-stunden war bis 1956 Herr Bloßfeld beauftragt. Nach seinem Wegzug nach Nordhausen wurde dieser Unterricht von der Unterzeichneten .(Ide) übernommen. Während einer längeren Erkrankung der Frau Wagner, die den Handarbeitsunterricht leitet, Im Winterhalb-jahr 1956/57 wurde Frau Schmücking zur Vertretung eingestellt.

Mit Beginn des Schuljahres 1957/58 wurde zur Entlastung der Stelleninhaberin Herr Wenkel mit der Wahrnehmung des Sing- und Werkunterrichtes beauftragt.

Schrottsammlungen(sowie auch die Sammlung von Lumpen, Flaschen und Altpapier) wurden auch nach 1954noch laufend durchgeführt, obwohl sich die Schüler der niederen Klassen nur bedingt für derartige Aktionen eignen. Die Erlöse wurden zu Wanderungen, Theaterfahrten sowie zur Ausgestaltung der Ferienspiele verwendet. Im Rahmen der Durchführung der Ferienspiele sind auch Fahrten durchgeführt worden.

a) nach Sondershausen - zum Besuch des Schwimmbades und des Heimatmuseums. Die

Kinder haben hier die Sehenswürdigkeiten des Letzteren mit großem Interesse auf -

genommen.

b) Nach Frankenhausen -zum Besuch des Kyffhäusers und der Babarossahöhle

c) Wiederholte Fahrten nach Erfurt zur Besichtigung des Domes; der Wandgemälde im

Treppenhaus des Erfurter Rathauses; des Kulturparkes der Cyriaksburg mit seinen

gepflegten Blumenanlagen und seinem Wildgehege; des Konsum-Warenhauses, um

den Kindern ein Bild von dem geschäftlichen Leben einer Großstadt zu geben.

Eine Fahrt per Omnibus, und zwar in Gemeinschaft mit der Zentralschule zu Nohra führte zum Brocken

Nicht zu vergessen sind die regelmäßigen Fahrten zu den alljährlich stattfindenden Mär- chenspielen im Stadttheater und die Fahrten zum Besuch einiger Zirkusvorstellungen.

Zur Vertiefung des heimatkundlichen Unterrichtes erfolgte Fahrten:

a) nach Nordhausen - Kulturstätten, alte Festungsmauer, usw. Besuch der Salzaquelle und

der Stätte des ehemaligen KZ Lagers Dora .

b) nach Ilfeld zum Besuch des Braunsteinhauses.

Was die Abhaltung der Ferienspiele, die vorstehend schon besprochen wurde, anbetrifft, soll nicht versäumt werden zu erwähnen, daß im Jahre1955 das Schulkombinat Haferungen/

Immenrode mit drei Lehrkräften und etwa 25 Schülern ein Ferienlager in einem Raum des Schulgebäudes durchgeführt hat. Die Kinder, denen sonst an ihren vom Verkehr und dem Harz abgelegenen Heimatort nichts geboten werden konnte, wurde es dadurch ermöglicht, die Nähe des Waldes zu ausgedehnten Wanderungen und die Badegelegenheit im Teichtal auszunutzen. Die Eltern, die ihre Kinder in Hainrode besuchten, waren voll des Lobes über das, was den Kindern geboten wurde, sowie auch über die Unterbringung und Verpflegung. Letzteres wurde in der Küche des Stelleninhabers zubereitet. Einige Frauen des DFD stellten sich in uneigennütziger Weise zur Verfügung. Sie sorgten dafür, daß den Kindern das schmackhafte Essen pünktlich gereicht werden konnte. Unzuträglichkeiten in der Benutzung der Schule, haben sich dank der guten Aufsicht, durch die Lehrkräfte, nicht ergeben.

Im krassen Gegensatz hierzu hat die Inanspruchnahme der Klassenräume durch zwei Betriebe für Zwecke der Abhaltung je eines Betriebsferienlagers zu erheblichen Störungen der innerschulischen Ordnung im Gebäude und den verschiedensten Unzuträglichkeiten anderer, insbesondere disziplinarischer Art (Erbrechen von Schränken, unbefugtes benutzen von Turninventar der Schule, Verursachung von Lärm zu nächtlicher Stunde und derglei-chen) geführt. Dies hatte zur Folge, daß einer Verwendung für derartige Zwecke in der Zukunft seitens der Schule nicht mehr zugestimmt wurde.

Unzuträglichkeiten und Störung der innerschulischen Ordnung bereitete auch die Belegung des zweiten Schulraumes mit Möbeln und anderen Hausrat im Frühjahr 1956.

Die Unterzeichnete (Frau Ide) hatte sich der Gemeinde gegenüber bereit erklärt, eine eva-kuierte Familie (Rodenhagen) für einige Tage Obdach zur Unterbringung ihres Hausrates zu gewähren.

Das Entgegenkommen der Schule wurde arg mißbraucht, indem die Vorkehrungen für eine anderweitige Unterbringung der in Frage kommenden Gegenstände trotz ständiger Vor- stellungen immer wieder hinausgezögert wurden. Der Raum befand sich in einem für eine Schule skandalösen kulturwidrigen Zustand. Er konnte während der Dauer der in Anspruch- nahme weder für schulische Zwecke (Turnstunden, Filmvorführungen usw.) noch für Zwecke der Abhaltung der Bibliothekstunden benutzt werden. Der Raum bedurfte selbstverständlich hinterher noch der Desinfizierung. Es waren ernstliche Schritte notwendig, um den Raum für die Feier des Tages des Kindes, welche infolge anhaltend schlechten Wetters sonst nicht hätte begangen werden können, frei zu machen.

Als das Problem Erweiterung der Räumlichkeit für den Kindergarten akut wurde, glaubte man, daß dies die beste Gelegenheit sei, die Zubringerschule aufzulösen und die Kinder in die Zentralschule Nohra mit zu überführen und den Kindergarten in die Schule zu verlegen Die Elternschaft verwahrte sich ernstlich gegen dieses Vorhaben. Das Volksbildungsamt, dem die Hintergründe des Vorhabens bekannt waren, er sah keine Notwendigkeit das Problem "Kindergarten" auf diese Weise zu lösen. Doch als dann der Anbau des Kindergar-tens in Angriff genommen wurde, hat die Schule zur Vermeidung der Stilllegung der Kindergartenarbeit (während der Bauperiode) dem Kindergarten Asyl gewährt.

In der Folgezeit wurde erneut versucht, den für Schulzwecke unumgänglich notwendigen zweiten Raum zweckzuentfremden. Die FDJ begehrte einen Raum ihrer FDJ-Abende. Im Einvernehmen mit dem Schulamt und zu voriger Absprache mit der Kreisleitung der FDJ, stellte die Schule den zweiten Klassenraum für diese Zwecke zur Verfügung. Das geschah mit der ausschließlichen Maßgabe, daß die FDJ nur Gast in dem Raum sein sollte und der Raum stets für die Schule benutzungsbereit blieb. Es hat auch hier nicht daran gefehlt, der Schule die Verfügungsgewalt streitig zu machen, trotz Belehrung durch die Aufsichts- behörde

Die immerwährende Benutzung des Raumes zu außerschulischen Zwecken war nur möglich indem der Stelleninhaber stets größte Bereitschaft und Verständnis zeigte für gewisse Not-wendigkeiten. "Er" war ja ständig gezwungen umzuräumen und zeitweise auch Mobiliar und andere Inventarstücke der Schule in seine Privaträume aufzunehmen, ganz zu schwei-gen von den ewigen Störungen im Hause und den zeitlichen Beanspruchungen, die in Kauf genommen werden mußten.

Die von meinem Vorgänger, Koll. Nenninger, alljährlich übernommene Pflege der Seiden-raupenzucht konnte in dem bisher betriebenen Umfange wegen des Ausfalles der Schul- jahrgänge 5-8 nicht mehr weitergeführt werden. Es bedarf keiner weiteren Ausführung, daß zu einer ordnungsgemäßen Durchführung dieser Arbeit Schüler der Klassen 1 - 4 nicht geeignet sind. So wurde die Arbeit während der Ferienzeit ausschließlich von der Familie der Unterzeichneten weitergeführt. Während der beiden letzten Jahre, lag die Arbeit in den Händen von Kräften der Gemeindeverwaltung.

Bei den Wahlen zum Elternbeirat wurde in der Weise verfahren, daß auf bewährte Kräfte bei einer Neuwahl immer wieder zurückgegriffen wurde und nur Mitglieder ersetzt wurden, deren Kinder die Schule nicht mehr besuchten. so haben Herr Wenkel, Frau Lisa Schröder, Frau Gerda Wacker mehrere Amtsperioden durchgehalten, und haben in dieser Eigenschaft der Schule gern und willig ihre tatkräftige Hilfe zur Verfügung gestellt und die Belange der Elternschaft würdig vertreten. Herr Wenkel hat dabei die Geschäfte des Vorsitzenden wahr - genommen. Die Zusammenarbeit der Unterzeichneten mit dem Elternbeirat war immer fruchtbringend und reibungslos.

Von Epidemien ist die Schule in der Berichtszeit verschont geblieben, außer einem Schar-lachfall in der Familie der Stelleninhaberin, der diese zur Fernhaltung vom Unterricht während der Dauer von 14 Tagen nötigte. Die Vertretung wurde von Herrn Lehrer Musch wahrgenommen. Kurz vor Beendigung des Schuljahres 1957 /58 mußte der Unterricht während einer Masern- Epidemie für die Dauer von drei Tagen ausfallen.

Gesellschaftspolitischen Verpflichtungen hat die Stelleninhaberin neben der beruflichen Tätigkeit und den Aufgaben in ihrer Hauswirtschaft nur in beschränktem Umfange nach-kommen können. Immerhin hat sie jahrelang sich der kulturellen Betreuung des Ortes insofern angenommen, als sie die Besuchergruppe für den Theaterring organisierte, zu-sammenstellte und die Karten laufend vertrieben hat. Weiterhin hat sie die Geschäfte des Kassierers der Nationalen Front wahrgenommen und war außerdem Mitglied zweier Kommissionen in den Gemeindekörperschaften.So weit wie es ihre Zeit gestattete, besuchte sie die Versammlungen des DFD und des DRK, deren Mitglied sie war und nahm auch an den Sitzungen der Gemeindevertretung teil. Zu erwähnen ist weiterhin, daß von der Unterzeichneten während der Berichtszeit die Aufgaben eines Freundschaftspionierleiters wahrgenommen wurden. Die Pioniernachmittage waren gut besucht. Die Kinder nahmen freudig an diesen Veranstaltungen teil.

Die an die Schulen ergangenen höheren Anordnungen, mit Produktions Betrieben, Produktions- Genossenschaften oder sonstigen Einrichtungen, Patenschaftsverträge abzu- schließen, wurde in der Weise Rechnung getragen, daß mit dem Kindererholungsheim "Wöbelsburg" ein Freundschaftsvertrag abgeschlossen wurde. Das Bisher schon bestehende gute Einvernehmen wurde dadurch noch bekräftigt. Der Inhalt des Vertrages ergibt sich aus den Aktenverträgen.

Die Unterzeichnete hat gern an der Schule in Hainrode gewirkt und hat in ihrer Tätigkeit auch große Befriedigung gefunden. Das Einvernehmen mit der Elternschaft war ein ausgesprochen gutes. Insofern wird auch von ihr das Scheiden aus dem bisherigen Wir-kungskreis bedauert. Ich wünsche allen Kindern, die durch meine Hände gegangen sind, alles Gute für ihren ferneren Lebensweg.

Käte Ide

 

Diese Schulchronik habe ich in den 80er Jahren einmal von Herrn Musch erhalten und habe sie in Schreibschrift abgeschrieben und nun (2013) mit Laptop übertragen. Leider hat der Herr Musch nichts von seiner Zeit bis zum Ende geschrieben. Ich hatte ihn noch darum gebeten, doch leider nichts erhalten Er verstarb am 25.04.1994 im Alter von 72 Jahren. Er hat wahrscheinlich von Frau Ide an, die Schule bis zur Auflösung geleitet

 

Hainrode im Jahre 2003 / Otto Pabst / Ortschronist

 

 

Besucher :
31829

Heimat- und Museumsverein

Hainrode/Hainleite

 

Zur Bleiche 12

OT Hainrode
99752 Bleicherode

Tel.: (036334) 474770

E-Mail:

 

 

 

 

kerze

 

Wir zünden eine

Kerze an für :

 

Reinhard Wacker

geb.  22.02.1948

gest. 15.04.2024

 

Bert Schulz

geb.   06.03.1965

gest.  24.02.2024

 

Käthe Groschop

geb. Strube

geb.   29.10.1926

gest.  28.10.2023

 

 

Karsten Jessulat

geb.  21.03.1963

gest. 09.09.2023

 

Maria Freitag

geb.   13.03.1938

gest.  04.09.2023

 

 

 

Wir sprechen

den Hinterbliebenen

hier unsere herzliche 

Anteilnahme aus.

 

 

 

Stöberecke

 

Alte Schrift lernen
http://www.eberstadt-frankenstein.de/

content/schrift.pdf

 

 

Wer gern einmal eine Runde spielen möchte

meldet sich unter 036334-474770 / bei Familie Zeitler

oder beim Ortschaftsrat von Hainrode.

Ab 23.03.2023 sind auch wieder Tischtennis Nachmittage -

gespielt wird an 4 Platten immer Do ab 16.00 Uhr und Fr ab 17.30 Uhr-

ab 3 angemeldeten Spielern.

kegel